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Bregenzer Festspiele - "Maria de Buenos Aires": Mehr Konzert als Oper

©Hartinger
Große Oper auf der Seebühne, kleine Oper auf der Werkstattbühne. Wer am Samstagabend in Bregenz nicht Georges Bizets "Carmen", sondern Astor Piazzollas "Operita" "Maria de Buenos Aires" sah, hatte zumindest einen entscheidenden Vorteil: Er wurde nicht nass.

18 Jahre nachdem Gidon Kremer und Philippe Arlaud die Tango-Oper hier szenisch vorstellten, gastiert sie nun konzertant bei den Festspielen.

Von dem angekündigten “großartigen szenischen Erlebnis” konnte keine Rede sein. Die Schweizer Sopranistin Christiane Boesiger, die sich diese Studioproduktion, die in der Schweiz herauskam und auch bereits in Graz zu sehen war, vor drei Jahren von ihrem Ehemann Olivier Tambosi auf den Leib schneidern ließ, sitzt auf einer Minibühne in einem roten, von einer Tischlampe hübsch flankierten Fauteuil und schlendert in Ledermantel und Hut bisweilen umher. Für Ambiente sorgen gelegentliche Einspielungen von Straßenlärm. “Maria de Buenos Aires” ist nicht nur die Geschichte der jungen Zuwanderin Maria, die unschuldig in die Großstadt kommt, sondern vor allem eine Liebeserklärung an die Hauptstadt Argentiniens. Und natürlich eine Hommage an den Tango.

“Ich bin lebensmüde”

Was das österreichische Ensemble folksmilch 85 Minuten lang auf die Bühne zaubert, klingt freilich keineswegs immer nach Tango Argentino, oft mehr nach Jazzabend oder Barmusik, und ist durchaus stimmungsvoll. Christian Bakanic am Akkordeon, Klemens Bittmann an der Geige und Eddie Luis am Kontrabass beherrschen ihr Metier. Luis bringt mit Zwischentexten in Andre-Heller-Sound und der einen oder anderen gelungenen Gesangseinlage zusätzliche Farben ein, während bei Boesiger der Funken nicht immer überspringen will – trotz oder gerade wegen der gebotenen Klangschönheit. Dass sie “mit drei schwarzen Nägeln in der Stimme geboren” sei, nimmt man ihr ebenso wenig ab wie die Zeile: “Ich bin lebensmüde, aber ich möchte noch nicht sterben.”

Das Libretto von Horacio Ferrer soll, inklusive schwarzer Messe, Psychoanalyse und Wiedergeburt, kaum eine nachvollziehbare Handlung bieten. Selbst nachvollziehen kann man dies allerdings nicht, denn ausgerechnet bei dieser Produktion verzichten die Bregenzer Festspiele auf Übertitel. Dennoch muss man zugeben, dass sich die auf Spanisch singende Argentinierin Maria gut zur auf Deutsch singenden römischen Beatrice und der auf Französisch singenden Spanierin Carmen dieses Bregenzer Festspielsommers fügt.

Auch die konzertgemäße Zugabe galt übrigens einer bekannten Frauengestalt der Musikgeschichte: “Billie Jean” von Michael Jackson als originelles Instrumentaltrio. Viel Applaus auch dafür.

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