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Bevölkerung nahm Abschied von den Todesopfern

Rund 1.000 Trauernde haben am Mittwochvormittag in der Pfarrkirche Egg Abschied von den elf Todesopfern der Brandkatastrophe im Vinzenzheim genommen.   | Die ersten Eindrücke aus Egg
Nach dem Gottesdienst 

“Die Menschen im ganzen Land und darüber hinaus nehmen am Schmerz Anteil”, erklärte Landeshauptmann Herbert Sausgruber (V) in seiner Ansprache an die Trauergemeinde. Pfarrer Ronald Waibel betonte die Solidarität im Ort, die in den vergangenen Tagen besonders spürbar geworden sei.

Bereits eine Stunde vor Beginn des Gottesdienstes strömte die Egger Bevölkerung in die Kirche, die mit ihren etwa 700 Plätzen für den großen Andrang zu klein war. Um so viele Trauernde wie möglich an der Gedenkfeier teilhaben zu lassen, wurde der Gottesdienst via Lautsprecher auch auf den Vorplatz der Kirche und ins Pfarrheim übertragen. Unter den Trauergästen befanden sich auch viele Mitglieder der Feuerwehr, des Roten Kreuzes, der Polizei und des Kriseninterventionsteams, die in den vergangenen Tagen im Einsatz waren. Bundeskanzler Alfred Gusenbauer (S) hatte den Opfern bereits am Dienstagabend bei der Totenwache seine Referenz erwiesen.

Pfarrer Waibel unterstrich den Stolz, den er neben der Trauer seit Freitag in sich trage: Er sei stolz auf das, was die Einsatzkräfte geleistet haben und besonders auf die Egger Gemeinschaft. “Warum hat Gott das zugelassen? Dürfen wir Gott wirklich alles in die Schuhe schieben? Es gibt Geschehnisse, an denen können wir nichts ändern. Ich glaube, dass Gott die Kraft gibt, aus jeder Situation etwas zu machen. Das werden viele in den letzten Tagen gespürt haben – in der Solidarität und der tiefen Verbundenheit. Wir haben erfahren dürfen, wie wichtig es ist, dass die Menschen zusammenstehen. Davon ist auch viel Heilung ausgegangen.” Danach folgten die berührenden Fürbitten der Mitarbeiter des Heimes.

Sausgruber erklärte, dass das Vinzenzheim ein Stück dörfliches Leben dargestellt habe. “Es sollte unser Ziel sein, gemeinsam eine Einrichtung wiederentstehen zu lassen, in der die Atmosphäre dem Vinzenzheim vergleichbar ist”, sagte der Landeshauptmann. Heute stehe aber die Trauer im Vordergrund.

Landeshauptmann Herbert Sausgruber„Wir sind hier zusammen gekommen, um nach dem Schock vom letzen Freitag unsere Verbundenheit mit den Angehörigen zu zeigen. Ein Abschied ist schwer, aber ein so plötzlicher Abschied ist besonders schwer. Die Menschen im ganzen Land und darüber hinaus nehmen Teil an diesem Schmerz und fühlen sich mit Ihnen verbunden. Wir denken auch an die Verletzten und wünschen ihnen Genesung“. LH Sausgruber bedankte sich nochmals ganz ausdrücklich bei den Betreuern und allen Helfern.

Bürgermeister Norbert Fink betonte, dass die Opfer der Brandkatastrophe nicht nur bei den Angehörigen, sondern auch bei den Egger Bürgern “schmerzliche Lücken” hinterlassen. Den Tränen nahe erzählte Fink, wie ihm das Erlebnis der Weihnachtsfeier des Vinzenzheims, an der er jedes Jahr teilgenommen habe, fehlen werde. “Die Menschen waren, wie sie waren, und sie konnten auch so sein”, sagte Fink. „Eigentlich wäre es mir lieber, nicht zu reden, sondern in Stille zu trauern. Uns – der Egger Bevölkerung – werden sie sehr fehlen. Sie werden den Schülern und Kindergärtnern auf ihrem täglichen Weg fehlen. Sie werden auch den Menschen, die die Katastrophe überlebt haben, fehlen. Mir persönlich wird die Weihnachtsfeier mit ihnen fehlen, ein wohltuendes Ereignis. Besonders werden sie auch den Betreuern fehlen, die mit ihnen gelebt und gelacht haben.”

Auch der Bürgermeister bedankte sich noch einmal bei allen Einsatzkräften und Helfern. „Das Geschehen ist für uns alle unfassbar. Ich glaube, keiner ist in der Lage, unser Befinden in die passenden Worte zu fassen. Wir sind eigenlich sprachlos. Ich möchte nicht Wortes des Trostes suchen, die ich eh nicht finden kann. Gemeinsam werden wir die Trauer durchleben und den Schmerz bewältigen“.

Der Generalvikar der Diözese Feldkirch, Benno Elbs, berichtete ebenfalls von gemeinsamen Erlebnissen mit den Heimbewohnern und stellte sich die Frage, “welche Gedanken uns die Todesopfer heute mitgeben würden”.
„Ich hatte einige Mal die Freude, mit den Verstorbenen ein Glas Saft oder einen Kaffee zu trinken und die Sonne zu genießen. Und ich habe mich heute gefragt, was würden die Menschen uns heute mitgeben. Wenn ich so an die Gespräche vor dem Heim denke, wäre das wohl: „Vergelt’s Gott“: Das würden sie uns sagen. Danke für die Nächstenliebe und Danke an die Menschen, die sie würdevoll behandelt haben. Vergelt’s Gott. Sie würden wahrscheinlich auch nachdenklich schmunzeln, darüber, dass ein großes Begräbnis für die Leute vom Vinzenzheim gefeiert wird. Für die Leute vom ‚Armahus’. Sie würden uns allen sagen: Bewahrt die Aufmerksamkeit, bewahrt die Achtsamkeit für die Menschen, für die Ärmsten, für die Behinderten, für die, die nichts mehr leisten können und die am Rand der Geselllschaft stehen. Bewahrt diese Aufmerksamkeit, weil wir alle wertvolle Perlen sind. Und dann würden sie als drittes zu mir sagen. „Red net z’viel, bett lieber für üs“

Die Chorgemeinschaft Bregenzerwald aus Egg und der Musikverein sorgten mit ihrer musikalischen Begleitung für einen würdevollen Rahmen der Messe.

Eine Pflegerin bedankte sich bei den Verstorbenen: “Die Erinnerungen bleiben und die Erinnerungen sind eure Geschenke an uns”.

Die Beisetzung der Verstorbenen soll im Kreise der Familie stattfinden. Jedes Todesopfer wird in der eigenen Pfarrgemeinde beigesetzt.

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