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"Big Brother" wird immer kleiner

"Big Brother"verliert Zuschauer, ist aber auf ewig angelegt: "Vielleicht naht das Ende schneller als geplant", spekuliert eine Schweizer Internetseite.

Betrug der Marktanteil in der für RTL II relevanten Zielgruppe der 14- bis 49-jährigen Zuschauer in der Ende Februar beendeten 5. Staffel noch rund zwölf Prozent, sind es derzeit noch rund acht Prozent. Von den etwa 1,2 Millionen täglichen Zuschauern der Tageszusammenfassung (19 Uhr) gehören derzeit 750.000 zur begehrten Zielgruppe.

Zwei Gründe sind für die rückläufige Entwicklung verantwortlich. Den einen nennt „Big Brother“-Produzent Rainer Laux von der Firma Endemol: „Der Wechsel von der 5. Staffel zur Real Life Soap ist zu vergleichen mit dem kompletten Cast-Austausch bei einer Serie wie zum Beispiel „Gute Zeiten, schlechte Zeiten““, sagt Laux, der das Format seit Beginn im Jahr 2000 betreut. „Die Zuschauer müssen sich langsam wieder an die neuen Charaktere gewöhnen. Und das tun sie auch inzwischen. Das Publikumsinteresse nimmt langsam wieder zu.“ Nach Ostern habe es eine zaghafte Aufwärtsentwicklung gegeben.

Der zweite Grund liegt an der Konkurrenz: Sat.1 hat vor wenigen Wochen die tägliche Telenovela „Verliebt in Berlin“ („VIB“), immer wochentags um 19.15 Uhr, an den Start gebracht, die fast auf Anhieb um die vier Millionen Zuschauer vor die Bildschirme lockte. Gegen Alexandra Neldel als hässliches Entlein haben es alt eingesessene Formate wie „Big Brother“, aber auch das RTL-Magazin „Explosiv“ schwer. Das „Big Brother“-Konzept, in dem die Bewohner jetzt statt in einem in sich abgeschlossenen Haus in einem Dorf mit Kfz-Werkstatt und Bauernhof wohnen, scheint den Zuschauer zunächst weniger zuzusagen als eine konfektionierte Serie wie „VIB“.

An ein vorzeitiges Ende denken aber weder der Sender („Kein Thema“) noch Endemol. „Wir wollen im Jahresverlauf auf einen zweistelligen Marktanteil in der Zielgruppe kommen – Ziel sind die zwölf Prozent, die die fünfte Staffel von „Big Brother“ brachte“, sagt Laux. „Es gibt für fast jedes TV-Format ein Abbruch-Szenario. Aber es würde mich wundern, wenn es bei uns so weit käme.“ Überschattet wurde der Start der 6. Staffel des TV-Spektakels, in dem die Kandidaten rund um die Uhr bewacht werden, auch vom Geschäftsführerwechsel beim Sender. Josef Andorfer, ein großer Verfechter von „Big Brother“, musste im Februar nach einer Gesellschafterversammlung seinen Hut nehmen.

Dass beim Sender trotzdem Sorge um das Format besteht, legt eine neue Programmänderung nahe: Die abendfüllende „Big Brother“-Show wird mit Wirkung vom 24. April von Montag auf Sonntag vorverlegt, weil sich RTL II am Wochenende mehr Resonanz und Einnahmen erhofft. Die letzte Montagsshow am 21. März konnte nach unbestätigten Meldungen die Werbepausen nur zu 40 Prozent füllen. Tarifsenkungen für die Spots seien aber nicht im Gespräch, hieß es. Die Verschiebung der Show sei keine reine Veränderung bei „Big Brother“, betont RTL II. Vielmehr sollen montags künftig die traditionell starken Dokusoaps („Frauentausch“) gezeigt werden und donnerstags nun Serien wie „Law and Order: New York“.

Im Mai steht der Reihe „Big Brother“ und damit vielen Fans ein neuer Einschnitt bevor. Ruth Moschner, Moderatorin der Montags- und demnächst der Sonntagsshow, wird ausscheiden.

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