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Beziehung zu Bildern und Schicksalen

Patricia Dörn und Brigitte Neyer mit ihrer druckreifen "Kunstsammlung" .
Patricia Dörn und Brigitte Neyer mit ihrer druckreifen "Kunstsammlung" . ©Harald Hronek

Kunsterziehung ist für Patrizia Dörn und Brigitte Neyer Teil der Selbsterfahrung.

(amp) Die Frage “Wie schaffen wir bei unserer Jugend einen besseren Zugang zum Verständnis für die Kunst?” stellten sich Patrizia Dörn und Brigitte Neyer. Ihre logische Antwort darauf scheinen die beiden an der Musik-Mittelschule Thüringen lehrenden Pädagoginnen mit einer illustrierten Kunstsammlung gefunden zu haben, in der sie Bilder prominenter Kunstschaffender und deren menschliche Schicksale miteinander verknüpft haben. Was dabei entstanden ist, ist ein illustriertes Geschichtenbuch, das zum Philosophieren über die Bildsprache und zum Nachempfinden von Erfahrungen aus dem Alltag anregt. “Da ist beispielsweise die Mexikanerin Frida Kahlo. Im Grunde gab es nur zwei Körperteile, die Kahlo nie im Stich ließen – ihr Kopf und ihre Hände. Der lebendigen, lebenslustigen, witzigen Frau stand zeitlebens ihr Körper im Wege, gegen dessen Verfall sie sich mit aller Kraft und nicht zuletzt mit ihren Gemälden zur Wehr setzte. Ein Busunglück hatte, als sie achtzehn Jahre alt war, schlagartig ihr Leben verändert. Die Folge der zahllosen Brüche und schwersten Unterleibsverletzungen sind 32 Operationen in 29 Jahren, einengende Gipskorsetts, immer wieder künstliche Streckungen der Wirbelsäule, zahlreiche Folgekrankheiten und dauernde Schmerzen, die Kahlo zum Teil nur mit Alkohol oder anderen Drogen erträgt. Um zu überleben, malt sich Kahlo in ihren detailgenauen, überwiegend kleinformatigen Selbstporträts die körperlichen und seelischen Verletzungen von der Seele. Tief verwurzelt in der indianischen Mythologie ihrer Heimat, benutzt sie eine symbolhafte, oft surreale Bildsprache. Oder ein Pierre Auguste Renoire, der gegen seine Arthritis – fälschlicherweise als Gicht diagnostiziert – kämpft und sich im Rollstuhl täglich den Pinsel an die Hand binden lässt, da er ihn nicht mehr in der Hand halten kann”, beginnen Neyer und Dörn auszugsweise aus ihrem 100-seitigen Kunstalmanach zu zitieren. Was gemeinsam mit den Schülern der Mittelschule in Thüringen bereits mehrfach erprobt wurde, soll nun auch anderen Interessierten zur Verfügung gestellt werden. Gedacht ist an eine “Kunstmappe”, die möglichst an vielen Schulen aufgelegt wird. Derzeit sind die beiden Pädagoginnen auf Verlegersuche.

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