"Beim Verlassen […] wurde ihm ins Gesicht gespuckt" – Videos sollen klären, was beim Vorfall im Landbus wirklich passierte

Ein Vorfall in einem Landbus beim City-Tunnel sorgt für Diskussionen in den sozialen Netzwerken. Ein Fahrgast schilderte, er sei am Mittwoch von einem Busfahrer "ins Gesicht geschlagen" und "nachgetreten" worden. Zudem habe der Lenker seinen Hund attackiert. "Als die Polizei kam, log er wie gedruckt!", schrieb der Mann. Er teilte auch ein Foto des Busfahrers und warnte vor ihm.
Doch lief der Vorfall wirklich so ab? In den Kommentaren zum vielfach geteilten Beitrag äußerten Vorarlberger Zweifel an der Schilderung. Daraufhin räumte der Fahrgast ein: "Als aggressives A****loch hab ich ihn beim Aussteigen beschimpft. Ja das stimmt." Er räumte auch ein, dass der Maulkorb Pflicht sei, aber das Verhalten des Fahrers "geht gar nicht". Der Vorarlberger gab an, er habe den Vorfall seinerseits der Polizei gemeldet.

Landbus: Sachverhalt wurde geprüft
Michael Stabodin, Geschäftsführer Landbus Unterland, bestätigte gegenüber VOL.AT, dass der Fall geprüft wurde. "Die Tatsache, dass auf Facebook ein Lenker eines beauftragten Unternehmens so abgebildet wird, ist sehr irritierend und datenschutzrechtlich schwierig", merkt er zum Beitrag in sozialen Medien an. "Gleichzeitig gilt es auch, den Sachverhalt entsprechend zu prüfen. Das haben wir gemacht."

Der Geschäftsführer erklärte, dass sowohl der Fahrgast als auch der Lenker Anzeige erstattet hätten. "Die Videosicherung liegt für diesen Sachverhalt entsprechend vor und steht der ermittelnden Behörde dann eben zur Verfügung", betont er. Man habe den Vorfall an die Polizei übergeben und warte ab, was die Ermittlungen ergeben. Der betroffene Fahrer sei bis zur Klärung der Vorwürfe außer Dienst gestellt worden: "Wir haben sofort reagiert und gesagt, der Lenker kann momentan nicht mehr weiterfahren."
Bereits vor rund 15 Jahren sei die Videoüberwachung in Bussen eingebaut worden, so der Geschäftsführer. Eben, um solche Vorfälle für die ermittelnden Behörden festzuhalten. "Dann ist auch klar, was wirklich passiert ist", gibt er zu verstehen.
Maulkorbpflicht als Auslöser
Zur Schilderung des Lenkers sagte Stabodin: "Seitens des Lenkers war es so, dass ein Fahrgast mit Hund eingestiegen ist. Der Hund hatte keinen Maulkorb und der Lenker hat dann darauf bestanden", schildert er. Der Fahrgast sei dem nicht nachgekommen. Dann habe der Busfahrer anfangs völlig richtig gehandelt und auf die geltenden Beförderungsrichtlinien hingewiesen. Der Ausgangspunkt war eine reine Lappalie.
Schließlich habe der Fahrgast dann doch den Bus verlassen. "Beim Verlassen, so die Aussage des Lenkers, wurde ihm ins Gesicht gespuckt. Da hat er sich nicht zurückhalten können. Und das tut ihm sehr leid." Stabodin stellte klar: "Die Anwendung von Gewalt ist nicht gerechtfertigt." Ein Vorfall, bei dem ein Lenker grundlos Gewalt anwende, sei ihm in rund 20 Jahren nicht untergekommen." Irgendwas ist im Vorfeld passiert, das der entsprechende Auslöser war", zeigte er sich überzeugt.

