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Belgien: Neuer Kindermörder-Skandal

Nur eine Woche nach der Verurteilung von Marc Dutroux zu lebenslanger Haft erschüttert ein neuer Kindermörderskandal Belgien.

Ein 62-jähriger Franzose gestand nach Angaben der Staatsanwaltschaft Lüttich am Mittwoch, zwischen 1987 und 2001 in Belgien und Frankreich insgesamt sechs Mädchen getötet zu haben. Den Ermittlungen zufolge könnten Michel Fourniret allerdings „um die zehn“ Menschen zum Opfer gefallen sein, darunter auch Erwachsene.

Seine Frau hat ihm nach Informationen des TV-Senders RTBF die Ermordung von neun Kindern vorgeworfen. Einige der Opfer soll der Förster laut Staatsanwaltschaft in der Nähe eines Schlosses in den französischen Ardennen vergraben haben.

Unter den Opfern befand sich nach Angaben der Ermittler auch die zwölfjährige Elisabeth, die am 20. Dezember 1989 in der Nähe von Namur im Süden des Landes entführt worden war. Wie viele der Opfer aus Frankreich kamen, wurde nicht mitgeteilt. Zunächst müssten die betroffenen Eltern informiert werden.

Der Vater von Elisabeth sagte Medienberichten zufolge, er sei offiziell darüber informiert worden, dass seine Tochter entführt, vergewaltigt und umgebracht wurde. Er sei „erleichtert“, dass nun Klarheit bestehe, sagte Francis Brichet. Seine Frau gehörte zu den bekanntesten Mitgliedern der Protestbewegung, die nach dem Bekanntwerden der Dutroux-Affäre 1996 gegen die Missstände in der Justizverwaltung Sturm gelaufen war.

Fourniret befindet sich seit dem 26. Juni 2003 wegen Vergewaltigung in Belgien in Haft. Damals hatte er ein 13-jähriges Mädchen kongolesischer Herkunft entführt, das ihm jedoch entkommen konnte. Der Franzose war bereits in den achtziger Jahren von einem Schwurgericht bei Paris wegen Vergewaltigung und Gewalt gegen Minderjährige zu sieben Jahren Haft verurteilt worden. Vor seiner Festnahme in Belgien im vergangenen Jahr lebte er in den belgischen Ardennen.

Obwohl von Seiten der Staatsanwaltschaft ein Zusammenhang mit dem Fall Dutroux ausgeschlossen wurde, stellte etwa der Sender RTL-TVI eine solche Verbindung her: Die wegen unterlassener Hilfeleitung festgenommene Frau Fournirets, Monique Olivier, stehe unter dem Eindruck des Urteilsspruchs. Dutroux’ Ex-Frau, die von den Entführungen wusste und zwei achtjährige Mädchen im Kellerverließ ihres Mannes verhungern ließ, war zu 30 Jahren Haft verurteilt worden.

Erst am Dienstag vergangener Woche hatte das Schwurgericht im südbelgischen Arlon die Urteile gesprochen: Marc Dutroux war wegen der Entführung von sechs Mädchen zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Zwölf Geschworene hatten ihn für schuldig befunden, in den Jahren 1995 und 1996 die Mädchen zwischen acht und 19 Jahren entführt zu haben. Vier von ihnen starben. Der Fall hatte die belgische Bevölkerung nachhaltig traumatisiert.

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