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Blix weist Kritik an Rüstungsinspektoren zurück

Der scheidende UNO-Chefwaffeninspektor Hans Blix hat sich für weitere unabhängige Inspektionen der Vereinten Nationen ausgesprochen.

Die US-Regierung sollte „sich in der Zukunft auch daran erinnern, dass eine unabhängige internationale Inspektion, die nicht am Gängelband ist, die Inspektion ist, die die größte Glaubwürdigkeit besitzt“, sagte der am 30. Juni aus seinem Amt scheidende Schwede in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Associated Press. UNO-Generalsekretär Kofi Annan ernannte am Dienstag Demetrius Perricos zum Nachfolger von Blix als Leiter der Irak-Mission UNMOVIC.

Dass seine Inspektoren im Irak trotz allen Anstrengungen und dem vor dem Krieg aufgebauten militärischen Druck keine Massenvernichtungswaffen gefunden haben, könnte nichts anderes als eine Reflexion der Wahrheit sein, sagte Blix. Die amerikanische Kritik vor dem Krieg an seinen Experten sei an der Sache vorbeigegangen: „Ich würde sagen, dass die Kritik, die an uns gerichtet wurde, fehlgeleitet war.“ Das von den USA und anderen Ländern vorgelegte Geheimdienstmaterial, das die Existenz irakischer Massenvernichtungswaffen beweisen sollte, sei nicht sehr gut gewesen – „und das hat mich ein bisschen erschüttert“.

Die US-Kritik an UNMOVIC vor dem im März begonnenen Krieg bezeichnete er als eine Verleumdungskampagne. „Ich hatte meine Verleumder in Washington“, wurde der sonst zurückhaltende ehemalige schwedische Außenminister am Mittwoch in der Londoner Presse zitiert. „Da waren natürlich Bastarde, die Dinge gestreut haben, die gemeine Sachen in die Medien gebracht haben.“ Dies sei auf einer „niedrigeren Ebene“ geschehen. „Ich habe mich nicht darum geschert. Es war wie ein Mückenstich am Abend, der noch am Morgen danach lästig ist.“

Im AP-Interview sagte Blix, der militärische Aufmarsch Anfang des Jahres habe erheblichen Druck auf das Regime von Präsident Saddam Hussein ausgeübt und den Inspektoren geholfen. Die Vermeidung eines Krieges sei ihm damals möglich erschienen. Das Bagdader Regime habe aber weiter auf Zeit gespielt und die USA hätten die Geduld verloren. „Gewiss wäre es interessant gewesen, mit dem militärischen Druck im Rücken ein paar Monate mehr Zeit gehabt zu haben“, sagte Blix. „Je länger es dauert, dass man keine Waffen findet, obwohl Leute aus der Deckung kommen und für Informationen belohnt werden etc., desto mehr halte ich es für wichtig, dass wir uns fragen, ob es überhaupt Waffen gab, warum der Irak sich jahrelang so verhalten hat.“

Die Bagdader Regierung habe gelogen und betrogen, Zahlen geändert, Zugang verweigert und so weiter. „Warum haben sie das getan, wenn sie nichts zu verbergen hatten? Ich habe Spekulationen, ein Grund könnte Stolz sein“, sagte Blix. Saddam habe sich als „Imperator Mesopotamiens“ und die Inspektoren als Betrüger betrachtet. Die UNO-Inspektoren hätten in dieser Situation keine Schlussfolgerungen ziehen können. Blix warnte auch die US-Regierung von Präsident George W. Bush davor, voreilige Schlüsse zu ziehen.

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