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Bonadimann: "Aufhören wenn es am Schönsten ist"

Star Philipp Bonadimann beendet seine so erfolgreiche Laufbahn und widmet sich mehr seiner Verlobten Sabrina und der Familie.
Star Philipp Bonadimann beendet seine so erfolgreiche Laufbahn und widmet sich mehr seiner Verlobten Sabrina und der Familie. ©VOL.AT/Luggi Knobel
Der zweifache Paralympics-Bronzemedaillengewinner Philipp Bonadimann aus Dornbirn beendet seine so erfolgreiche Laufbahn.
Bonadimann hört auf

Mit der Silbermedaille im paralympischen Slalombewerb von Sotschi ging für den Dornbirner Philipp Bonadimann noch einmal eine erfolgreiche Saison zu Ende. Der Monoski steht nun – gezeichnet von einer langen und harten Ära – ziemlich versteckt im hintersten Eck der Garage. Fein säuberlich reihen sich daneben unzählige Rennskier. Einer der erfolgreichsten Behindertensportler der vergangenen Jahre wirft noch einmal einen Blick auf genau diese Bretter, die ihm Erfolg, Ruhm und Ehre brachten. Er greift kräftig in die Reifen seines Rollstuhls und knipst das grelle Garagenlicht aus.

Der Pressereferent des Rollstuhlclubs RC Enjo Vorarlberg sprach mit dem Aushängeschild des Österreichischen Behindertenskisports über Beweggründe, Gedanken und Emotionen.

Wir schauen von deinem Haus in Kehlegg aus auf Dornbirn hinunter. Über was wollen wir reden?
Gerne würde ich über eine Entscheidung reden, die in den vergangenen zwei Jahren immer mehr in mir gereift ist. Damals setzte bei mir ein Denkprozess ein, ich hatte Schwierigkeiten mich für die anstehende Saison zu motivieren. Irgendwie ging alles miteinander nicht mehr so leicht. Doch da war noch dieser eine große Traum: Sotschi. Jetzt spüre ich, dass es richtig ist. Meine Ziele habe ich erreicht und der Zeitpunkt ist perfekt. Man soll aufhören, wenn es am Schönsten ist. Und jetzt höre ich auf.

Eine Entscheidung die du mit dir selbst ausgefochten hast?
Der Monoskirennsport wird immer professioneller und um vorne mit dabei zu sein, muss man immer mehr Zeit, Geld und Herzblut investieren. Als ehrgeiziger Typ wollte ich immer vorne mitfahren und habe die vielen Entbehrungen gerne in Kauf genommen. Mit der Zeit verschieben sich gewisse Wertigkeiten im Leben und bei mir ist der Skirennlauf nun eine davon. Ich spüre, dass es Zeit für mich ist aufzuhören. Wichtig ist allerdings viel mehr, was das Skifahren für mich bedeutet, nämlich Freiheit und pure Lebensfreude. Die will ich weiterhin spüren.

Wann kam dir der konkrete Rücktrittsgedanke?
So richtig bewusst wurde es mir erst wenige Minuten vor unserem Gespräch. Ein Gefühl, dass ich so noch nicht kannte. Es wurde mir klar, dass dieses Kapitel jetzt und heute zu Ende geht. Bei so Geschichten hat man wohl immer ein lachendes und ein weinendes Auge. Aber klar ist das schon ein eigenartiges Gefühl – nachdem ich diesen Sport bis zum Ende gelebt habe.

Erinnerst du dich an deine Anfänge und wo siehst du dich jetzt?
Über 10 Jahre bin ich jetzt schon mit dabei. Es ist unglaublich wie viel mir das Schifahren gegeben hat. Ich habe über den Sport sehr viel für mein ganzes restliches Leben lernen können und habe noch viel mehr von anderen wertvollen Menschen lernen dürfen. Meine Vorbilder im Monoskisport Klaus Salzmann und Jürgen Egle vom RC ENJO Vorarlberg haben mich von Anfang an beeindruckt. Nicht nur ihre Erfolge, auch ihr Verhalten und ihr Auftreten. Das hat meinen Ehrgeiz geweckt und mir immer sehr geholfen. Heute fühle ich mich irgendwie angekommen und ich verspüre Zufriedenheit.

