Begutachtung für Energiewende-Turbo-Gesetz endet

So warnte die Wiener Universität für Bodenkultur (Boku) in ihrer Stellungnahme unter anderem vor einer "deutlichen strukturellen Schwächung des Naturschutzes" durch den aktuellen Gesetzesentwurf. Die Universität verwies dabei auf Gefahren für die Artenvielfalt, die eng mit der Klimakrise verflochten sei. Kritisch sei demnach, dass die Ausweisung von sogenannten Beschleunigungsgebieten im Entwurf den Bundesländern überlassen werde. Die Boku fordert unter anderem eine bundesweit einheitliche, wissenschaftliche Datengrundlage für die Ausweisung der Flächen und ein bundesweites Biodiversitäts- und Habitatsmonitoring.
Umweltjuristin sieht teilweise Europarechtswidrigkeit
Die Umweltjuristin Erika Wagner von der Johannes Kepler Universität Linz bezeichnete den Entwurf in ihrer Stellungnahme als "unnötig kompliziert, unklar hinsichtlich des Anwendungsbereichs" und in der aktuellen Form "in zentralen Bereichen mit Europarechtswidrigkeit behaftet". EU-Richtlinie RED III, die mit dem EABG umgesetzt werden soll, enthalte ein "kluges System" mit dem das Spannungsverhältnis zwischen Biodiversität und Erneuerbaren-Ausbau abgeschwächt werden könne. Von diesen Mechanismen nehme der vorliegende Entwurf "in europarechtswidriger Weise Abstand".
Juristische Mängel kritisierten bereits vergangene Woche auch die Umweltorganisationen WWF und Ökobüro. Demnach seien Alpenkonvention, Aarhus-Konvention und die Renaturierungsverordnung der EU im EABG-Entwurf nicht berücksichtigt. Die Umweltorganisationen befürchten nachträgliche Gerichtsverfahren, die den Erneuerbaren-Ausbau erst recht verzögern könnten.
Die Umweltschutzorganisation Global 2000 bemängelte zu niedrige Ausbauziele für die Bundesländer und unzureichend festgeschriebene Konsequenzen bei der Verfehlung von Zielen. Kritisch bewertete man das "überragende öffentliche Interesse" mit Blick auf den Ausbau der Wasserkraft. Dieser sei in Österreich bereits weit fortgeschritten, mit dem Gesetz könnten "sensible Fluss-Ökosystemen und andere schützenswerten Gebiete" zerstört werden. Auch bei der Beteiligung der Öffentlichkeit an den neuen, schnelleren Verfahren, sah Global 2000 Verbesserungsbedarf.
E-Wirtschaft begrüßt Entwurf, Grüne kritisch
Zuspruch für den Entwurf kam unterdessen aus der E-Wirtschaft. "Mit dem vorliegenden EABG-Entwurf hat die Regierung eine solide Grundlage für zügige und gut planbare Verfahren geschaffen", so die Generalsekretärin des Branchenverbandes Oesterreichs Energie, Barbara Schmidt. Besonders positiv sei die gesetzliche Verankerung des "überragenden öffentlichen Interesses" für erneuerbare Energieprojekte. Mit Blick auf die Erreichung der Ausbauziele spricht sich der Interessenverband für einen "verpflichtenden Korrekturmechanismus" auf Landes- und Bundesebene aus.
Für den endgültigen Beschluss im Nationalrat ist eine Zwei-Drittel-Mehrheit notwendig. Die Regierungsparteien brauchen also auch die Stimmen der Oppositionsparteien Grüne oder der FPÖ. Die Grünen sehen jedenfalls Nachbesserungsbedarf. Energiesprecher Lukas Hammer kritisierte gegenüber der APA die "unverbindlichen Absichtserklärungen und unambitionierten Ziele der Bundesregierung". Die Regierung sei gefordert, eine "tragfähige Vorlage vorzulegen", dann seien die Grünen für inhaltliche Verhandlungen bereit.
(APA)
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