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Blair: Iran unterstütze irakische Rebellen

Nach der Überprüfung neuer von den irakischen Aufständischen eingesetzter Waffen hält die britische Regierung eine Verwicklung des Irans für möglich. Das erklärte Premierminister Tony Blair.

Bestimmte Eigenarten deuteten auf Teheran oder die militante Hisbollah im Libanon hin, die derartige Sprengsätze auch schon benutzt habe, erklärte Premierminister Tony Blair am Donnerstag auf einer Pressekonferenz mit dem irakischen Präsidenten Jalal Talabani in London. Im Irak fielen wieder mehr als 20 Menschen neuen Anschlägen zum Opfer.

„Wir sind uns noch nicht sicher, aber es gibt da bestimmte Informationen, die auf den Iran hinweisen“, erklärte Blair. „Sicher ist, dass neuartige Sprengsätze zum Einsatz kommen, die nicht nur gegen die britischen Truppen, sondern auch an anderen Orten im Irak eingesetzt werden.“ Blair betonte, dass sich seine Regierung davon keinesfalls einschüchtern lasse – auch nicht Blick auf die Verhandlungen über das iranische Atomprogramm.

Ein britischer Beamter hatte tags zuvor erklärt, die sunnitischen Aufständischen im Irak würden von der Revolutionären Garde des schiitischen Nachbarlands Iran unterstützt. Deren Technologien seien in diesem Sommer bei mehreren tödlichen Angriffen auf britische Soldaten zum Einsatz gekommen. Damit habe Teheran London möglicherweise davor warnen wollen, weiterhin die Einstellung des iranischen Atomprogramms zu fordern.

Die iranische Regierung wies die Vorwürfe ebenso entschieden zurück wie die Hisbollah, die von Teheran und Damaskus unterstützt wird. Der iranische Außenamtssprecher Hamid Reza Assefi sagte, diejenigen, die an der Instabilität des Iraks schuld seien, sollten nicht andere zu Unrecht beschuldigen. Die Hisbollah erklärte, Großbritannien wolle nur von der Unmöglichkeit ablenken, den Besatzungsstatus im Irak aufrecht zu erhalten.

In Bagdad sprengte sich ein Selbstmordattentäter in einem Minibus in die Luft und riss mindestens neun Menschen mit in den Tod. Der Anschlag ereignete sich nahe dem Ölministerium, wie die Polizei mitteilte. Bei den Opfern handelt es sich um fünf Polizisten und vier Zivilpersonen. Ein weiterer Anschlag richtete sich gegen einen Konvoi von Mitarbeitern ausländischer Sicherheitsfirmen. Dabei kamen drei irakische Passanten ums Leben.

Ein Bombenanschlag auf eine irakische Polizeipatrouille südlich von Bagdad kostete fünf Polizisten das Leben. Ein weiterer Polizist sowie zwei irakische Soldaten wurden bei Anschlägen nördlich der Hauptstadt getötet. In derselben Gegend kam auch ein US-Soldat bei der Detonation eines am Straßenrand versteckten Sprengsatzes ums Leben.

Im Irak begann unterdessen die Verteilung des Verfassungsentwurfs. Das Parlament hatte tags zuvor nach deutlicher internationaler Kritik noch kurzfristig eine geplante Änderung zurückgenommen, die eine Ablehnung des Vertragswerks praktisch unmöglich gemacht hätte. Sunnitische Politiker erklärten, sie wollten nun nicht länger zum Boykott der Abstimmung am 15. Oktober aufrufen, sondern um Nein-Stimmen werben.

US-Präsident George W. Bush erklärte in einer Ansprache in Washington, die militanten Islamisten wollten „ganze Länder versklaven und die Welt einschüchtern“. Der Irak sei dabei zu ihrer Hauptkampffront geworden. Ihre Ideologie verglich Bush mit dem Kommunismus. Unterstützt würden die Extremisten von arabischen Medien, „die Hass und Antisemitismus säen“. Gegen einen solche Feind gebe es nur eine effektive Antwort: „Wir beugen uns nie, geben nie auf und akzeptieren nie etwas anderes als den vollständigen Sieg.“

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