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Barbra Streisand wird 60

Das streitbare und regierungskritische "Funny Girl" wird sechzig Jahre alt. Streisand wurde als Sängerin und Schauspielerin in Musicals und Filmen bekannt.

Einige Monate hat sie geschwiegen. Aus Rücksicht auf patriotische Gefühle und aus Respekt vor dem Anti-Terror-Kampf amerikanischer Soldaten hatte Barbra Streisand nach dem 11. September alle politischen Botschaften von ihrer Internet-Homepage getilgt. Doch rechtzeitig vor ihrem 60. Geburtstag am Mittwoch (24. April) hat die Frau, die einst „Bill Clintons schärfste Waffe in Hollywood“ genannt wurde, zur alten streitbaren Form zurückgefunden. Mit der Schonzeit für George W. Bush sei es vorbei, es lebe wieder die freie Rede, verkündete die engagierte Anhängerin der Demokraten und ließ eigene wie fremde regierungskritische Kommentare auf ihre Homepage stellen.

Geradeaus, unverblümt und kompromisslos liberal, eine Kämpferin für den Umweltschutz, gegen die Diskriminierung Homosexueller ebenso wie gegen neue Massenvernichtungswaffen – diese Seite einer der größten Entertainerinnen Amerikas mag man in Europa weniger kennen. In den USA wird die Streisand hingegen auch wegen ihrer Zivilcourage geliebt – und das nicht nur von Wählern der Demokraten. Auf der Bühne hingegen blieb sie nach eigenem Bekunden oft „scheu und unsicher“, obwohl man ihr das kaum anmerkte. Die Schauspielerin und Sängerin, von deren Schallplatten mehr als 80 Millionen Exemplare verkauft wurden, die lange zu den Hollywood-Stars mit dem höchsten Gagen gehörte und die mehr Geld verdiente als die vier Beatles zusammen, hatte immer wieder „Lampenfieber, dass sich mir fast der Magen umdrehte“.

Auch das gehörte zu den Gründen für ihren Abschied von der Bühne, den sie Ende 2000 mit zwei Konzerten in New York feierte. Vor allem aber wollte Streisand endlich ihr Liebesglück genießen. 1998 hatte sie – mehr als 25 Jahre nach der gescheiterten Ehe mit Elliot Gould – wieder einen Schauspieler geheiratet. Um mehr Zeit für ihren Ehemann James Brolin zu haben, reduzierte die Künstlerin ihr enormes Arbeitspensum. „Jetzt, wo ich glücklich verheiratet bin, möchte ich mein Leben an der Seite des Mannes leben, den ich liebe“, sagte sie Reportern.

Auszeichnungen seien ihr im Grunde nicht besonders wichtig erklärte Streisand, als sie vor zwei Jahren mit dem renommierten Cecil B. DeMille Award für ihr Lebenswerk geehrt wurde. „Viel wichtiger ist doch, dass sich Menschen auch nach vielen Jahren an Filme und an Künstler erinnern, die ihnen einmal etwas bedeutet, die sie bewegt haben“, meinte sie. Daran dürfte im Falle Streisands kein Zweifel bestehen. Vielleicht weiß nicht jeder Fan sofort, für welchen Film sie ihren ersten Oscar bekam, doch ihre 1968 ausgezeichnete Darstellung als „Funny Girl“ ist so unvergessen wie der Filmsong „Evergreen“, für den sie 1977 ihren zweiten Oscar erhielt.

Und wer würde sich nicht mehr an das Liebespaar Streisand und Robert Redford in „Jene Jahre in Hollywood“ erinnern oder an „Hello Dolly“, an „Nuts“, „Is was, Doc?“ oder an „Yentl“? 15 Jahre hatte sie mit den Studiobossen in Hollywood gekämpft, ehe die Jüdin die anrührende Geschichte des jüdischen Mädchens Yentl verfilmen konnte, das sich Anfang des letzten Jahrhunderts als Junge verkleidete, um eine Talmud-Schule besuchen zu können. Streisand schrieb das Drehbuch, spielte die Hauptrolle, führte Regie und war obendrein die Produzentin.

Erreicht hatte sie auch dieses Ziel dank eines unerschütterlichen Behauptungswillens, der ihr schon in früher Kindheit in einer heruntergekommenen Gegend des New Yorker Stadtbezirkes Brooklyn anerzogen wurde. Obwohl sie wegen ihrer auffallenden Nase und gewissen Abweichungen von Hollywood-Idealmaßen als „hässliches Entlein“ verspottet wurde, versuchte sich Streisand als Nachtclubsängerin im Künstlerviertel Greenwich Village. Ihre unverwechselbare kräftige Stimme und ihr Charme verhalfen ihr schließlich zur Hauptrolle in dem Broadway-Musical „Funny Girl“. Spätestens nach der erfolgreichen Verfilmung wurde der Titel zum zweiten Namen für Barbra Streisand.

www.barbrastreisand.com

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