“Wir haben das solideste Finanzsystem der Welt”, sagte Ministerpräsident Jose Luis Rodriguez Zapatero noch vor wenigen Wochen und verwies darauf, dass die Banken des Landes bisher ohne große staatliche Kapitalspritzen ausgekommen seien. Dass der Staat nun erstmals in die Bresche springen musste, um die Sparkasse CCM vor dem Kollaps zu retten, bringt den Sozialisten in Erklärungsnöte. Die 9 Mrd. Euro schwere Rettungsaktion hätte für Zapatero auch kaum ungelegener kommen können, will er doch am Donnerstag auf dem G20-Gipfel in London die Vorzüge des spanischen Modells preisen.
In Spanien geht nun zudem die bange Frage um, ob dies bloß der Anfang sei. “CCM ist das erste spanische Opfer der Finanzkrise, aber wahrscheinlich nicht das letzte”, prognostizierte am Montag die Wirtschaftszeitung “Expansión”.
Zwar haben Spaniens Banken dank strikter Kontrollen durch die Nationalbank und eines nach der Beinahe-Pleite der Banesto-Bank im Jahre 1993 eingerichteten Milliardenfonds die Subprime-Krise fast unbeschadet überstanden. Aber nun kommt Spaniens hauseigene Immobilienkrise zum Tragen: Gerade die regional verwurzelten Sparkassen wie CCM haben unter den steigenden Kreditausfällen in diesem Bereich zu leiden – binnen Jahresfrist haben sich die “faulen Kredite” nahezu vervierfacht.
Die Caja Castilla-La Mancha (CCM) ist ein Paradebeispiel. Von Cuenca in Mittelspanien aus vergab sie in großem Stil Kredite an Bau- und Immobilienfirmen und beteiligte sich auch an Großprojekten wie einem neuen internationalen Flughafen in Ciudad Real südlich von Madrid oder einem in der Gegend geplanten Hotel- und Kasinokomplex.
Doch als nach zehn Jahren des spekulativen Booms die Immobilienblase 2007 platzte, gingen Unternehmen aus der Branche reihenweise pleite und wurden zahlungsunfähig. Bei der CCM stehen nach Presseberichten fast 20 Immobilien- und Baufirmen in der Kreide – mit 3,1 Mrd. Euro. Als Gerüchte aufkamen, die Sparkasse sei in Schwierigkeiten, lösten zahlreiche Kunden zudem ihre Konten auf.
Mit verdächtig hohen Zinsen bis 4,5 Prozent versuchte CCM, das Ausbluten zu verhindern. Doch dies scheiterte ebenso wie der Versuch eines von der Nationalbank aufgedrängten Zusammenschlusses mit der andalusischen Sparkasse Unicaja.
Experten gehen dennoch davon aus, dass Spanien angesichts einer notwendigen Sanierung vor einer Fusionswelle im Sparkassensektor steht. CCM-Chef Juan Pedro Hernandez Moltó muss sich derweil Missmanagement vorwerfen lassen. Der 57-jährige frühere sozialistische Abgeordnete wurde mit seinem gesamten Vorstand von der Nationalbank abgesetzt. Die konservative Opposition fordert, ihn strafrechtlich zu belangen. Und wirft zugleich der Regierung vor, die Krise herunterzuspielen. “Wir können weiter auf unser Finanzsystem stolz sein”, meinte dagegen Wirtschafts- und Finanzminister Pedro Solbes.
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