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Blick auf die Geschichte des Bahnhofes Lochau-Hörbranz

Das Bild aus dem Jahre 1905 zeigt uns die Bahntrasse entlang des Bodenseeufers an der Klause, wie sie im Jahre 1872 angelegt wurde.
Das Bild aus dem Jahre 1905 zeigt uns die Bahntrasse entlang des Bodenseeufers an der Klause, wie sie im Jahre 1872 angelegt wurde. ©Ortsgeschichtliche Sammlung Lochau
Lochau/Hörbranz. Das jahrelang brachliegende Bahnhof-Areal in Lochau erhält ein neues Gesicht. Mit dem Abbruch des Bahnhofgebäudes wird das Projekt „marina:B“ gestartet. Da scheint ein Blick in die Vergangenheit nicht uninteressant.
Bilder aus der Ortsgeschichtlichen Sammlung Lochau

Das Jahr 1872 brachte die Fertigstellung und Inbetriebnahme der k.k. Vorarlbergbahn. Der erste Festzug befuhr die Strecke Lochau-Bludenz am 30. Juni 1872, dies mit einer Dampflokomotive, die auf den Namen „Bregenz“ getauft worden war. Tags darauf erfolgte mit 1. Juli 1872 der offizielle Bahnbetrieb in Vorarlberg. Ins benachbarte „Ausland“ ging es aber erst am 20. Oktober 1872, denn an diesem Tag wurde die Strecke von Lochau nach Lindau eröffnet.

1874 entstand das erste Bahnhofsgebäude als Haltestation „Lochau“. Im Frühjahr 1897 urgierte man im Leiblachtal die Erweiterung des Bahnhofes Lochau durch ein zweckmäßiges Frachtmagazin zur Hebung des volkswirtschaftlichen Wohles der betreffenden Gemeinden.

Namensänderung im März 1929

Mit Bescheid vom 15. März 1929 wurde der Wunsch der Gemeinde Hörbranz nach der Änderung des Namens der Bahnstation Lochau in „Lochau-Hörbranz“ vom Bundesministerium für Handel und Verkehr vollzogen. Dem ging aufgrund der ablehnenden Haltung der Gemeinde Lochau ein reger Schriftverkehr samt harten Verhandlungen zwischen den Gemeinden mit Interventionen bis nach Wien voraus.

„Straßenbahn“ statt Buslinie

Am 15. Mai 1933 wurde auf der Strecke Bregenz-Lindau ein Triebwagen-Pendelverkehr eingerichtet, der die bestehende Buslinie Bregenz-Lindau zum Erliegen brachte. Neben den bestehenden Bahnhöfen Bregenz, Lochau-Hörbranz und Lindau wurden auf österreichischer Seite zusätzliche „Bedarfshaltestellen“ am Tannenbach (Bestand bis 24. November 1971), am Langen Stein (Bestand bis 15. Februar 1943), am „Haggen“ (Bestand bis 6. Oktober 1940) oder bei der Eisenbahnbrücke Unterhochsteg (Bestand bis 15. Mai 1939) eingerichtet. Im Jahre 1939 wurde der Busverkehr Bregenz-Lindau jedoch wieder aufgenommen, die Haltestellen verloren ihre Bedeutung und wurden teilweise wieder aufgehoben. Der erste mit einer elektrischen Lokomotive bespannte Zug zwischen Bregenz und  Lindau verkehrte am 14. Dezember 1954.

Bahnhof mit Bahnhofrestauration

Im Jahre 1958 wurde der alte Bahnhof „Lochau-Hörbranz“ von der ÖBB abgebrochen und als gefälliges Zweckgebäude neu erstellt, allerdings ohne die bisherige Wohnung für den Fahrdienstleiter. Er galt damals als einer der schönsten und modernsten Bahnhöfe im Land.

Gleich daneben lud das Bahnhofrestaurant zur geselligen Einkehr. Das „Tschecherl“, wie das Gasthaus allgemein genannt wurde, war über viele Jahre eine willkommene Einkehrmöglichkeit für die Soldaten vor dem Zapfenstreich um 22 Uhr in der naheliegenden Kaserne. Der Wirt Josef Kohlbacher, seine Tochter Sophie, verschiedene Bardamen, Lochauer Stammgäste und so manche feuchtfröhlichen Episoden sind manchen noch gut in Erinnerung. Aufgrund höchst notwendiger und nicht mehr finanzierbarer Sanierungsmaßnahmen wurde die Lochauer Bahnhofrestauration im Jahre 1978 ersatzlos abgebrochen.

Die Bahnstation wird modernisiert 

Mit 1. März 1999 begannen die groß angelegten Umbauarbeiten im Bereich des Bahnhofes „Lochau-Hörbranz“. Das alte Bahnhofsgebäude wurde geschlossen, die Station wurde modernisiert und den geänderten eisenbahnbetrieblichen und sicherungstechnischen Anforderungen angepasst. Anstelle der vier Gleise entstand ein 200 Meter langer, so genannter Inselbahnsteig mit zwei Gleisen als Ein- bzw. Ausstiegsstelle. Zum Bahnsteig gelangte man durch eine auch von der Gemeinde eingeforderte behindertengerecht ausgeführte Unterführung, die bis zum Hafen hin als wertvolle Verbindung zum See auf Gemeindekosten verlängert wurde. Das seeseitige Gleis 4 wurde aufgelassen. Auf dieser Trasse verläuft heute von der Staatsgrenze bis zum Strandbad ein neu angelegter Fuß- und Fahrradweg. Abgeschlossen wurden die Arbeiten mit Gleisanlagen, Bahnsteig und Unterführungen samt den entsprechenden „Außenanlagen“ und einer neuen Bushaltestelle für den Leiblachtaler Taktverkehr im August 2003.

Und auch das gehört zur langen Geschichte des Bahnhofes „Lochau-Hörbranz“. Von 1989 bis 2008 verkaufte der unvergessliche „Eisbaron“ Kurt Grauer, tatkräftig unterstützt von seiner Frau Franzi, in seinem Container am Bahnhof das weitum bekannte und beliebte „Bäumle“-Softeis. Nach der Schließung der Eisdiele erhielt der Bahnhofvorplatz mit der Skulptur „Mobilität“ des Hörbranzer Künstlers Christoph Lissy am 3. Oktober 2008 auch seinen künstlerischen Aufputz.

Das Grundstück rings um das alte Bahnhofsgebäude fand seit der Errichtung der neuen Haltestation keine Verwendung mehr. Die ÖBB als Eigentümerin verkauften die Liegenschaften im Rahmen einer öffentlichen Ausschreibung an die projektart Errichtungsgesellschaft. Diese wird hier nun das Projekt „marina:B“ umsetzen. Damit ist die langjährig gewünschte attraktive „Belebung“ des Bahnhof-Areals als neue Visitenkarte der Gemeinde Lochau wohl garantiert.

 

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