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Brasilien: Opferzahl auf fast 100 gestiegen

Die jüngsten Unruhen in Sao Paulo haben fast 100 Menschen das Leben gekostet. Präsident Luiz Inacio Lula da Silva bot die Entsendung von 4.000 Elitesoldaten an.

Gouverneur Claudio Lembo lehnte das Angebot jedoch mit der Begründung ab, die Lage sei unter Kontrolle. Alle 73 Häftlingsaufstände seien niedergeschlagen. Am Dienstag kehrte die Millionenmetropole allmählich zur Normalität zurück.

Seit Freitag wurden nach Angaben der Regierung des Staats Sao Paulo bei 181 Angriffen mindestens 97 Menschen getötet, darunter 39 Polizisten und Gefängnisaufseher. Mehr als 90 Personen wurden festgenommen. Auslöser der Gewalt war die Verlegung von mehreren Häftlingen in ein Hochsicherheitsgefängnis, woraufhin es zu Gefängnisrevolten kam und kriminelle Banden auf den Straßen vor allem Polizisten angriffen. Die Angriffe sollen von Bandenführern per Mobiltelefon angeordnet worden sein. „Was in Sao Paulo passiert ist, war eine Provokation, eine Show des organisierten Verbrechens”, sagte Lula da Silva.

In den menschenleeren Straßen patrouillierten in der Nacht auf Dienstag schwerbewaffnete Polizisten. „Wir sind mit ihnen im Krieg, und es wird mehr Opfer geben, aber wir werden nicht nachgeben”, sagte der Leiter der staatlichen Militärpolizei, Oberst Elizeu Teixeira Borges, im Hinblick auf die Banden. Die Börse von Sao Paulo stellte den späten Handel wegen der Gewalt ein, zahlreiche Geschäfte schlossen vor Einbruch der Dunkelheit, Eltern ließen ihre Kinder nicht zur Schule gehen. Wegen Übergriffen von Bandenmitgliedern auf Busse verweigerten tausende Busfahrer die Arbeit. Davon waren rund 2,9 Millionen Pendler betroffen. Aus Furcht vor einem Übergreifen der Gewalt auf andere Städte wurden in Rio de Janeiro 40.000 Polizisten in Alarmbereitschaft versetzt.

Am Dienstag öffneten die Geschäfte wieder, und auch der Busverkehr lief wieder normal. Dennoch blieben viele Menschen aus Angst vor neuen Unruhen zu Hause.

Der Erzbischof von Sao Paulo, Claudio Hummes, warf der Regierung vor, nicht genug getan zu haben, um die Gewalt der Gang PCC einzudämmen. „Der Staat muss seinen Strafvollzug verbessern, damit dieser keine Schule des Verbrechens mehr ist”, sagte der katholische Geistliche. Die PCC wurde 1993 in einem Gefängnis von Sao Paulo gegründet und ist in Drogen- und Waffenhandel, Entführungen und Erpressungen verwickelt.

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