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Banken trennen sich von griechischen Anleihen

Viele internationale Banken stoßen griechische Staatsanleihen ab. Deutsche Banken sind die größten privaten Gläubiger Griechenlands.
"Ohne Deutschland geht gar nichts"
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Viele internationale Banken haben sich seit Ausbruch der Griechenland-Krise von Beständen an griechischen Staatsanleihen getrennt. Zumindest im letzten Jahr nur unwesentlich gesunken ist das Exposure der Deutschen. Deutsche Banken sind die größten privaten Gläubiger der Griechen, sie hielten nach Informationen der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) Ende 2010 Griechen-Bonds von knapp 23 Mrd. Dollar (15,7 Mrd. Euro). Vor Ausbruch der griechischen Schuldenkrise waren die Franzosen die größten Gläubiger, sie haben ihre Anleihebestände in dem pleitebedrohten Land im Verlauf des letzten Jahres jedoch um mehr als 40 Prozent auf rund 15 Mrd. Dollar (rund 10 Mrd. Euro) reduziert, die anderen Eurostaaten laut BIZ um etwa ein Drittel.

Die österreichischen Banken hatten Ende 2010 rund 2,3 Mrd. Euro an Griechenland verborgt, davon 1,8 Mrd. Euro an den griechischen Staat (ohne Bank Austria UniCredit, Anm.). Zumindest im 3. und 4. Quartal 2010 ist das griechische Staatsanleihe-Exposure der Österreicher im wesentlichen gleichgeblieben.

Die börsenotierte Erste Group etwa hatte ihre Forderungen an den griechischen Staat vor gut einem Jahr mit 700 Mio. Euro beziffert, am Ende des ersten Quartals 2011 waren es 614 Mio. Euro. Derzeit seien es 550 Mio. Euro, wie ein Sprecher am Donnerstag sagte. Heuer und im nächsten Jahr sollen die Forderungen nochmals um zwei-, dreihundert Millionen reduziert werden. Die Bank spricht hier aber primär von auslaufenden Anleihen. Die Großbank Raiffeisen Bank International (RBI) hatte per März heuer noch 132 Millionen in Griechenland verborgt, nur mehr halb so viel wie im Jahr davor – und nichts an den Staat.

In Europa kristallisiert sich immer mehr heraus, dass einer der Auswege für Griechenland eine sanfte Umschuldung über eine so genannte “Wiener Initiative” sein soll, bei denen Banken neue griechische Staatsbonds kaufen würden, wenn die alten auslaufen – das bedeutet im Grunde eine Laufzeitverlängerung (Schulden-Erstreckung), um sich Abschreibungen zu ersparen. Bei der “Vienna Initiative I” hatten sich die Banken in der Finanzkrise für Osteuropa darauf verständigt, ihre Engagements in diesen Ländern aufrechtzuerhalten. Darunter verstanden die betroffenen Institute freilich vor allem ihre Tochterbanken in der Region.

Im Mai 2010, als Eurogruppe und Internationaler Währungsfonds (IWF) das erste 110-Milliarden-Euro-Rettungspaket für Griechenland schnürten, hatte die deutsche Kreditwirtschaft dem deutschen Finanzminister schon einmal versprechen müssen, ihre Kreditlinien gegenüber Athen so weit wie möglich aufrechtzuerhalten. Der deutsche Finanzminister hatte daran die Hoffnung geknüpft, dass durch die Beteiligung der Banken die staatlichen Hilfen für Griechenland niedriger ausfallen könnten. Die meisten griechischen Staatsanleihen hält in Deutschland freilich weiter die verstaatlichte Hypo Real Estate (HRE) bzw. deren “Bad Bank” mit 7,4 Mrd. Euro – und hier hat das Risiko allein der deutsche Steuerzahler.

Laut “FAZ” haben französische Banken zwischen April und Ende Dezember 2010 ihre Bestände an den riskanten griechischen Staatspapieren von 27 auf 15 Mrd. Dollar abgebaut. Italienische Institute reduzierten ihr Engagement von 3,3 auf 2,3 Mrd. Dollar. Spanische Banken fuhren das Risiko von 900 auf 540 Mio. Dollar zurück. Drastisch fiel der Abbau der Banken aus den restlichen Ländern des Euroraums aus: Sie verringerten von 22,9 auf 7,7 Mrd. Dollar. Vor allem die Banken aus den Niederlanden verkauften massiv. Außerhalb der Eurozone hielten britische Banken ihr Engagement mit 3,4 Mrd. Dollar noch relativ stabil. Ende März 2010 waren es 3,6 Milliarden. Dagegen haben amerikanische Banken einen Kehraus ihrer griechischen Staatsrisiken vollzogen. Sie fuhren die Bestände von 5,4 auf 1,5 Mrd. Dollar zurück.

Insgesamt haben europäische Banken von März 2010 bis zum Jahresende 2010 ihren Bestand an griechischen Anleihen um mehr als ein Drittel auf 52,3 Mrd. Dollar reduziert. In den ersten Monaten 2011 ist der Trend weitergegangen.

Gemäß Daten der Bank Barclays sind die griechischen Banken mit einem Engagement von 45 Mrd. Euro oder 65 Milliarden Dollar die wichtigsten Gläubiger ihres Staates, der Anleihen über mehr als 280 Mrd. Euro im Umlauf hat. Das höchste Risiko innerhalb des Landes entfällt laut “FAZ” auf die National Bank of Greece mit 13,7 Mrd. Euro. Die EFG Eurobank hält 7,5 Mrd. Euro, das seien 173 Prozent ihres harten Eigenkapitals.

(Quelle: APA)

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