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Boston-Terror: Gerüchte und Erkenntnisse zu den Verdächtigen

Das Brüderpaar Tamerlan Tsarnaev (l.) und Dzhokhar (19) gibt noch das eine oder andere Rätsel auf.
Das Brüderpaar Tamerlan Tsarnaev (l.) und Dzhokhar (19) gibt noch das eine oder andere Rätsel auf. ©AP
Nicht alles, was nach Veröffentlichung der ersten Fahndungsfotos über die mutmaßlichen Terrorbrüder von Boston zu lesen war, hat sich bei weiterer Überprüfung als richtig erwiesen.

Auch am Samstag waren längst noch nicht alle Informationen aus US-Medien und sozialen Netzwerken wie Twitter und Facebook bestätigt. Ein Überblick über erste Mutmaßungen und bisherige Erkenntnisse:

HERKUNFT: Laut FBI sind Tamerlan (26) und Dschochar (19) in Kirgistan geboren. Dschochar sei inzwischen in den USA eingebürgert, Tamerlan habe eine ständige Aufenthaltserlaubnis gehabt. Der renommierte Rundfunksender NPR erfuhr von einer Frau in Toronto (Kanada), die sich als Tante der Tatverdächtigen ausgab, dass die Brüder aus einer ursprünglich tschetschenischen Familie stammen, aber in Kirgistan aufwuchsen. Sie hätten um 1994 etwa ein Jahr lang in Tschetschenien gelebt. Bei Twitter war die Kaukasusrepublik teilweise mit Tschechien verwechselt worden.

WOHNORT: Die Brüder Zarnajew teilten sich eine Wohnung in der Universitätsstadt Cambridge, die nur ein Fluss von Boston trennt. Zwischenzeitlich hatte es auch geheißen, die beiden seien in der Nachbarstadt Watertown zu Hause gewesen.

ELTERN: Die Mutter der Männer, Subeidat Zarnajewa, glaubt, dass ihre Söhne unschuldig sind. “Ich bin hundertprozentig überzeugt, dass sie nur hereingelegt wurden”, sagte sie dem Staatsfernsehsender Russia Today. Das “Wall Street Journal” berichtete am Samstag, dass der Vater, Ansor Zarnajew, Automechaniker ist und in Deutschland an Hirntumoren behandelt wurde. Die Eltern leben demnach heute in der südrussischen Republik Dagestan.TAMERLAN: Er interessierte sich nach Worten seiner Mutter zuletzt stark für den Islam. Das FBI hatte ihn bereits 2011 als “radikalen Islamisten” im Visier. Die “USA Today” sprach mit einem angeblichen Onkel, Alvi Zarnajewa. Er habe am Donnerstag nach Jahren erstmals wieder einen Anruf von Tamerlan bekommen. “Ich repariere Autos, bin verheiratet und habe ein Baby”, habe dieser gesagt.

Tamerlan ist laut “Wall Street Journal” 2002 in die USA gekommen. Er boxte in seiner Freizeit und nahm unter anderem 2009 am New-England-Golden-Gloves-Wettkampf teil. Damals zitierte ihn das örtliche Blatt “Lowell Sun” mit den Worten: “Ich mag die USA. In Amerika gibt es eine Menge Jobs, in Russland nicht.” Nach Angaben des Senders NPR belegte Tamerlan von 2006 bis 2008 am Bunker Hill Community College Kurse in Buchhaltung. Zuletzt habe sich Tamerlan jedoch auf der Website eines Fotografen beklagt: “Ich habe nicht einen einzigen amerikanischen Freund. Es gibt hier keine Werte mehr.”

DSCHOCHAR: Er folgte seinem älteren Bruder laut NPR 2004 in den US-Bundesstaat Massachussetts. An seiner High School in Cambridge tat er sich als Ringer hervor. Sein Trainer, Peter Payack, beschrieb ihn laut “Boston Globe” als “Gegenteil eines Einzelgängers”. Bei Vkontakte, einer Art russischem Facebook, nannte Dschochar als seine Ziele “Karriere und Geld”. Unter dem Stichwort “Weltanschauung” setzte er “Islam” ein. (dpa)

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