In seiner Diözese Xindu in Brasilien gebe es 840 Gemeinden und 30 Priester. “Das heißt, dass Gemeinden monatelang nicht die Möglichkeit haben, die Eucharistie zu feiern.” Viele Gemeinden seien auf den Wortgottesdienst beschränkt. Er komme immer wieder in Gemeinden, die gar keinen Altar mehr haben, sondern nur mehr einen Ambo für die Lesungen. “Unser Glaube ist die Gegenwart unseres Herrn in der Eucharistiefeier”, sagte Kräutler. “Wir müssen uns mit diesen Fragen offen auseinandersetzen”, forderte der Bischof.
Kräutler, der im Juli 70 geworden ist und seit Jahren wegen Morddrohungen ständig mit Polizeischutz lebt, setzt seinen Kampf für die Rechte der Indios, Kleinbauern und Landarbeiter sowie seinen Einsatz für den Erhalt des von Rodungen bedrohten Regenwalds unbeirrt fort: “Ich bin überzeugt, dass das mein Weg ist.”
Wenn die Abholzung des Regenwalds nicht gestoppt werde, bestehe die Gefahr, dass Amazonien in 20 bis 30 Jahren völlig versteppe und nicht mehr bewohnbar sei. Es brauche dringend eine Entscheidung der Regierung, die Indianergebiete abzugrenzen und Nationalparks zu schaffen. “Es gibt noch Reste des Paradieses, so wie Gott es geschaffen hat”, meinte der gebürtige Vorarlberger, der nach seinem Theologiestudium an der Universität Salzburg mit 26 Jahren als Missionar ins brasilianische Amazonasgebiet ging und seither dort lebt. “Wenn der Regenwald weiter so gerodet und niedergebrannt wird und wir so weitermachen, dann kommt der Tag, wo die ganze Welt dadurch in Mitleidenschaft gezogen wird”, warnte Kräutler.
Der Bischof kämpft auch gegen einen von der Regierung geplanten riesigen Staudamm am Rio Xindu. “Das ist eine Katastrophe, die hoffentlich nicht über uns hereinbricht”, meinte Kräutler. Es sei ein “Wahnsinnsprojekt”, das es zu verhindern gelte. Es müssten Tausende Menschen umgesiedelt werden, es gehe neben der technischen Dimension vor allem um soziale und ökologische Probleme.
Kräutler wurde heute, Mittwoch, an der Universität Salzburg die Ehrendoktorwürde verliehen. Zu dieser Ehrung meinte er: “Ich bin hier sechs Jahre lang Student gewesen, es ist meine Alma Mater. Ich sehe das als Wertschätzung für meine Arbeit und mein Engagement.”
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