Aggression von Fahrgästen als Alltagsbegleiter
Gleichzeitig sprach er von einem wachsenden Problem im Alltag der Busfahrer, aber auch Kontrolleure: das gestiegene Aggressionspotenzial. Auch bei den beauftragten Fahrscheinkontrollen müsse man dies feststellen – gerade beim Durchsetzen von Beförderungsrichtlinien. "Die Tatsache, dass die Lenkerinnen mit der Situation konfrontiert sind, dass sie beschimpft werden, dass sie angespuckt werden – hier brauchen sie die nötige Unterstützung." Das habe der Vorfall gezeigt. Man arbeite verstärkt mit Schulungen und Workshops, die zeigen, wie man mit aggressiven und uneinsichtigen Fahrgästen umgehe und deeskaliere.
ÖBB: "Vorwürfe werden die Gerichte klären"
Auch die ÖBB (Postbus) als Auftragnehmer, bei der der Fahrer angestellt war, bestätigt, dass der Vorfall bekannt sei und bereits intern geprüft werde. Der betroffene Fahrer habe nach Unternehmensangaben selbst die Polizei verständigt und den Disponenten informiert, so Sprecher Christoph Gasser-Mair. "Nach bereits vorliegenden Informationen hat sich der Konflikt am Thema des fehlenden Maulkorbs für den Hund des Fahrgastes entzündet, worauf der Lenker hingewiesen hat", erklärt er.

Der ÖBB-Sprecher bestätigt, dass das Videomaterial aus dem Bus bereits der Polizei übergeben wurde. Der Lenker bleibe vorübergehend dienstfrei gestellt, bis eine Einvernahme auf der Dienststelle erfolgt ist und die weiteren Ermittlungen abgeschlossen sind. Danach werde über mögliche dienstrechtliche Konsequenzen entschieden. "Die strafrechtlich relevanten Vorwürfe werden die Gerichte klären", so Gasser-Mair. Frühere Beschwerden über den betreffenden Fahrer liegen laut der ÖBB nicht vor: "Nein, ein derartiger Vorfall ist uns bislang nicht bekannt."
"Zurückhaltung ist der beste Weg"
Zum Verhalten von Fahrgästen erklärte der Sprecher, man solle sich grundsätzlich nicht aktiv in Konflikte in Bussen einmischen. "Sollte sich ein Fahrgast persönlich bedroht fühlen, ist es selbstverständlich richtig und wichtig, die Polizei zu verständigen", so der Unternehmenssprecher. "Ansonsten gilt: Zurückhaltung ist der beste Weg – das Filmen der Situation kann zusätzliche Risiken bergen."
Darüber hinaus betont Gasser-Mair, dass jede Meldung über Fehlverhalten von Fahrpersonal ernst genommen werde. Jeder Fall werde geprüft und mit den betroffenen Lenkern besprochen. Konsequenzen würden vom Ergebnis der Untersuchung abhängen. "Unsere Lenkerinnen haben eine große Verantwortung, sind aber angewiesen, sich Fahrgästen gegenüber jederzeit korrekt zu verhalten", informiert er. "Im Fall von Konflikten sind sie angehalten, deeskalierend zu wirken und erhalten dazu auch regelmäßige Schulungen bzw. Fortbildungen."
Um Fahrgäste wie auch Mitarbeiter für ein respektvolles Miteinander zu sensibilisieren, verweist die ÖBB zudem auf eine eigene Initiative: "Um auch unsere Fahrgäste für ein respektvolles Miteinander und einen höflichen Umgang zu sensibilisieren, haben die ÖBB schon im letzten Jahr eine österreichweite Fairplay-Kampagne gestartet."
(VOL.AT)
Du hast einen Hinweis für uns? Oder einen Insider-Tipp, was bei dir in der Gegend gerade passiert? Dann melde dich bei uns, damit wir darüber berichten können.
Wir gehen allen Hinweisen nach, die wir erhalten. Und damit wir schon einen Vorgeschmack und einen guten Überblick bekommen, freuen wir uns über Fotos, Videos oder Texte. Einfach das Formular unten ausfüllen und schon landet dein Tipp bei uns in der Redaktion.
Alternativ kannst du uns direkt über WhatsApp kontaktieren: Zum WhatsApp Chat
Herzlichen Dank für deine Zusendung.