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Brasiliens Ex-Präsident Bolsonaro wegen Putschversuchs verurteilt – ihm drohen mehr als 40 Jahre Haft

Brasiliens früherer Präsident Jair Bolsonaro ist wegen versuchten Umsturzes vom Obersten Gericht verurteilt worden.
Brasiliens früherer Präsident Jair Bolsonaro ist wegen versuchten Umsturzes vom Obersten Gericht verurteilt worden. ©APA/AFP
In Brasilien ist der frühere Präsident Jair Bolsonaro wegen eines versuchten Staatsstreichs verurteilt worden. Dem rechtsextremen Politiker droht eine Freiheitsstrafe von mehr als 40 Jahren.

Eine Mehrheit von vier Richtern am Obersten Gericht in Brasilien sprach den 70-Jährigen am Donnerstag in einem historischen Urteil schuldig.

Bolsonaro ist der erste Präsident Brasiliens, der nach seiner Amtszeit wegen versuchten Staatsstreichs verurteilt wird. Dem 70-Jährigen drohen bis zu 43 Jahre Haft.

Aufgrund seines Alters und gesundheitlicher Probleme nach einem Attentat käme auch ein Hausarrest in Betracht. Bolsonaro steht bereits seit Anfang August wegen Verstößen gegen Auflagen unter Hausarrest und wird wegen Fluchtgefahr überwacht.

Anklage: Bolsonaro plante Putsch gegen Lula

Bolsonaro soll nach seiner Wahlniederlage gemeinsam mit Militärs und Verbündeten einen Putschversuch gegen die Regierung seines linken Nachfolgers Luiz Inácio Lula da Silva geplant haben. Nach Überzeugung der Anklage habe er geplant, einen Ausnahmezustand zu verhängen und Neuwahlen anzusetzen – allerdings habe er die Unterstützung der Militärführung nicht gewinnen können.

Bolsonaro droht Prozess ohne Berufung

Am 8. Jänner 2023 hatten Anhänger Bolsonaros kurz nach Amtsantritt Lulas den Kongress, das Oberste Gericht und den Präsidentenpalast gestürmt. Zudem soll Bolsonaro von Mordplänen gegen Lula, Vizepräsident Geraldo Alckmin und Richter Alexandre de Moraes gewusst haben.

Der Prozess wird vor dem Obersten Gericht geführt – es gibt keine höhere Instanz. Innerhalb des STF sind jedoch begrenzte Rechtsmittel möglich, etwa bei formalen Unklarheiten oder nicht einstimmigen Urteilen. Bei mindestens zwei abweichenden Stimmen könnte eine Überprüfung einzelner Streitpunkte noch einmal im Plenum beantragt werden.

Bolsonaros Anwälte sprechen von "politischem Prozess"

Die Verteidigung wies während des Verfahrens sämtliche Vorwürfe zurück und argumentierte, dass keine stichhaltigen Beweise für eine Beteiligung Bolsonaros an einem Umsturzplan vorlägen. Zudem sprachen seine Anwälte von einem "politischen Prozess", in dem ihr Mandant keine faire Chance gehabt habe.

Sie verwiesen dabei auf den obersten Richter de Moraes, der sowohl eine zentrale Rolle in den Ermittlungen gespielt habe als auch selbst als mutmaßliches Ziel der Putschpläne genannt werde. Für Bolsonaros Anhänger sei damit eine "Vorverurteilung" durch das Gericht unvermeidlich gewesen.

Mitangeklagte aus Militär und Regierung

Neben Bolsonaro sollen auch frühere Kabinettsmitglieder und hochrangige Militärs verurteilt werden, darunter Ex-Verteidigungsminister Paulo Sérgio Nogueira, der frühere Marinechef Almir Garnier und Bolsonaros damaliger Sicherheitsberater Augusto Heleno.

Ihnen werden bis zu fünf Straftaten zur Last gelegt – unter anderem versuchter Staatsstreich, Beteiligung an einer bewaffneten kriminellen Vereinigung und Beschädigung denkmalgeschützter Güter.

(dpa)

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