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Bille August wird 60

Seine Filmmanuskripte schreibe er besonders gerne auf Langstreckenflügen mit einer bestimmten Fluggesellschaft, hat Bille August mal in einem Werbespot verkündet.

Der dänische Regisseur, der am Sonntag (9. November) 60 wird, zehrte bei dieser unfreiwillig komischen Reklameaktivität noch von seinem Ruhm als Oscar-Preisträger und zweifacher Festival-Sieger in Cannes. Inzwischen gilt August als eher unauffälliger Filmemacher, der in der Regel durchschnittliche Hollywood-Streifen abliefert und mit überwiegend skeptischen Kritikern leben muss.

1988 gelang dem gelernten Kameramann nach drei hochgelobten Jugendfilmen der große internationale Durchbruch mit “Pelle, der Eroberer”. Für die ergreifende sozialkritische Darstellung einer Vater-Sohn-Beziehung nach dem gleichnamigen Roman von Martin Andersen Nexø bekam August in Los Angeles einen Oscar sowie einen Golden Globe und in Cannes eine Goldene Palme.
1992 konnte er sich den begehrten Preis von der Cote d’Azur erneut abholen, jetzt für die Verfilmung eines Manuskriptes von Altmeister Ingmar Bergman über die unglückliche Ehe der eigenen Eltern unter dem Titel “Die besten Absichten”.

Vom schwedischen Vorbild dafür mit Lob überhäuft und sogar als “Anwärter auf die Nachfolge” eingestuft, machte August Literaturverfilmungen systematisch zu seinem Markenzeichen. Der deutsche Produzent Bernd Eichinger beschaffte dem dänischen Oscar-Preisträger 1993 das Geld für eine aufwendige Leinwandversion von Isabelle Allendes Bestseller “Das Geisterhaus” mit Hollywood-Stars wie Meryl Streep, Glen Close und Jeremy Irons.

Die Kritik allerdings war überwiegend wenig begeistert. Massiv Verrisse hagelte es für die Verfilmung des Psychothrillers “Fräulein Smillas Gespür für Schnee” von Peter Hoeg (1998) und im Gefolge für “Die Elenden” nach Victor Hugo.
Während jüngere dänische Regisseure wie Lars von Trier durch Experimentierfreude frischen Wind in die europäische Filmszene brachten, orientierte sich der zeitweise nach Los Angeles umgesiedelte August fast nur noch an Hollywood-Anforderungen. Am “Dogma”-Konzept von Triers und anderer für Filmarbeit ohne technische Tricks ließ er kein gutes Haar.

Zuletzt brachte August mit “Goodybe Bafana” einen Film über die Gefangenschaft des Südafrikaners Nelson Mandela auf die Leinwand. Im nächsten Jahr plant er für die Verfilmung des Kriegs-Romans “Das Verhör” von Vladimir Volkoff Dreharbeiten auch in Berlin.
Der Vater von sieben Kindern aus mehreren Verbindungen ist nach zwölf Jahren London wieder in seine dänische Heimat zurückgekehrt. “Ich muss mal sehen, ob ich die Oberklasse hier aushalten kann”, meint der Regisseur zum neuen luxuriösen Wohnsitz, gemeinsam mit Ehefrau Sara-Marie Maltha, am Kopenhagener Öresund.

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