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Bond-Flitzer wechselt den Besitzer

Die schwer angeschlagene Nobelmarke Aston Martin wurde am Montag vom US-Massenhersteller Ford für umgerechnet 663 Mio. Euro an ein Konsortium unter britischer Führung verkauft.

Selbst den schönsten Aston Martin kann man zu Schrott fahren. James Bond hat das gerade bewiesen. In “Casino Royale” verpasst er dem Stolz der britischen Sportwagenindustrie einen Totalschaden. „Aber Bond überlebte“, kommentierte Aston-Martin-Firmenchef Ulrich Bez. „Das zeigt, wie sicher unsere Fahrzeuge sind.“

Sicher ist nun auch die Zukunft der Marke: Am Montag wurde sie vom US-Massenhersteller Ford für umgerechnet 663 Mio. Euro an ein Konsortium unter Führung des britischen Rennsport-Enthusiasten Dave Richards verkauft.

Sanierung dringend nötig

Für den schwer angeschlagenen US-Autogiganten war der Verkauf der Nobelmarke eine Chance, Geld in die Kassen zu bekommen. Es wird für Sanierungspläne des Konzerns dringend gebraucht. Die Amerikaner hatten das 1914 gegründete englische Traditionsunternehmen 1994 vollständig übernommen. Als sie es im vergangenen Sommer zum Verkauf anboten, sah Richards die Chance, sich einen Lebenstraum zu erfüllen.

Der heute 54-jährige Gründer der Rennsportfirma Prodrive – auch Heimat des Aston-Martin-Teams – ist geradezu verliebt in die Marke. Seit Jahren besitzt er eine Sammlung klassischer Aston Martins. Dass er genügend potente Geldgeber auftrieb, und seien sie auch vor allem im Nahen Osten angesiedelt, um die Marke für das Vereinigte Königreich zu sichern, dürfte dem dreifachen Vater irgendwann den Ritterschlag eintragen.

Schließlich ist der Wagen eine nationale Institution. Spätestens seit Sean Connery sich 1964 lässig an das Steuer eines Aston Martin schwang. Und wohl auch, weil Thronfolger Prinz Charles einen fährt, wenngleich erklärtermaßen aus Umweltschutzgründen nur 100 Meilen (160 Kilometer) im Jahr.

Dass die Klassiker-Marke nicht einfach von einem großen ausländischen Autokonzern übernommen wurde, verschafft traditionsbewussten Briten ein Gefühl der Genugtuung. Wo doch so viele andere stolze Britenmarken längst Ausländern gehören: Rolls Royce ist bei BMW gelandet, Bentley bei VW und Vauxhall bei Opel.

Freilich hat vor allem ein Ausländer, ein Deutscher, dafür gesorgt, dass Aston Martin wieder im weltweiten Spitzenfeld der Luxus-Sportwagen fährt: Der 62-jährige Ulrich Bez, der sich seine Sporen unter anderem bei BMW und Porsche verdiente. „Doc Bez“, wie er am Firmensitz in Gaydon, unweit der Shakespeare-Stadt Stratford-upon-Avon, genannt wird, soll Geschäftsführer bleiben. Richards wird Präsident des Traditionsunternehmens.

Bez hatte es geschafft, die Zahl der jährlich abgesetzten Aston Martins fast zu verzehnfachen – von 650 auf gut 6.000. Allein in Deutschland, wo im Kölner Fordwerk die Aston-Martin-Motoren gebaut werden, verkauft die Firma jetzt rund 500 Fahrzeuge im Jahr – bei Preisen zwischen 107.000 und 330.000 Euro. Allzu stark soll die Produktion der längst schwarze Zahlen schreibenden Firma gar nicht mehr wachsen, wenn es weiterhin nach Bez geht. Seine Devise: „Klein, aber fein.“

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