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Bergbauern in Vorarlberg gehen auf die Barrikaden und kämpfen für mehr Geld

Jürgen Burtscher will für die Bergbauern in Vorarlberg kämpfen.
Jürgen Burtscher will für die Bergbauern in Vorarlberg kämpfen. ©VOL.AT/Schwendinger
Ludesch - Das Mahnfeuer am Mittwoch war nur der Anfang, die Bergbauern in Vorarlberg gehen auf die Barrikaden. Grund ist ihre finanzielle Situation und das gebrochene Versprechen der Bundesregierung.
Jürgen Burtscher im Interview
Mahnfeuer der Bergbauern am Ludescherberg

Wie Jürgen Burtscher vom Bauernstammtisch Großes Walsertal gegenüber VOL.AT erklärt, verzeichnen die Vorarlberger Bergbauern im Land seit sieben Jahren Einkommensverluste: “Und das obwohl das Regierungsprogramm die Bergbauern stärker unterstützen und eine gerechte EU-Agrarzahlungsverteilung in Österreich schaffen soll. Vor allem die knapp 900 Vorarlberger Bergbauern der BHK-Zonen 3 und 4 – das sind die steilsten Gebiete – leiden darunter.”

Minus bei Leistungsabgeltungen

Die Zahlen kommen offiziell zwar erst noch, die Bergbauern haben die finanzielle Unstützung aber schon vorab errechnet. Ergebnis: Beide Punkte werden laut Burtscher von der Regierung nicht eingehalten: “Wir haben unsere Betriebe durchrechnen lassen und es kommt ein Minus bei den Leistungsabgeltungen heraus. Damit wir aber die von Landwirtschaftsverantwortlichen und Politikern gewünschten Vollerwerbsbetriebe bereitstellen können, haben wir in den letzten Jahren kräftig investiert. Jetzt müssen wir unsere Ratenzahlungen mit Geld begleichen, das wir in der Privatwirtschaft verdienen. Das kann es nicht sein.”

Stundenlohn von 2,59 Euro

Vorarlbergs Bergbauern arbeiten bis zu 5.000 Stunden im Jahr. “Das ist ein Stundenlohn von 2,59 Euro”, rechnet Burtscher vor: “Da müssen wir nicht von Lebensqualität am Bauernhof sprechen.” Die Bergbauern fordern ein leistungsgerechtes Einkommen und wollen ein Zukunftsmodell, das ihre Existenz sichert. Der Bauernstammtisch fordert daher mehr Unterstützung von der Vorarlberger Politik ein. Die Bauern haben auch schon signalisiert, dass sie bereit wären in einem entsprechenden Team mitzuarbeiten: “Damit wir gemeinsam nach Wien gehen und dort einen Aufstand organisieren. Die Regierung muss die Notbremse ziehen und ihr Programm wieder in die richtigen Bahnen lenken.”

Druck für die Bundesregierung

Es brauche dringend eine “Weiterentwicklung des Einkommens”. Für Landwirtschaftskammerpräsident Josef Moosbrugger ist das ein wichtiges Anliegen. Die Landwirtschaftskammer wolle insbesondere hinsichtlich der Förderungen für die BHK-Zonen 3 und 4 noch einmal Druck auf die Bundesregierung ausüben. Auch eine stärkere Anhebung der Ausgleichszulage für Bauern in extremen Lagen würde er sich wünschen.

Vorarlberg braucht finanziellen Spielraum

Auch Agrarlandesrat Erich Schwärzler sichert auf VOL.AT-Nachfrage seine Unterstützung zu. Er schlägt jedoch vor noch etwas abzuwarten: “Zuerst müssen die Regierungsparteien in Wien das Programm aushandeln. Wichtig ist für Vorarlberg, dass wir bei den späteren Verhandlungen zwischen den Bundesländern einen gewissen finanziellen Spielraum bekommen. Wir wollen nämlich die Feinabstimmung für die Bergregionen im Land selbst vornehmen. Zu den Verhandlungen lade ich Jürgen Burtscher dann gerne ein.”

Ost-West-Gefälle bei den Unterstützungen

Dass die Bergbauern aber zusätzlich vom Land gefördert werden, ist für Schwärzler klar: “Wie hoch kann man derzeit aber noch nicht sagen, weil wir zuerst das Regierungsprogramm abwarten müssen.” Für Burtscher hingegen ist klar, dass der Grundbetrag von Bund und EU stimmen muss. Hier müssten sich die Landwirtschaftskammerpräsidenten einigen: “Es gibt nämlich schon einige Jahre ein Ost-West-Gefälle. Je steiler die Bergbauernhöfe werden, desto dünner werden die Einkommen.”

Ohne Bergbauern keinen Tourismus

Die Bedeutung der Bergbauern ist im Land nämlich unbestritten, wie Landesrat Schwärzler weiß: “Sie sind die Bewirtschafter und Erhalter der Bergregionen. Ohne sie gäbe es bald keine Tourismusbetriebe mehr in den Bergregionen. Das wäre für Vorarlberg ein großer Schlag.” Auch Burtscher kennt die möglichen Folgen: “Die Gebirgstäler würden verwalden und die Bevölkerung würde die Landflucht antreten. Wenn wir aufgeben, wohnt in zehn bis 20 Jahren niemand mehr in den Bergregionen.”

Zukunft der Bergbauern

Diese mögliche Zukunftsvision will der Bauernstammtisch zusammen mit der Landwirtschaftskammer Vorarlberg am kommenden Donnerstag in Ludesch auch dem Landwirtschaftskammerpräsidenten Österreichs, Hermann Schultes, aufzeigen. “Damit wollen wir die Regierung unter Druck setzen, ihre Unterstützungsziele auch wirklich umzusetzen”, meint Burtscher abschließend. (VOL.AT)

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