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Belvedere-Kurator Koja wird Chef der Dresdner Gemäldegalerie

Das Museum in Dresden gehört zu den Top-Kunstadressen in Europa
Das Museum in Dresden gehört zu den Top-Kunstadressen in Europa
Großer Karrieresprung für Belvedere-Kurator Stephan Koja: Der Wiener Kunsthistoriker wird neuer Direktor der Gemäldegalerie Alte Meister der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden. Das wurde heute, Dienstag, in Dresden bekannt gegeben. Koja, seit 1992 Leiter der Sammlungen des 19. Jahrhunderts und der klassischen Moderne der Österreichischen Galerie Belvedere, soll sein Amt am 1. April antreten.


Koja (53) folgt auf Bernhard Maaz, der als Generaldirektor der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen nach München berufen wurde, und erhält einen Acht-Jahres-Vertrag. Die sächsische Kunstministerin Eva-Maria Stange (SPD) lobte Koja in einer Aussendung als “international anerkannten Museumsexperten”, der sich “nicht nur als Sammlungsleiter der Galerie Belvedere, sondern auch als Kurator und Ausstellungsleiter in vielen Museen der Welt sowie als Autor einen Namen gemacht” habe. Koja soll die wissenschaftliche Erschließung und die gemeinsamen Aktivitäten der Gemäldegalerie mit ihren 2.500 teils hoch herausragenden Werken und der 18.000 Objekte umfassenden Skulpturensammlung, deren Leitung er ebenfalls übernimmt, vorantreiben.

Die weltberühmte Gemäldegalerie Alte Meister, in der sich u.a. Meisterwerke wie Raffaels “Sixtinische Madonna”, Giorgiones “Schlummernde Venus”, Correggios “Heilige Nacht” oder die Dresdner Stadtansichten Bellottos befinden, wird jährlich von mehr als 500.000 Kunstinteressierten besucht. Das nach dem Zweiten Weltkrieg nach den Original-Plänen Gottfried Sempers wiederaufgebaute Galeriegebäude am Zwinger wird derzeit um rund 47 Mio. Euro grundlegend saniert. Der Ostflügel wurde erst vor wenigen Tagen wiedereröffnet. Nach Instandsetzung des Westflügels soll das gesamte Gebäude 2018 wieder zur Verfügung stehen.

Unter dem Titel “Geist und Glanz der Dresdner Gemäldegalerie” waren im vergangenen Jahr 99 Werke aus Dresden in dem vom Belvedere bespielten Winterpalais des Prinzen Eugen in der Wiener Himmelpfortgasse zu sehen. Er habe diese Ausstellung nicht kuratorisch betreut, zu diesem Zeitpunkt aber bereits Gespräche mit Dresden geführt, schilderte Koja heute im Gespräch mit der APA. Nach einer internationalen Ausschreibung seien Headhunter an ihn herangetreten, nach Hearings mit der Findungskommission habe er sich gegen rund 60 Mitbewerber durchgesetzt und das Angebot erhalten, das ihn überrascht und geehrt habe: “Ich habe niemanden gekannt, mir hat niemand geholfen. Offenbar hat meine bisherige Arbeit überzeugt.”

Sein Einwand, dass er zwar “eine Leidenschaft für Alte Meister” hege, bisher aber eher über eine Expertise im Bereich der Neuen Meister verfüge, sei in Dresden verworfen worden. “Gezählt hat meine große internationale Ausstellungserfahrung. Ich weiß, wie man ein Thema interessant macht”, so Koja, der in Österreich, Frankreich, Holland, Spanien, Portugal, den USA und Japan Ausstellungen u.a. über Georges Rouault, Gustav Klimt, Oskar Kokoschka, Egon Schiele, Claude Monet, Anton Romako, Auguste Rodin und Emil Nolde kuratierte. “In Dresden möchte ich die Relevanz der Alten Meister hervorheben. Im Ausstellungswesen geht die Tendenz ja derzeit überall in Richtung zeitgenössischer Kunst. Aber die Entwicklung der Moderne ist ohne Bezug auf die Alten Meister undenkbar.”

Stephan Koja wurde am 16. Juni 1962 in Wien geboren und studierte Kunstgeschichte, Klassische Archäologie, Philosophie und Jus an den Universitäten Salzburg und Wien. Von 1989 bis 1991 war er als freiberuflicher Kurator tätig, 1991 wurde er wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Österreichischen Galerie Belvedere, 1992 Sammlungsleiter. 1995 bis 2006 war er Herausgeber der Kunstzeitschrift “Belvedere”. Zu seinen Ausstellungen im Belvedere zählen auch “America” (1999), “Nordlicht” (2005) und “Im Lichte Monets” (2014).

“Ich liebe die Sammlung des Belvederes und kenne auch ihr Potenzial”, zog Koja ein Resümee seiner Arbeit in Wien. Künftig die inhaltlichen Perspektiven selbst entwickeln zu können, sei aber eine der schönsten Herausforderungen seiner neuen Aufgabe an einem “so bedeutenden Museum” wie der Gemäldegalerie Alte Meister.

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