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"Schwarzer Montag": Asien-Crash reißt Europas Börsen in tiefroten Bereich

Unter 10.000 Punkte Marke: DAX im Sog des Kurseinbruchs an asiatischen Börsen.
Unter 10.000 Punkte Marke: DAX im Sog des Kurseinbruchs an asiatischen Börsen. ©AP
Die Anleger brauchen weiter gute Nerven: Alle Leitbörsen in Europa erlitten am Montag schwere Kursverluste. Dabei rutschte der Dax unter die psychologisch wichtige 10.000-Punkte-Markte. Ihn hat der Kurseinbruch in China und der wieder erstarkte Euro inzwischen fast den kompletten Jahresgewinn gekostet.

Die Handelswoche beginnt in ganz Europa wie die vergangene geendet hatte: Die Anleger schicken die europäischen Aktienmärkte auf Talfahrt, die Unsicherheit um China dominiert den Handel. Bereits am Freitag hatten die europäischen Aktienmärkte im tiefroten Bereich geschlossen und Verluste von um die drei Prozent verzeichnet. Auf Wochensicht hatte der Euro-Stoxx-50 ein Minus von fast siebeneinhalb Prozent eingefahren.

Dax rutscht unter 10.000-Punkte-Marke

Der Dax ist am Montag im Sog des fortgesetzten Kurseinbruchs an den asiatischen Börsen erstmals seit Januar wieder unter die psychologisch wichtige Marke von 10 000 Punkten gerutscht. Am Vormittag fiel der deutsche Leitindex um 1,91 Prozent auf 9931,25 Punkte. Mit Blick auf den bisherigen Jahresverlauf ist das Plus damit auf etwas mehr als 1 Prozent zusammengeschmolzen. Im April hatte das Börsenbarometer noch bei 12 390 Punkten eine Bestmarke gesetzt.

Der Index der mittelgroßen Werte MDax gab am Montag um 2,84 Prozent auf 18 792,13 Punkte nach und der TecDax sank um 3,48 Prozent auf 1568,04 Punkte. Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 ging es um knapp 2 Prozent nach unten.

Die Angst vor dem Schwächeanfall der chinesischen Wirtschaft

Grund der jüngsten Kursturbulenzen sind die Ängste vor einer harten Landung der chinesischen Wirtschaft und den Auswirkungen auf die globale Konjunktur. In Hongkong sackte der Hang-Seng-Index um 5 Prozent ab. Der CSI 300 mit den 300 größten Unternehmen vom chinesischen Festland brach um fast 9 Prozent ein.

Kein Ende der Turbulenzen in China in Sicht

In China ist kein Ende der Turbulenzen in Sicht: Die Börsen in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt haben zu Wochenbeginn trotz umfangreicher Gegenmaßnahmen der Regierung erneut schwere Verluste eingefahren. Die chinesische Regierung hatte am Wochenende angekündigt, dass Pensionsfonds künftig in Aktien investieren dürfen. Marktbeobachtern zufolge hoffen die Anleger aber auf eine weitere Lockerung der Geldpolitik, die bisher ausblieb.

Starker Euro belastet Märkte schwer

Daneben belastet der starke Euro. Die Gemeinschaftswährung notierte am Vormittag knapp unter der Marke von 1,15 Dollar und damit auf den höchsten Stand seit Anfang Februar. Ein stärkerer Euro macht die Waren der deutschen Exportwirtschaft außerhalb der Eurozone teurer, was den Absatz belasten kann.

Angesichts der Unsicherheiten um China bezweifeln immer mehr Anleger, dass die US-Notenbank Fed bereits im September die Zinsen erhöhen wird. Dies stärkt den Euro zum Dollar, belastet aber die europäischen Aktienmärkte, weil ein stärkerer Euro die Produkte der Exportwirtschaft außerhalb der Eurozone verteuert.

Euro-Stoxx-50: alle Werte in Verlustzone

Im Euro-Stoxx-50 notierten sämtliche Werte in der Verlustzone. Unter den stärksten Verlierern waren im Frühhandel Airbus (minus 4,60 Prozent), ASML (minus 3,81 Prozent) und Deutsche Bank (minus 3,80 Prozent). Die geringsten Verlusten im Index fuhren LVMH (minus 1,65 Prozent) und Deutsche Post (minus 1,82 Prozent) ein. In Sachen Unternehmensnachrichten blieb es am Vormittag ruhig.

Marktstratege: Schlechte Stimmung scheint fast schon erdrückend

Die schlechte Stimmung an den Aktienmärkten erscheine fast schon erdrückend, schrieb Marktstratege Mislav Matejka von der US-Bank JPMorgan in einer Studie. Die Konjunkturdaten würden das negative Bild allerdings nicht unbedingt untermauern. Der Markt erscheine beinahe überverkauft. Ein Grund für das Ausmaß der Kursverluste sehen Händler auch in den für August typischen geringen Handelsvolumina, die die Kursbewegungen noch verstärkten.

