Bedenklicher Anstieg: 45% mehr Privatkonkurse im Ländle
 
    113 private Pleiten zählt der KSV für die ersten drei Monate in Vorarlberg. Das entspricht einem Anstieg von 44,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Damit liegt Vorarlberg im Bundesländervergleich auf Platz zwei mit den stärksten Anstiegen.
Verbindlichkeiten massiv gestiegen
In Summe rund 10 Millionen Euro betragen die Verbindlichkeiten der Vorarlberger Schuldner. Im Schnitt bedeutet das ein Schuldenausmaß von rund 88.000 Euro pro Schuldner.
Hauptgründe sind Arbeitslosigkeit und vermindertes Einkommen
 
    "Einkommensverschlechterungen und Arbeitslosigkeit sind die Hauptgründe für die finanziellen Probleme der Schuldner", erklärt Regina Nesensohn vom KSV1870 Standort Feldkirch. Allerdings gebe der derzeit gute Arbeitsmarkt vielen wieder die Möglichkeit des Einstiegs in das Arbeitsleben und damit die Basis, ihren Gläubigern Rückzahlungsangebote zu unterbreiten. Im Vergleichszeitraum des Jahres 2019, und damit vor Beginn der Corona Krise wurden rund 106 Privatkonkurse gezählt, also etwa sechs Prozent weniger als im Jahr 2023.
Deutlich mehr Anfragen bei der Schuldenberatung
 
    Auf Nachfrage bestätigt die Leiterin der Schuldenberatung des IFS, Mag. Simone Strehle-Hechenberger, dass auch die Erstkontakte in den ersten drei Monaten des Jahres deutlich zugenommen haben. Während die Beratungstermine im Vergleich 2020 auf 2021 rund 11 Prozent gestiegen sind, gab es alleine im Jänner 2023 rund 93 Erstkontakte. In den ersten drei Monaten ergibt sich sogar eine Steigerung von rund 30 Prozent bei den Anfragen. Ob sich das über das ganze Jahr fortsetzt, sei allerdings noch nicht absehbar. "Um einen Trend zu erkennen ist der Zeitraum zu kurz bemessen," so Strehle-Hechenberger. Allerdings sei zu bemerken, dass sich die Erstkontakte immer mehr in die Vorarlberger Mittelschicht verlagern.
Teuerung und Zinssteigerungen machen sich bemerkbar
Vor allem die gestiegenen Kosten bei Lebensmitteln, aber auch Mietsteigerungen und die hohen Energiekosten, stellen immer mehr Vorarlberger Haushalte vor große Herausforderungen. Selbst wenn die Betroffenen einen guten Finanzplan aufgestellt hatten, kommen nun die nicht vorhersehbaren Preissteigerungen. Auch Schuldner die in der Vergangenheit bereits Zahlungspläne vereinbart haben, können nun teilweise aufgrund der Preissteigerungen ihren Verpflichtungen nicht mehr nachkommen. Da selbe gilt für Haushalte, die aufgrund der steigenden Kreditzinsen ihren vermeintlich sicheren Zahlungsplan nicht mehr einhalten können.
Vorarlberg mit zweithöchstem Zuwachs
Auch im Bundesländervergleich schneidet Vorarlberg - nicht zuletzt aufgrund der hohen Lebenserhaltungskosten - schlecht ab. Während neben Vorarlberg nur in Salzburg eine noch höhere Steigerung bei den Privatkonkursen zu vermelden ist, sind die Zahlen in anderen Bundesländern sogar rückläufig. So verzeichnet zum Beispiel die Bundeshauptstadt Wien und die Steiermark einen Rückggang von 7,1 Prozent, Niederösterreich immerhin noch einen Rückggang von 4,2 Prozent.
Düsterer Ausblick bis Jahresende
"Es ist leider damit zu rechnen, dass sich die finanziell angespannte Lage für viele Vorarlberger in den nächsten Monaten kaum bis gar nicht entspannen wird," heißt es in einer Aussendung des KSV1870. Man müsse also mit einer weitern Zunahme von Privatkonkursen rechnen, so die Leiterin des KSV1870 Vorarlberg, Regina Nesensohn. Abhängig sei diese Entwicklung vor allem auch davon, ob und in welchem Ausmaß den Vorarlbergern finanziell unter die Arme gegriffen wird - etwa in Form von Energiekostenzuschüssen oder auch betrieblichen Unterstützungsmodellen. Sollte der Trend bis Jahresende anhalten, rechnet man beim KSV1870 mit etwa 400 privaten Pleiten im Jahr 2023. Damit würden am Ende knapp 50 Fälle mehr zu Buche stehen wie im Vorjahr.
(KSV1870/VOL.AT)
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