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Breathless: Junge Galerien in alter Markthalle

Junge Galerien nehmen die leer stehende Markthalle in Wien Landstraße ein: Rund um die Viennafair präsentiert sich die junge Szene mit der Aktion "Breathless" bis 24. Mai.

Aus dem abgebröckelten Verputz der Wände ragen rostige Rohre, das Bodenfundament ist tückisch von Schlaglöchern durchsetzt, in der Luft hängt ein feuchter Geruch und ein sirenenhafter Gesang. Licht gibt es kaum. Die leerstehende Markthalle an der Wiener Landstraßer Hauptstraße ist ein gespenstischer Ort. Vor allem, seit sich mit der Gemeinschaftsausstellung “Breathless” vier junge Wiener Galerien hier eingenistet haben. Ab morgen, Freitag, bis zum 24. Mai ist die Viennafair-Parallelveranstaltung zu sehen.

“Als ich den Raum zum ersten Mal gesehen habe, dachte ich: Das ist Selbstmord”, erzählte Kurator Adam Budak heute, Donnerstag, bei der Pressekonferenz. Dann dachte er an ein Flugzeug. “Dieser Raum ist sehr lang und nicht sehr breit, man hat entweder Fenster- oder Gangplatz.” Auf die Hängung trifft dieses Prinzip tatsächlich zu: In weiten Abständen haben 19 Künstler – zum Großteil von den vier veranstaltenden Galerien Dana Charkasi, Andreas Huber, Momentum und Winiarzyk vertreten – ihre Arbeiten zwischen den denkbar ungünstigen und hoch atmosphärischen Raumbedingungen aufgeteilt.

Manchmal braucht es zwei oder gar drei Blicke, um zwischen Bauschutt und Kunst zu unterscheiden. So hat etwa Ute Müller ihre Malerei so eng an die grau zerbröckelnde Oberflächenstruktur der Wand angepasst, dass sie im schummrigen Licht kaum auffällt, Karl Karner hat eine Installation wie einen Werkstisch in die Mitte gestellt, Klaus Auderers Bilder “The stars of freedom” sehen aus wie freche, parasitär in das leerstehende Gebäude eingedrungene Anarchie-Statements.

Hat man via Video von Leopold Kessler (“Class Divider”) die Grenze zur Business Class des Flugzeugs überschritten, trifft man etwa auf ein “Fliegendes Kino” von Judith Hopf: In der Luft hängt ein schwarzer Raum aus Stoff in den man mit leichtem Bücken eintreten kann und sich dann zumindest mit dem Oberkörper in einem Stehkino befindet. Andere Leinwände und Fernsehschirme hängen und stehen mit schrägen Aufnahmen zwischen Relikten der Markthalle aus dem vorigen Jahrtausend: “Knorr – die kräftige Rindssuppe” steht da auf einem verstaubten Schild, oder “Österreichische Fleischspezialitäten – Yusuf Güc”. Dazwischen prangt ein sich in Zeitlupe aufblasender Airbag (Pirmin Blum) oder eine sich ebenfalls in Zeitlupe bewegende und selbst streichelnde Frau (Agnieszka Polska: “Medical Gymnastics”).

“Wir wollten für die junge Galerienszene etwas völlig anderes”, erklärte Christoph Thun-Hohenstein, Chef des Sponsors departure, der auch das Projekt “curated by” für die etablierteren Wiener Galerien unterstützt. “Dass Industrieräume für junge Kunst genutzt werden, ist anderswo ganz üblich, mit Wien wird das wenig assoziiert”. Aber im Rundumprogramm zur Viennafair, die noch bis Sonntag (10. Mai) in der Messe Wien im Gange ist, probiert sich die Szene eben gerne durch verschiedene Trends. Heute und morgen Abend wird das schäbig-schicke Ambiente auch noch mit Performances ausgekostet.

“Breathless”,
Eröffnung:
7. Mai, 19 Uhr,
8. bis 24. Mai,
Fr-So 14 bis 20 Uhr,
Wien Mitte, Landstraßer Hauptstrasse 1c

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