Wie Jürgen Burtscher vom Bauernstammtisch Großes Walsertal gegenüber VOL.AT erklärt, verzeichnen die Vorarlberger Bergbauern im Land seit sieben Jahren Einkommensverluste: “Und das obwohl das Regierungsprogramm die Bergbauern stärker unterstützen und eine gerechte EU-Agrarzahlungsverteilung in Österreich schaffen soll. Vor allem die knapp 900 Vorarlberger Bergbauern der BHK-Zonen 3 und 4 – das sind die steilsten Gebiete – leiden darunter.”
Minus bei Leistungsabgeltungen
Die Zahlen kommen offiziell zwar erst noch, die Bergbauern haben die finanzielle Unstützung aber schon vorab errechnet. Ergebnis: Beide Punkte werden laut Burtscher von der Regierung nicht eingehalten: “Wir haben unsere Betriebe durchrechnen lassen und es kommt ein Minus bei den Leistungsabgeltungen heraus. Damit wir aber die von Landwirtschaftsverantwortlichen und Politikern gewünschten Vollerwerbsbetriebe bereitstellen können, haben wir in den letzten Jahren kräftig investiert. Jetzt müssen wir unsere Ratenzahlungen mit Geld begleichen, das wir in der Privatwirtschaft verdienen. Das kann es nicht sein.”
Stundenlohn von 2,59 Euro
Vorarlbergs Bergbauern arbeiten bis zu 5.000 Stunden im Jahr. “Das ist ein Stundenlohn von 2,59 Euro”, rechnet Burtscher vor: “Da müssen wir nicht von Lebensqualität am Bauernhof sprechen.” Die Bergbauern fordern ein leistungsgerechtes Einkommen und wollen ein Zukunftsmodell, das ihre Existenz sichert. Der Bauernstammtisch fordert daher mehr Unterstützung von der Vorarlberger Politik ein. Die Bauern haben auch schon signalisiert, dass sie bereit wären in einem entsprechenden Team mitzuarbeiten: “Damit wir gemeinsam nach Wien gehen und dort einen Aufstand organisieren. Die Regierung muss die Notbremse ziehen und ihr Programm wieder in die richtigen Bahnen lenken.”
Druck für die Bundesregierung
Es brauche dringend eine “Weiterentwicklung des Einkommens”. Für Landwirtschaftskammerpräsident Josef Moosbrugger ist das ein wichtiges Anliegen. Die Landwirtschaftskammer wolle insbesondere hinsichtlich der Förderungen für die BHK-Zonen 3 und 4 noch einmal Druck auf die Bundesregierung ausüben. Auch eine stärkere Anhebung der Ausgleichszulage für Bauern in extremen Lagen würde er sich wünschen.
Vorarlberg braucht finanziellen Spielraum
Auch Agrarlandesrat Erich Schwärzler sichert auf VOL.AT-Nachfrage seine Unterstützung zu. Er schlägt jedoch vor noch etwas abzuwarten: “Zuerst müssen die Regierungsparteien in Wien das Programm aushandeln. Wichtig ist für Vorarlberg, dass wir bei den späteren Verhandlungen zwischen den Bundesländern einen gewissen finanziellen Spielraum bekommen. Wir wollen nämlich die Feinabstimmung für die Bergregionen im Land selbst vornehmen. Zu den Verhandlungen lade ich Jürgen Burtscher dann gerne ein.”
Ost-West-Gefälle bei den Unterstützungen
Dass die Bergbauern aber zusätzlich vom Land gefördert werden, ist für Schwärzler klar: “Wie hoch kann man derzeit aber noch nicht sagen, weil wir zuerst das Regierungsprogramm abwarten müssen.” Für Burtscher hingegen ist klar, dass der Grundbetrag von Bund und EU stimmen muss. Hier müssten sich die Landwirtschaftskammerpräsidenten einigen: “Es gibt nämlich schon einige Jahre ein Ost-West-Gefälle. Je steiler die Bergbauernhöfe werden, desto dünner werden die Einkommen.”
Ohne Bergbauern keinen Tourismus
Die Bedeutung der Bergbauern ist im Land nämlich unbestritten, wie Landesrat Schwärzler weiß: “Sie sind die Bewirtschafter und Erhalter der Bergregionen. Ohne sie gäbe es bald keine Tourismusbetriebe mehr in den Bergregionen. Das wäre für Vorarlberg ein großer Schlag.” Auch Burtscher kennt die möglichen Folgen: “Die Gebirgstäler würden verwalden und die Bevölkerung würde die Landflucht antreten. Wenn wir aufgeben, wohnt in zehn bis 20 Jahren niemand mehr in den Bergregionen.”
Zukunft der Bergbauern
Diese mögliche Zukunftsvision will der Bauernstammtisch zusammen mit der Landwirtschaftskammer Vorarlberg am kommenden Donnerstag in Ludesch auch dem Landwirtschaftskammerpräsidenten Österreichs, Hermann Schultes, aufzeigen. “Damit wollen wir die Regierung unter Druck setzen, ihre Unterstützungsziele auch wirklich umzusetzen”, meint Burtscher abschließend. (VOL.AT)
Du hast einen Hinweis für uns? Oder einen Insider-Tipp, was bei dir in der Gegend gerade passiert? Dann melde dich bei uns, damit wir darüber berichten können.
Wir gehen allen Hinweisen nach, die wir erhalten. Und damit wir schon einen Vorgeschmack und einen guten Überblick bekommen, freuen wir uns über Fotos, Videos oder Texte. Einfach das Formular unten ausfüllen und schon landet dein Tipp bei uns in der Redaktion.
Alternativ kannst du uns direkt über WhatsApp kontaktieren: Zum WhatsApp Chat
Es hat einen Fehler gegeben! Bitte versuche es noch einmal.Herzlichen Dank für deine Zusendung.