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Behördendruck: Snowden's E-Mail-Anbieter macht dicht

Die US-Behörden gehen im Geheimen offenbar massiv gegen spezialisierte Anbieter vor.
Die US-Behörden gehen im Geheimen offenbar massiv gegen spezialisierte Anbieter vor. ©AP
E-Mail-Verschlüsselung wird derzeit als Mittel gegen Überwachung durch Geheimdienste empfohlen. Doch jetzt macht ein Anbieter solcher Dienste dicht, weil er von US-Behörden bedrängt worden sei. Seine Warnung: Keine Daten in den USA lagern.

Offensichtlich unter dem Druck amerikanischer Behörden hat ein großer Anbieter verschlüsselter E-Mail-Dienste dicht gemacht, der angeblich auch vom Informanten Edward Snowden genutzt wurde.

Besitzer darf keine Details nennen

Der Besitzer des texanischen Dienstes Lavabit erklärte, er habe vor der Alternative gestanden, zum “Komplizen bei Verbrechen gegen das amerikanische Volk” zu werden – oder aus dem Geschäft zu gehen. Er dürfe aber keine näheren Details nennen, schrieb Ladar Levison auf der Lavabit-Website.

Auch zweiter Anbieter hört auf

Wenige Stunden später folgte auch der ähnliche Dienst Silent Circle aus dem US-Staat Maryland seinem Vorbild. Alle Daten seien bereits vernichtet worden, sagte der Chef von Silent Circle, Mike Janke, der “New York Times”. “Wir dachten, es sei besser, Kritik von Kunden zu bekommen, als gezwungen zu werden, sie auszuhändigen.” Silent Circle habe zwar noch keine Durchsuchungsbefehle oder andere Anfragen bekommen, wollte aber gerade deswegen handeln, solange es noch rechtlich möglich war.

Lavabit-Gründer:

Lavabit-Gründer Levison schlug sich dagegen nach eigenen Angaben sechs Wochen lang mit den US-Behörden herum. Nach seinen Erfahrungen würde er niemandem empfehlen, seine persönlichen Informationen einem Unternehmen mit “physischer Verbindung” zu den Vereinigten Staaten anzuvertrauen. Laut Berichten wurde unter anderem eine Lavabit-Adresse für Einladungen zu einer Pressekonferenz von Snowden am Moskauer Flughafen Scheremetjewo benutzt. Es gab Hinweise, wonach er schon seit 2010 Lavabit-Kunde gewesen sein könnte.

USA üben Druck im Geheimen aus

Der strikte Maulkorb für Lavabit könnte auf eine Anfrage der Behörden nach Nutzer-Informationen gemäß dem Auslandsspionage-Gesetz FISA hinweisen. Solche Anfragen sind so geheim, dass noch nicht einmal ihre Existenz bestätigt werden darf. Internet-Konzerne wie Google setzen sich bei der US-Regierung für mehr Transparenz ein, haben bisher aber nur erreicht, dass sie die FISA-Anträge in ihre Statistik zu Behörden-Anfragen einfließen lassen dürfen. Ihre konkrete Zahl zu nennen, ist hingegen weiterhin verboten.

Eine weitere Möglichkeit wäre auch ein Durchsuchungsbefehl gegen Lavabit. Das E-Mail-Anbieter hatte laut Gerichtsunterlagen im April einem Durchsuchungsbefehl entsprochen, bei dem es um das Konto eines Verdächtigem in einem Fall von Kinderpornografie ging.

“Kampf für die Verfassung”

Er bereite die Unterlagen für ein Gerichtsverfahren “für einen Kampf für die Verfassung” vor, schrieb Levison. Ein Sieg könne ihm ermöglichen, den Dienst auf amerikanischem Boden neu zu starten. Unterdessen machten auf der Facebook-Seite der Firma neben vielen Unterstützern auch einige Lavabit-Nutzer ihrem Ärger Luft, die nicht mehr an ihre E-Mails herankamen und sie auch nicht mehr zu einem anderen Anbieter verlagern konnten. (dpa/red)

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