Der französische Staatspräsident Jacques Chirac betonte jedoch am Samstag, der Bericht sei in keiner Weise bestätigt. Die Zeitung LEst Républicain zitierte in ihrer Samstagsausgabe aus einem Bericht des französischen Geheimdienstes GDSE, wonach saudiarabische Informationsdienste vom Tod Bin Ladens ausgehen.
Gewöhnlich zuverlässige Quellen hätten gemeldet, der Al-Kaida-Chef sei zwischen dem 23. August und 4. September in Pakistan an einer Typhus-Erkrankung gestorben. Ein Sprecher des saudiarabischen Innenministeriums sagte, er habe von dem Bericht gehört, habe aber keine Informationen darüber. Ich habe keine Ahnung, sagte Sprecher Mansur al Turki. Die saudiarabische Botschaft in Washington erklärte am Sonntag, das Königreich habe keine Informationen, die den Bericht der französischen Zeitung stützten. Die Angaben seien reine Spekulation und könnten nicht unabhängig überprüft werden.
US-Außenministerin Condoleezza Rice sagte, sie habe zu dem Bericht keinen Kommentar und keine Kenntnis davon. US-Präsidentensprecher Blair Jones erklärte, das Weiße Haus könne die Richtigkeit des Berichts nicht bestätigen.
Chirac sagte auf einem deutsch-französisch-russischem Dreier-Gipfel in Compiègne nördlich von Paris, er sei überrascht, dass das vertrauliche Geheimdienstdossier von einer Dienststelle an die Öffentlichkeit gelangt sei. Ein Verfahren zur Ermittlung der undichten Stelle sei eingeleitet worden. Auch der russische Staatspräsident Wladimir Putin beklagte den Informationsverlust, der durch den Zeitungsbericht entstanden sei. Da fragt man sich, ob das mit Absicht geschehen ist, sagte Putin auf einer gemeinsamen Pressekonferenz.
In US-Geheimdienstkreisen hieß es, der Bericht sei nicht glaubhafter als frühere Gerüchte über den Tod Bin Ladens. In pakistanischen Regierungskreisen hieß es, Pakistan habe von keiner ausländischen Regierung Informationen erhalten, die den Bericht bestätigten.
In westlichen Diplomatenkreisen wurde es als sehr unwahrscheinlich angesehen, dass saudiarabische Geheimdienste die erste Adresse für derartige Informationen seien. Und selbst wenn Saudi-Arabien Informationen hätte, würde sie diese an die USA weiterleiten und nicht an Frankreich, hieß es.
Ein Tod des Gründers des Terrornetzwerks würde nach Expertenmeinung zwar US-Präsident Bush politisch nützen, den islamistischen Terrorismus aber nicht schwächen. Der Direktor des Pariser Instituts für internationale und strategische Beziehungen (IRIS), Pascal Boniface, sagte dem Sonntagsblatt Le Journal du Dimanche: Die Terrorzellen würden sich zu Al Kaida bekennen, ohne von Bin Laden Aufträge zu erhalten. Boniface nannte die Hypothese eines Todes Bin Ladens glaubwürdig.
In den vergangenen Jahren hat es immer wieder Medienberichte und Spekulationen gegeben, wonach der gebürtige Saudiaraber Bin Laden tot, schwer verletzt oder erkrankt sei. In der LEst Republicain hieß es: Die von den Saudis gesammelten Informationen legen nahe, dass der Chef von Al-Kaida einem schweren Fall von Typhus zum Opfer fiel, als er am 23. August 2006 in Pakistan weilte. Es soll zu einer Lähmung seiner Beine gekommen sein. Die saudiarabischen Geheimdienste hätten am 4. September von der Nachricht erfahren. Sie wollten aber noch weitere Daten sammeln, bevor sie eine öffentliche Mitteilung machten.
Der Pariser Experte für Infektionskrankheiten, Professor Francois Bricaire, äußerte sich dazu skeptisch. Zwar könne ein fieberhafter Typhusschub zum Tode führen. Doch sei die Lähmung der Beine eine wirklich äußerst seltene Komplikation, sagte er dem Journal du Dimanche.
Bin Laden gilt als Drahtzieher der Flugzeuganschläge in den USA, bei denen am 11. September 2001 rund 3000 Menschen getötet worden waren. Der Extremist wird im Grenzgebiet zwischen Afghanistan und Pakistan vermutet. Er hatte sich nach den Attentaten mehrmals mit Tonaufnahmen an die Öffentlichkeit gewandt und den USA mit neuen Anschlägen gedroht.
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