Das Tabu-Thema der käuflichen Liebe erhitzt in diesen Tagen die Gemüter und wird landesweit diskutiert. Wir wollen keine Straßenprostitution in Vorarlberg, gibt ÖVP-Klubobmann Rainer Gögele am Mittwoch gegenüber den VN bekannt. Punkt. Doch damit verschließen sich der Politiker und seine Partei wohl der Realität. Denn die in der freien Wirtschaft würde es so bezeichnet werden Nachfrage und folglich auch das Angebot existieren bekanntlich. Entweder illegal in irgendwelchen Hinterzimmern in der Vorarlberger Nachbarschaft, oder legal, nur ein paar Hundert Meter über der Grenze, im St. Galler Rheintal, in der Schweiz.
Vorarlberger Freier
EinDrittel meiner Kunden ist aus Vorarlberg, verdeutlicht die Bordell-Betreiberin Iris von Iris & Team die derzeitige Situation. Insgesamt würden monatlich rund 500 Kunden ihre Dienstleistung in Anspruch nehmen. Das bedeutet, dass jeden Tag rund fünf Ländle-Männer die Schweizer Grenze passieren, um sich bei ihr dem käuflichen Sex hinzugeben. Im vergangenen Jahr waren es noch mehr. Da haben die Vorarlberger für 50 Prozent des Umsatzes gesorgt, macht Iris die Wirtschaftskrise und den starken Franken für den Rückgang verantwortlich.
Weniger Kunden
Erfahrung im Milieu
Seit über 20 Jahren ist Iris nun schon im Milieu. 90 Prozent der Freier sind Stammkunden. Einige kommen nach dem wöchentlichen Kartenspiel vorbei. Und zwölf selbstständige Frauen arbeiten bei ihr. Drei davon auch aus Vorarlberg. Die haben sich eine Bewilligung zur selbstständigen Arbeit organisiert. Dann ist das gar kein Problem. Die Frauen sind zwischen 30 und 50 Jahre alt und arbeiten im Schichtbetrieb, circa acht Stunden am Tag. Iris achtet darauf, dass sie im Idealfall nur vier Tage arbeiten und keine Mammutschichten leisten müssen. Ich will, dass die Frauen Geld verdienen. Dazu müssen sie gut drauf sein, Ausstrahlung und Präsenz haben.
Zeiten ändern sich
Ohne Gummi läuft nichts
Die Verhütung hat sich hingegen in all den Jahren nicht verändert. Ein weißes Schild an jeder Tür weist auf den Pflichtgebrauch von Präservativen hin. Sonst läuft nichts. Die Regeln bestimmen also die Frauen. Im Gegenzug entführen wir die Männer in eine Traumwelt, meint Iris. Vielleicht auch ein Grund, warum sie nur einmal jährlich einen Kunden des Zimmers verweisen muss. Der Respekt gegenüber den Frauen muss also immer gewahrt werden.
Vorarlberger in Schweizer Bordellen
(VOL.at / VN/Wolfgang Heyer)