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"Bei uns liegt niemand wund"

Die Bürgermeister von Andelsbuch, Bizau und Schwarzenberg verteidigen ihre Pflegeheime gegen die Vorwürfe des Landesrechnungshofs. Der Staub, den der Bericht des Landesrechnungshofs über die Vorarlberger Pflegeheime vergangenen Dienstag aufgewirbelt hat, dürfte sich so schnell nicht legen.

Drei Bürgermeister – Anton Wirth, Josef Moosbrugger und Armin Berchtold –, drei Gemeindeärzte – Jodok Fink, Heinz Schwarzmann und Rudolf Rüscher – und zwei Heimleiterinnen – Rita Troy und Gabriele Künz – setzten sich am Montag bei einer Pressekonferenz in Andelsbuch gegen die Vorwürfe von Landesrechnungshof-­Direktor Herbert Schmalhardt zur Wehr. Vorwurf des Berichts war, dass in den drei Heimen – Andelsbuch, Bizau und Schwarzenberg – im Jahr 2007 keine rund um die Uhr Betreuung durch diplomiertes Pflegepersonal vorhanden war. In den drei Heimen habe es nicht einmal eine Anwesenheit einer Pflegehilfskraft gegeben. Dies sah der Landesrechnungshof als eine „fahrlässige Gefährdung der Bewohner“ an. Zu dem Verstoß gegen das Pflegeheimgesetz stehen die Verantwortlichen. Sie bestätigten gestern, dass es nicht immer eine Betreuung durch eine Pflegefachkraft gegeben habe. Dies sei aber mittlerweile behoben.

„Persönlich angegriffen“

Aber den Vorwurf, dass eine „fahrlässige Gefährdung der Bewohner“ bestanden habe, will keiner auf sich sitzen lassen. Jodok Fink: „Ich fühle mich durch diesen Vorwurf persönlich angegriffen. Bei uns haben immer dieselben zwei Ärzte Rufbereitschaft und nicht so wie in Bregenz vielleicht, wo 15 verschiedene Allgemeinmediziner Dienst haben. Wir kennen unsere Patienten.“ Heinz Schwarzmann fügt hinzu: „Bei uns ist noch kein einziger Bewohner wund gelegen. Das können auch die Heimleiterinnen bestätigen.“

Umsetzungsschwierigkeiten

Auch Rita Troy, Leiterin des Josefsheims in Bizau, weist den Vorwurf der fahrlässigen Gefährdung zurück. Troy sieht beim Pflegegesetz ein Problem darin, dass „es vor allem für kleine Heime eher schwierig ist, das umzusetzen. Realität und Pflegegesetz lassen sich nicht immer in Einklang bringen.“ Sie wünscht sich eine Änderung des Gesetzes. Es müsse deutlich geklärt sein, welche Aufgaben von diplomiertem Pflegepersonal durchgeführt werden müssen und welche Aufgaben auch eine Pflegehilfskraft übernehmen kann. Rückendeckung bekommt die Heimleiterin von ihrem Bürgermeister: „So zu tun, als ob das Gesetz ein Allheilmittel ist, ist auch falsch. Es herrscht eine sehr familiäre Stimmung in den Heimen. Die Angehörigen sind jeden Tag bei den zu Pflegenden. Durch die Aussage, dass es eine fahrlässige Gefährdung der Bewohner gibt, hat sich jeder betroffen gefühlt.“ Der Bürgermeister von Schwarzenberg, Armin Berchtold, ergänzt: „Eine Mitarbeiterin hat mir erzählt, dass sie sich am Tag nach der Veröffentlichung wie eine halbe Verbrecherin gefühlt habe, als sie zur Arbeit gegangen ist.“

Bewohner fühlen sich wohl

Die Bewohner schätzen gerade an den kleinen Heimen sehr, dass sie auch ihren letzten Lebensabschnitt in ihrer gewohnten Umgebung verbringen können. „Sie haben hier ihr soziales Umfeld. Ein alter Baum soll nicht versetzt werden“, so Berchtold. Auch Gabriele Künz, Leiterin des Vinzenzheims in Andelsbuch, ist tief betroffen von den Vorwürfen: „Die sehr gute Arbeit unserer Mitarbeiter wird dadurch kaputt gemacht. Dass dieses Politikum auf unserem Rücken ausgetragen wird, ist deprimierend.“

Kritik am Rechnungshof

Nicht erfreut über die Zusammenarbeit mit dem Rechnungshof zeigte sich Josef Moosbrugger: „Wir haben dem Rechnungshof die Daten geliefert, ohne diese zu schönen. Unser Gedanke war es, dass der Rechnungshof sieht, was es im Laufe der Jahre für Verbesserungen gegeben hat.“ Ebenfalls kritisiert Moosbrugger, dass nie ein Mitarbeiter des Rechnungshofes in den Heimen war. Der Rückhalt in der Bevölkerung zeigt den Bürgermeistern auch, dass sie mit ihrer Vorgehensweise auf dem richtigen Weg sind. Ebenfalls habe der Amtsarzt bei seiner Überprüfung in diesem Jahr keine Beanstandungen in den drei Heimen gehabt.

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