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Bergemann beklagt "irren Modus"

Heftige Kritik am HLA-Meisterschafts-Modus übt Frank Bergemann. Im NEUE-Interview sprach der HC-Hard-Trainer über die aktuelle Situation, Zielsetzungen, Spieler-Verpflichtungen und den "irren" HLA-Modus.

Der 48-Jährige muss derzeit auf drei Stammspieler (Kulinchenko, Friede, Dragicevic) verletzungsbedingt verzichten und sieht entsprechend verständnislos den im April anstehenden neun Punktspielen entgegen. Da sein Team noch im Europacup vertreten ist, stehen zwei Challenge-Cup-Partien (gegen ABC Braga) und sieben HLA-Play-off-Runden an, was laut Bergemann “schon ohne Verletzungen irre” sei. Lustig werde es aber erst, “wenn wir uns überraschend für das Challenge-Cup-Finale qualifizieren”.

NEUE: Frank, dein Team findet sich momentan lediglich auf Platz fünf der HLA-Tabelle. Was läuft da verkehrt?
Frank Bergemann: “Grundsätzlich ist klar, dass wir mit dem derzeitigen Kader Schwierigkeiten haben, die nötigen Punkte zu holen, die wir fürs Halbfinale brauchen. Faktum ist eben auch, dass einige Leute ausgebrannt sind. Besonders bei den Jungen, die auch in den Nationalteams stehen (Alfred und Robert Weber, Michi Jochum, Wolfi Filzwieser, Anm.), habe ich da durchaus Verständnis.”

Sozusagen am Rande der Belastbarkeit?
Bergemann: “Zum Teil wohl auch darüber hinaus. Die besten Beispiele dafür sind Damir Djukic (Tulln/Achillessehnen-Riss) und Markus Kolar (Margareten/ Kreuzband-Riss). Aber auch Robert Weber ist die Belastung anzumerken. Es ist schön, dass er als Junior auch im Männer-Nationalteam steht, aber zunächst die Junioren-EM, dann Nationalteam-Lehrgang, HLA-Alltag, EM-Quali der Männer, Europa-Cup, jetzt wieder WM-Quali mit den Junioren, dann im Juni die Play-offs für die EM – das ist doch unglaublich!”

Und wie könnte man diese immensen Belastungen deiner Meinung nach zumindest ein Stück weit verringern?
Bergemann: “Nirgends in Europa wird so viel gespielt wie bei uns. Und wenn man Deutschland oder Spanien hernimmt, das sind Ligen, in denen nur mit Vollprofis gearbeitet wird. Die HLA ist aber keine Profi-Liga. Diese neuen Situationen sind die Kehrseite der Erfolge und der positiven Entwicklung des österreichischen Handballs. Aber denen muss man auch irgendwann Rechnung tragen.”

Das heißt, der HLA-Modus mit Grunddurchgang (18 Runden), Meister-Play-off (14), Halbfinale (2) und Finale (2-3) gehört geändert?
Bergemann: “Es müssen weniger Spiele sein. Letztes Jahr hat man extra bei der Männer-EM in Slowenien eine HLA-Mitgliederversammlung abgehalten. Schon damals wollten wir - und auch Bregenz – eine Reduktion. Heraus gekommen ist der Modus, den wir jetzt haben, also noch mehr Spiele. Die große Anzahl der schweren Verletzungen sollte ein Alarmzeichen sein. Die Änderung für die kommende Saison, dass statt acht nur mehr sechs Teams das Play-off spielen, ist in meinen Augen nur ein halbherziger Schrittt.”

Jetzt könnte man den Top-Teams ganz provokant sagen: Vergrößert halt euren Kader, damit ihr den Anforderungen gewachsen seid!
Bergemann: “So einfach geht das nicht. Das würde beim beschränkten österreichischen Markt logischerweise auch bedeuten, dass man den anderen Teams Spieler wegnimmt. Aber es sollte doch möglich sein, einen Ausländer mehr einsetzen zu dürfen.”

International seid ihr als erstes österreichisches Männer-Team im Halbfinale eines europäischen Bewerbes vertreten, national sieht´s weniger rosig aus. Wie sind denn die aktuellen Zielsetzungen?
Bergemann: “Braga ist extrem hoch einzustufen. Unser Ziel ist, dass wir das Hinspiel in Portugal so gestalten, dass wir daheim noch eine reelle Chance auf den Aufstieg haben. Personell könnten sich zumindest bis zum Heimspiel einige Optionen ausgehen, ich hoffe, dass Stanislaw Kulinchenko und Bernd Friede wieder dabei sind. National sind die Chancen schlecht, aber wir werden auch hier alles versuchen, das Halbfinale zu erreichen.”

Ein Kader, bei dem zum Saisonende etliche Verträge auslaufen. Gibt´s da schon Neuigkeiten bzw. wie sehen die Wunschvorstellungen des Trainers aus?
Bergemann:
“Fix ist neben Huemer, Kulinchenko und Friede, dass Manuel Wagesreiter am Mittwoch für zwei Jahre unterschrieben hat. Generell denke ich, dass der Mannschaft eine Frischzellen-Kur sicher gut tun würde. Nachdem Branko Medini sicher geht und auch die Plätze von Libergs und Dragicevic nicht fix sind. Fakt ist, dass ich mir Spieler vorstelle, bei denen das Feuer wieder mehr brennt, die bereit sind, ein gesetztes Ziel zu erreichen, die bereit für den Erfolg sind. Und das heißt für mich nicht unbedingt junge Spieler. Wünschenswert ist ein starker Abwehrspieler für unseren Innenblock, eine Verstärkung ist auch auf halb-links nötig und wir brauchen wieder einen Werfer, der uns auch mal von zehn Metern vergleichsweise leichte Tore bringt.”

Ist der Pole Michal Nowak (derzeit Gänserndorf) als überlegener Torschützen-König des Grunddurchganges ein Thema?
Bergemann: “Solche Leute sind immer ein interessantes Thema.”

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