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Barock, aber dennoch brandneu

So spannend kann Barockmusik sein, wenn man sich näher auf sie einlässt, das Umfeld ihrer Entstehungszeit erforscht. Und dabei auf abenteuerlichem Weg auf „Ausgrabungen“ stößt, wie der Trompeter Herbert Walser-Breuss für das dritte Abo-Konzert des Ensembles „Concerto Stella Matutina“.

So wird es am Freitag „AmBach“, so paradox das klingen mag, unter dem Motto „Mit Pauken und Trompeten“ zu „Uraufführungen“ von Barockmusik kommen.

Archivarbeit Von Werken also, die vor über 300 Jahren entstanden sind, vergessen und nun wieder entdeckt wurden. Der in der Alten Musik wie im Jazz gleichermaßen kompetente Trompeter Herbert Walser-Breuss hat für diese Repertoire-Erweiterung des „Concerto“ seine internationalen Kontakte ausgenützt, die er auch als Mitglied in Harnoncourts „Concentus Musicus“ pflegt: „Dort habe ich den Naturtrompeter Don Smithers getroffen, der Material aus dem sogenannten Breitenbacher Archiv auf Mikrofilm festgehalten hat. Dieses umfasst Kompositionen, die um 1680 in der tschechischen Stadt Kremsier-Kromeriz entstanden sind.“

Sehr festliche Musik

Über einen Naturtrompeten-Fan in den USA kam Walser-Breuss dann in den Besitz dieser Noten: „Es sind fünf bislang sicher nirgends auf der Welt editierte Sonaten des heute völlig unbekannten Philipp Jakob Rittler, der von 1637 bis 1690 lebte.

Diese Kopien von Stimmenmaterial haben sich allerdings in dieser Form als unspielbar erwiesen, weil sie fast unleserlich und fehlerhaft waren. Ich musste vieles mühsam entziffern und umschreiben – eine spannende Aufgabe, ob das dann bei 17-stimmigen Werken auch zusammengehen würde.“ Es handelt sich um sehr festliche und qualitativ hoch stehende geistliche Barockmusik in dreichöriger Anlage, also für vier Trompeten, vier Posaunen und Streicher mit Basso continuo samt Pauken.

Projekt gesichert

Im Übrigen hat sich die erst heuer gestartete Abo-Reihe mit dem „Concerto“ AmBach bestens eingeführt, wie Mitbegründer und Organisator Bernhard Lampert im „VN“-Gespräch weiß: „Ich denke, wir haben da eine echte Marktlücke in Vorarlberg entdeckt, wir hatten fast 400 Besucher pro Konzert, davon die Hälfte Abonnenten.

Das hilft uns, neben Unterstützung von Land, Gemeinde und der Liechtensteiner Stiftung propter homines, bei der Finanzierung des Projekts.“ Diese ist auch für das kommende Jahr gesichert. Es sind weitere vier Konzerte AmBach geplant, diesmal auch mit prominenten auswärtigen Solisten.

Für die Dezember-Termine – heuer Bachs „Weihnachts­oratorium“, nächstes Jahr Händels „Messias“ – weicht man in die Alte Kirche Götzis aus, da die Neue Kirche akustisch dafür nicht geeignet scheint.

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