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Blut lässt kein Licht durch

Primar der Augenheilkundeabteilung im Landeskrankenhaus Feldkirch Prof. Stefan Mennel
Primar der Augenheilkundeabteilung im Landeskrankenhaus Feldkirch Prof. Stefan Mennel ©VOL.at/Hofmeister
Vor allem Diabetiker sind trotz des hohen Risikos für Augenschäden sehr nachlässig.

Trocken war, im buchstäblich Sinn, zuweilen die Materie. Nicht aber der Vortrag, den der neue Primar der Augenheilkundeabteilung im Landeskrankenhaus Feldkirch, Prof. Stefan Mennel, bei seinem Debut als Mini Med-Referent ablieferte. Er bot den Zuhörern im fast vollbesetzten Panoramasaal höchst informative Einblicke in zwei Themen, welche die Augenärzte vorrangig beschäftigen: Zum einen ging es um die altersbedingte Makuladegeneration (AMD), zum anderen um Netzhautveränderungen, die speziell von Diabetes verursacht werden. Früherkennung ist laut Mennel in beiden Fällen der Schlüssel zur bestmöglichen Erhaltung der Sehleistung.

Hohe Erblindungsrate

Die Makula bezeichnet im Auge den schärfsten Punkt des Sehens. „Nur, wenn die Makula funktioniert, sind wir in der Lage, auch Kleingedrucktes zu lesen“, unterstrich Stefan Mennel die Wichtigkeit dieses im hinteren Auge gelegenen Bereiches. Dabei handelt es sich gerade einmal um den Teil eines Millimeters der insgesamt 3 Quadratzentimeter großen Netzhaut. Neben der AMD ist es der Diabetes, der die Netzhaut besonders gefährdet, weil er die dort verlaufenden kleinen Gefäße durch Einblutungen schädigt. Es entstehen Blutflecken, die das Sehen verunmöglichen, weil Blut kein Licht durchlässt. Die Sehkraft kann auf unter zehn Prozent sinken. „Diabetische Veränderungen sind die häufigste Ursache für Erblindung. Und das bei Personen im arbeitsfähigen Alter“, verdeutlichte Mennel die Bedrohung, die aufgrund der steigenden Zahl von Diabetikern immer größer wird. In Österreich gibt es rund 400.000 Diabetiker. Jährlich verlieren etwa 200 von ihnen das Augenlicht. Tragisch: 50 Prozent waren bis dahin noch nie bei einem Augenarzt.

Regelmäßige Kontrollen

Dabei kommt es laut Stefan Mennel bei jedem vierten Diabetiker zu Veränderungen an der Netzhaut. Spätestens nach zwanzig Jahren sind alle davon betroffen. Das Ausmaß der Veränderungen hängt von verschiedenen Faktoren ab: Dauer des Diabetes, Höhe von Zuckerwert, Blutdruck und Blutfettwert. Aber auch die Umstellung auf Insulin und eine Schwangerschaft können das Risiko verstärken. „Entsprechende Kontrollen beim Augenarzt sind also unabdingbar“, betonte der Primar. Einmal jährlich sollte auch bei Nicht-Diabetikern obligat sein. Im anderen Fall müssen die Kontrollen engmaschiger sein. Denn die Hälfte der Netzhautveränderungen gehen in ein schweres Stadium über.

Richtige Zuckereinstellung

Die wichtigste Therapie ist, so Mennel, den Zucker richtig einzustellen. Allein damit lasse sich die Gefahr von Netzhautveränderungen um 76 Prozent reduzieren. „Ein tolles Ergebnis“, schwärmte der sympathische Arzt. Auch die Regulation des Blutdruckes sowie der Verzicht auf das Rauchen können den Augen eine wirksame Hilfe sein.
Am Auge selbst besteht die Möglichkeit, beschädigte Gefäße mittels Laser zu eliminieren. Auch die operative Entfernung der Blutflecke stellt eine Option dar. Am häufigsten kommen jedoch Medikamente zur Anwendung, die direkt ins Auge appliziert werden.

Schleierhaftes Sehen

Im zweiten Teil seines Referates befasste sich Prof. Stefan Mennel mit der altersbedingten Makuladegeneration. Bei diesem Augenleiden wird zwischen der nassen und trockenen Form unterschieden. In beiden Fällen sind Ablagerungen die Ursache. Die trockene AMD kommt sehr häufig vor, wird meistens aber nicht als störend empfunden. Anders bei der nassen AMD. Sie ist seltener, macht jedoch mehr Probleme, weil neue Gefäße in die Makula hineinwachsen. Diese sondern Flüssigkeiten ab. Die Makula schwillt an. Betroffene sehen nur noch wie durch einen Schleier, der mit Fortdauer immer dunkler wird. Ein massiver Sehverlust kann die Folge sein. Es gilt schnelles Handeln. Ob eine trockene AMD in eine feuchte übergeht lässt sich übrigens einfach anhand des sogenannten Amsler Netzes feststellen. Erscheinen die geraden Linien des Karomusters beim Betrachten als wellig, muss an eine beginnende feuchte AMD gedacht werden.

Raucher hochgefährdet

Zu den Auslösern gehört neben Alter, Geschlecht, genetischen Faktoren und der Ernährung auch hier das Rauchen. Mennel: „Raucher erkranken zehn Jahre früher und haben dreimal häufiger eine feuchte AMD.“ Bis in die 1990er Jahre wurden unkontrolliert wuchernde Gefäße mit Laser zum Verschwinden gebracht. Allerdings hatten sie die unangenehme Eigenschaft, schnell wieder nachzuwachsen. Auch die sogenannte fotodynamische Therapie erwies sich als nicht wirklich zufriedenstellend. Den entscheidenden Durchbruch in der Behandlung der nassen AMD brachte vor fünf Jahren ein neues Medikament. Es wird durch eine dünne Nadel direkt ins Auge gespritzt. „In den meisten Fällen lässt sich die Sehkraft stabilisieren oder sogar leicht verbessern“, konnte Stefan Mennel berichten.

Kurze Wirkdauer

Einziger Nachteil: Der Nutzen hält nur vier Wochen. Das bedeute eine Kaskade von Untersuchungen, die man langfristig organisatorisch in den Griff bekommen müsse. Positive auf die die Netzhaut schützenden Pigmente wirken sich nach Aussage des Mediziners auch Nahrungsergänzungsmittel aus. Die Menge dieser Pigmente lässt sich messen. Sind zu wenige vorhanden, sollten sie von außen zugeführt werden. ##Marlies Mohr##

Möglichkeiten der Sehverbesserung

– Für genügend Licht sorgen
– Das Objekt näher zum Auge bringen
– Die passende Brille benützen
– Lupenbrille mit Licht verwenden
– Bücher mit Großschrift bevorzugen
– Personen mit verminderter Sehleistung bei der Bewältigung des Alltags behilflich sein

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