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Barrierefreies Reisen: Tipps für Reisende mit Behinderung

Beim Reisen gilt es für Rollstuhlfahrer, einiges im Vorfeld zu beachten
Beim Reisen gilt es für Rollstuhlfahrer, einiges im Vorfeld zu beachten ©checkfelix
Unterwegs zu sein, ist für Menschen mit Behinderung mit erhöhtem Aufwand verbunden - auch wenn baulich vieles schon besser geworden ist. Österreichs beliebteste Reisesuchmaschine nimmt das barrierefreie Reisen unter die Lupe.

In Sachen Information und Informationsfluss gibt es vielfach noch Aufholbedarf, was das barrierefreie Reisen betrifft.

Für rund 80 Millionen Menschen innerhalb der Europäischen Union sind Reisen ein Unterfangen gespickt mit großen und kleinen Hindernissen. Gemeinsam mit den Experten Isabella Aigner und Peter Noflatscher vom „ÖZIV Bundesverband für Menschen mit Behinderungen“ hat checkfelix.com, Österreichs beliebteste Reisesuchmaschine, barrierefreie Reiserahmenbedingungen unter die Lupe genommen.

Buchungsfehler vermeiden: Tipps für Rollstuhlfahrer und Co.

Betroffene sollten sich vermeidbarer Buchungsfehler bewusst sein und auf jeden Fall mehr Zeit für ihre Buchung einplanen. Am Beginn jeder Reise steht die Buchung von Flügen und Hotels - immer öfter werden dafür Buchungsportale im Internet genutzt. Leider sind diese nicht immer so einfach und übersichtlich gestaltet, dass alle wesentlichen Informationen auf einen Blick ersichtlich und leicht zugänglich sind. „Vor allem für Menschen mit Sehbehinderung können vermehrt Buchungsfehler unterlaufen und daher höhere Kosten entstehen“, schildert Isabella Aigner. So kann es leicht passieren, dass ein Flug ohne Freigepäckstück gebucht wird – woraufhin beim Check-in eine kurzfristige Aufzahlung von durchschnittlich 40 Euro schlagend wird. Ärgerlich und vermeidbar.

Zeitaufwändiger wird es, wird unterstützendes Personal für Rollstuhlfahrer angefordert. "Die Rollstuhlmaße müssen bekannt, die Behinderung muss beschrieben werden", berichtet Aigner. Allein die Vorbereitung von der Planung bis zur Buchung nimmt für Menschen mit Behinderung durchaus einen Tag mehr in Anspruch als für andere Reisende.

Barrierefreies Reisen: Für jeden irgendwann Thema

“Fast jeder braucht im Laufe seines Lebens barrierefreie Angebote – ob im höheren Alter, mit Kinderwagen oder aufgrund einer Behinderung. Menschen mit Behinderungen stehen beim Thema Reisen oft vor dem Problem, passende Angebote zu finden. Immer mehr Fluggesellschaften, Reiseveranstalter und Betreiber von Unterkünften erkennen aber die Zeichen der Zeit und reagieren auf die Nachfrage und die gesetzlichen Rahmenbedingungen für barrierefreies Reisen.“, so John-Lee Saez, Regional Director bei checkfelix.

„Barrierefreiheit“ ist dank einer EU-Richtlinie in Österreich wie den anderen Unionsstaaten eine klar definierte gesetzliche Vorgabe. Bis sie ein Teil des täglichen Lebens wird, dauert es noch. Reisende mit Behinderung werden von vielen immer noch als Ausnahme gesehen. Nicht als Normalzustand. „Das Flughafenpersonal ist meist recht freundlich“, betont Isabella Aigner indes, und die Flughäfen sind wie auch die meisten Bahnhöfe inzwischen barrierefrei.

Die Situation am Flughafen Wien-Schwechat

In Wien-Schwechat stand und steht der ÖZIV den Betreibern beratend zu Seite. In einer eigenen Arbeitsgruppe werden aktuelle Planungen und Vorhaben besprochen. „Die Zusammenarbeit funktioniert mittlerweile sehr gut“, betont Peter Noflatscher. Der Flughafen weist einen hohen Grad an Barrierefreiheit auf. Ein Umstand, der, weiß Noflatscher, „positives Feedback auch von nicht behinderten Personen“ nach sich zieht. Was wiederum die Bereitschaft zu weiteren Schritten erhöht.