In diesem Umfeld achten Anleger genau auf Konjunkturdaten. Am Montag gibt es zunächst aber wenig Orientierung von dieser Seite. Im Wochenverlauf richten sich die Blicke dann auf von der EU erhobene Zahlen zur Wirtschaftsstimmung. In Deutschland steht das Geschäftsklima des Ifo-Instituts auf der Agenda. In den USA steht die neue Schätzung zum Wirtschaftswachstum im zweiten Quartal im Mittelpunkt des Interesses.

Aktien deutscher Autobauer leiden

Mit Blick auf die Unternehmensseite gaben alle 110 HDax-Werte – also alle Werte aus Dax, MDax und TecDax – nach. Zu den größten Verlieren im deutschen Leitindex zählten die Papiere der Autobauer Daimler und BMW. Sie fielen jeweils um mehr als 3 Prozent. Der Volkswagen-Kurs sank um zweieinhalb Prozent. Die Aktien deutscher Autobauer leiden bereits seit einiger Zeit unter Sorgen um die Absatzentwicklung im wichtigen chinesischen Markt.

Unter den Dax-Werten mit den geringsten Verlusten waren die Anteilsscheine des Konsumgüterkonzerns Henkel, nachdem Analysten der US-Investmentbank Goldman Sachs ihre Verkaufsempfehlung gestrichen hatten. Die Henkel-Papiere büßten 1,43 Prozent ein.

Die schwärzesten Tage der internationalen Börsen

Schwarze Börsentage sind der Albtraum eines jeden Aktienanlegers. Wenn Kurse – oft binnen weniger Sekunden – ins Bodenlose fallen, liegt dies meist an schweren wirtschaftlichen oder politischen Krisen. Nachfolgend eine Auswahl der größten Kursstürze an den internationalen Aktienbörsen in den vergangenen 30 Jahren:

19. Oktober 1987: Am “Schwarzen Montag” bricht der US-Standardwerte-Index Dow Jones um 22,6 Prozent ein. Das ist der größte Tagesverlust seiner Geschichte. Die Panikverkäufe breiten sich schnell auf alle wichtigen internationalen Handelsplätze aus. Der Tokioter Leitindex Nikkei rauscht nach dem Crash an den US-Börsen um knapp 15 Prozent in die Tiefe. Der Londoner Auswahlindex FTSE verbucht mit knapp elf Prozent lediglich den zweitgrößten Tagesverlust seiner Geschichte. Tags darauf beschleunigt er jedoch seine Talfahrt und verliert gut zwölf Prozent.

16. Oktober 1989: Der deutsche Leitindex Dax, der erst 1988 aus der Taufe gehoben wurde, fällt um rund 13 Prozent und folgt damit der Wall Street, wo Finanzierungs-Schwierigkeiten beim Kauf der US-Fluggesellschaft UAL einen Ausverkauf auslösen.

23. Mai 1995: Die Furcht vor Eingriffen der Regierung in den chinesischen Aktienmarkt lässt den Shanghai-Composite um 16,4 Prozent abstürzen.6. Oktober 2008: Kurz nach der Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers wird die Unsicherheit an den Aktienmärkten immer größer. Der italienische Leitindex verbucht mit einem Abschlag von mehr als acht Prozent seinen größten Tagesverlust, der Leitindex der portugiesischen Börse gibt knapp zehn Prozent nach. Der EuroStoxx50 fällt um acht Prozent. An der Wall Street geht es ebenfalls bergab, allerdings nicht ganz so stark: der Dow-Jones-Index gibt 3,6 Prozent nach.

3. August 2015: Am ersten Tag nach der fünfwöchigen Zwangspause stürzt die Athener Börse ins Bodenlose. Der Leitindex steuert mit einem Minus von 16 Prozent auf den größten Tagesverlust seiner Geschichte zu. Die Athener Regierung hatte die Börse Ende Juni geschlossen, als die monatelangen Verhandlungen um die Bedingungen für weitere Finanzhilfen kurz vor dem Scheitern standen.

24. August 2015: Angesichts der Furcht vor einem deutlichen Konjunktureinbruch in China rutschen die Börsen rund um den Globus immer weiter ab. Der Shanghai Composite Index bricht um 8,5 Prozent ein. Der Nikkei sinkt in Tokio um 4,6 Prozent. Im Sog dieser Vorgaben sackt der deutsche Leitindex Dax erstmals seit Mitte Jänner wieder unter die Marke von 10.000 Punkten und fällt um bis zu 3,6 Prozent auf 9.760 Zähler. (red/dpa/APA)

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