AA

Beifall für Brechts „Baal“

Der Filmstar Ben Becker hat am Samstagabend in Weimar einer Neuinszenierung von Bertolt Brechts Stück „Baal“ seinen Stempel aufgedrückt.

Das Premierenpublikum im Deutschen Nationaltheater honorierte die schwer zu spielende Rolle mit minutenlangem Beifall. Brecht schrieb das Stück über das unsittliche Leben des Lyrikers Baal bis zu dessen jämmerlichem Ende bereits als 20-Jähriger und veränderte es danach mehrmals. Die Weimarer entschieden sich für Brechts vierte Fassung „Lebenslauf des Menschen Baal“ von 1926.

„Ich will noch ohne Haut leben“, ist das Credo des unersättlich hurenden, fressenden, saufenden und gewalttätigen Baal, moralische Werte sind ihm gleichgültig. Er ignoriert sie einfach und mit ihnen die spießige Gesellschaft. Diese Grenzenlosigkeit führt zu seinem unaufhaltsamen Abstieg. Er geht diesen Weg ohne Bedauern. „Es geht mit mir abwärts, aber ich gehe noch gerade“, heißt es dazu. Sein Jugendfreund Ekart, gespielt von dem Musiker Blixa Bargeld, sagt es drastischer: „Du sinkst immer tiefer.“ Baals lakonische Antwort: „Ich bin zu schwer.“ Am Ende wird Baal wegen einer Frau auch seinen Freund Ekart töten.

Regie führte der aus Weimar stammende Regisseur und Schauspieler Thomas Thieme, der in Wien selbst einmal den Baal gespielt hat. Das selten gespielte Brecht-Werk gehört seiner Meinung nach zu den stärksten Theatertexten des vergangenen Jahrhunderts. „Becker ist kein Krawallspieler“, meinte er. Er habe auch die psychischen Voraussetzungen für diese schwere Rolle. Schon Brecht habe darauf hingewiesen, das man die Finger von dem Stück lassen sollte, wenn es keine passende Besetzung für die Titelfigur gebe.

Becker, mit sichtbar rundem Bauch unter zu klein geratenen dünnen Nachtjacken, gibt dem Baal auch sensible, verzweifelte und komische Momente. Heiterkeit löste beispielsweise sein an einen Frauenunterrock mit dünnen Trägern erinnerndes Nachtgewand aus, in dem Baal selbstbewusst herumspaziert, singt und tanzt. Die Brecht-Lieder gehörten zu den Höhepunkten des Abends. Becker und Bargeld singen sie im Original, eine Forderung der Erben, was Bargeld beklagte. Sie hätten Ideen für eine andere Musik gehabt. Er sehe darin eine Möglichkeit zur Aktualisierung Brechts. So bestehe die Gefahr, das „Brecht mal total verstaubt“.

Thieme hatte sich für seine Inszenierung auch noch andere bundesweit oder lokal bekannte Darsteller geholt. Der Ex-Fußballprofi Jimmy Hartwig spielte den Großkaufmann Mäch und durfte als Neger John steppen und Saxofon spielen. Der Weimarer Altrocker Bernhard Kahnhold hatte ebenfalls kleine Rollen.

home button iconCreated with Sketch. zurück zur Startseite
  • VOL.AT
  • Stars
  • Beifall für Brechts „Baal“