Buchungstipps von checkfelix

4 checkfelix-Tipps

  1. Eile mit Weile. Für die Buchung sollte man sich immer etwas mehr Zeit nehmen. Je besser man vorbereitet ist, desto weniger Überraschungen erlebt man.
  2. Sagen was ist. Je besser Transportunternehmen Bescheid über die Bedürfnisse ihrer Kunden wissen, desto besser können sie darauf eingehen.
  3. Rückmelden. Sich im Stillen ärgern bringt nichts. Und Lob, das nicht ausgesprochen wird, motiviert nicht. Nur wer weiß, was wo wie gut oder wie schlecht funktioniert, kann besser werden.
  4. Erfahrungen teilen. Wer viel unterwegs ist, weiß mehr, kennt mehr Kniffe. Dieses Wissen kann anderen das Reisen erleichtern.

Noch Zukunftsmusik: Barrierefreie Flugzeugkabinen

An der Grazer FH Joanneum arbeiten Forscherinnen und Forscher unterdessen an barrierefreien Flugzeugkabinen. Das reicht von scheinbar simplen Lösungen wie größeren Ziffern und Buchstaben in kräftigen Farben (um den Sitzplatz leichter zu finden) und den Einsatz von Blindenschrift über die Entwicklung eines barrierefreien Flugzeugklos bis hin zur Entwicklung von Gestaltungsempfehlungen – um Gehstöcke und Rollstühle während des Fluges leichter verstauen zu können. Maßnahmen, die auch älteren Reisenden sowie Familien mit Kindern zugutekommen.


Informationsfluss beim Reisen ist verbesserungswürdig

Als weitgehend barrierefrei erlebt auch Isabell Aigner die Flughäfen, das Personal als freundlich und rücksichtsvoll. Doch gerade wenn man zum Beispiel als Rollstuhlfahrerin auf Hilfe angewiesen ist, muss man mit längeren Wartezeiten rechnen. Wichtig wäre, meint Aigner, wenn „Fluglinie und Flughafen miteinander kooperieren und die Informationen untereinander austauschen, damit Behinderung und entsprechende Bedürfnisse nicht jedes Mal aufs Neue erklärt werden müssen“.


Tatsächlich variieren die Informationsangebote zu Barrierefreiheit und Hilfestellungen der Fluglinien teils gravierend. Wo die einen detailreich ihre Angebote darlegen, geben sich andere kurz und knapp und auskunftskarg. Und alles das stets über einen eigenen Menüpunkt – nicht aber in das Buchungstool integriert. Das verkompliziert die Angelegenheit.

Wenn Katalog und Wirklichkeit nicht übereinstimmen

Am Ziel angelangt, sehen sich viele Menschen mit Behinderung einem Phänomen gegenüber, das auch andere Reisende kennen: Die Buchungsinformation stimmt nicht mit der Realität überein. „Etwa wenn die Frage nach der Fußweglänge zum barrierefreien Strand mit zehn Minuten angegeben wurde, man aber tatsächlich zehn Minuten mit dem Taxi benötigt“, schildert Isabell Aigner. Dennoch hält sie fest, dass Hotels, die angeben, barrierefrei zu sein, meist gut vorbereitet sind. Freilich, so merkt sie an, sollten Hilfsmittel gut gewartet sind und Assistenzleistungen kein „Notfall“ sein.

Optimales barrierefreies Reisen, fasst Aigner zusammen, basiert in erster Linie auf Information und einem reibungslosen Informationsfluss. Wenn Fluglinien und Flughäfen miteinander kooperieren, wenn das Wissen vorhanden ist, wie und wo und wann am effektivsten unterstützt werden kann, dann ist das Reisen keine komplizierte Angelegenheit mehr.


Die hier angeführten Beispiele und Preise basieren auf Internetrecherchen, die auf diversen Portalen und Foren, am 10. und 11. Oktober 2019 durchgeführt wurden. 

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