Was waren deine größten Erfolge?
Ich bin nie wegen dem Erfolg Ski gefahren, der ist immer irgendwie von selber gekommen. Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, als ich zum ersten mal in einem Rennen schneller als „Salzi“ (Klaus Salzmann) war. Das war damals in meinen Anfängen schon ein kleiner Erfolg für mich (schmunzelt). Natürlich haben auch die WM- und Olympiamedaillen samt großer Kristallkugel einen Ehrenplatz, aber alle anderen Pokale habe ich meistens immer gleich verschenkt. Egal ob an meine Trainer, Servicemänner oder einer meiner Götekinder. Auch ein paar Ortsvereine konnten meine Pokale brauchen. Viel lieber waren mir aber immer Preise wie Speck und Schnaps, mit denen konnte ich sofort was anfangen (lacht).

Wie wird die Zeit nach deiner aktiven Karriere nun ausschauen?
Ich bin sicher nicht der Typ, der sich im Garten in die Hängematte haut. Vielmehr reizt mich momentan der Gedanke eine Trainerausbildung zu machen und Instruktor für Behindertenskilauf zu werden. Dieses Gefühl von Freiheit und Naturverbundenheit, das man als Rollstuhlfahrer in einem Monoski hautnah verspürt, möchte ich gerne weitergeben. Menschen mit Behinderung das Monoskifahren beibringen, das ist meine neue Vision! Es zieht mich aber nicht nur im Winter, sondern auch im Sommer in die Berge. Mit einem speziellen Mountainbike für Rollstuhlfahrer sollte es möglich sein, die Gipfel von früher auch bald wieder selbst mit dem Rad zu erklimmen. Mal schauen.

Wer hat dich über all die Jahre auf deinem erfolgreichen Weg begleitet?
Ich möchte allen Personen, welche mich auf meinem Weg begleitet haben, hiermit ein herzliches Dankeschön aussprechen: Danke, Danke, Danke!
Speziell erwähnen möchte ich Hubert Kilga, der Präsident des Rollstuhlclubs. Ohne ihn wäre vieles nicht möglich gewesen. Er hat den Rollstuhlsport für die Medien attraktiv und so die Sponsoren auf uns aufmerksam gemacht.

Mein ÖSV Trainer Manuel Hujara hat uns Monoskifahrer auf ein neues Niveau gebracht und war maßgeblich daran beteiligt, das Umfeld und den Sport selbst zu professionalisieren.

Unser Landesreferent für Behindertensport Hubert Maier hat sich immer voll ins Zeug gelegt und uns bestmöglich unterstützt.

Vielen Dank an meinen Vater Eugen Bonadimann, der unzählige Stunden im Skikeller gewachst und geschliffen hat.

Günter Stoß vom Skiclub Kehlegg hat mich nie fallen gelassen. Ich konnte bei jeder Gelegenheit mittrainieren und es ist immer schön zu sehen, wie sehr er sich mit mir zusammen freuen kann.
Wolfgang Wimmer, ein guter Freund und Vereinskollege vom RC ENJO Vorarlberg hat mir das Monoskifahren beigebracht – vielen Dank dafür.

Mein Arbeitgeber, die VGKK, war immer flexibel und damit eine große Unterstützung für mich. Weil das Skifahren immer ein Hobby für mich war, war der Job auch sehr wichtig für mich.

Großer Dank auch dem Pressereferenten des RC ENJO Vorarlberg, der Behindertensport ist in den Vorarlberger Medien angekommen.
Und zum Schluss möchte ich mich besonders bei meinen Freunden, meiner Familie, meinen Eltern und meiner Verlobten Sabrina bedanken, die immer für mich da waren, auch wenn es mal nicht so gelaufen ist. Danke!

Die größten Erfolge von Philipp Bonadimann im Überblick:
1 x Silber, 2 x Bronze bei Paralympics
2 x Gold, 1 x Silber und 1 x Bronze bei Weltmeisterschaften
1 x Gesamtweltcupsieger und 2 x Slalomweltcupsieger
15facher Österreichischer Staatsmeister

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