Wenn kleine Kinder auf Mülltonnen und Bierbänken stehen, ein eigener Sektor vor der Bühne für alle unter 1,40 Meter Körpergröße bereit steht und das für 19 Uhr angekündigte Konzert auch wirklich pünktlich beginnt, kann es sich nur um eines handeln: Starmania on Tour. So begann am Freitag – nach einer Aufwärmrunde am Vortag in Mürzzuschlag – in Unterpremstätten bei Graz die dreiwöchige Tournee der zwölf Finalteilnehmer der ORF-Castingshow. Bei der zweistündigen Show in der Schwarzl-Halle zeigte sich, wer in Sachen Bühnenpräsenz und Stimmgewalt die wirklichen Nachwuchs-Stars sind.
Während draußen bereits an die 3.000 aus der ganzen Steiermark angereiste Fans um die Wette kreischten, ging es eine halbe Stunde vor Konzertbeginn hinter der Bühne recht gelassen zu. Geduldig ließen sich die Starmaniacs beim Meet & Greet fotografieren, schrieben Autogrammkarten und plauderten nebenbei noch mit angereisten Journalisten. Fast nicht zu erkennen war die Siegerin, Nadine Beiler, mit ihrer neuen, ordentlich durchgestuften, toupierten Frisur und einer dicken Schicht Make-Up.
Der Grund für die Veränderung? Vorher bin ich als Mädchen in die Schublade gesteckt worden. Und sonst ist die 16-Jährige wie immer brutal glücklich und so weiter. Dass ihre Single Alles was du willst nur auf Platz Zwei (hinter DJ Ötzi) in die Charts eingestiegen ist, macht ihr wenig aus. Kollege Eric Papilaya, der am 12. Mai für Österreich beim Song Contest in Helsinki starten soll, kann seinen Song, der sehr lebensbejahend ist, leider noch nicht live präsentieren, da er laut Eric erst am kommenden Mittwoch offiziell vorgestellt wird.
Auch wenn es hinter der Bühne richtig kalt ist, viel wärmer ist es in der etwa zur Hälfte gefüllten Halle auch nicht. Wer geglaubt hat, dass Starmania-Fans zwischen 14 und 18 Jahre alt sind, irrt. Es sind Buben und vor allem Mädchen zwischen acht und zwölf Jahren, die gebannt auf den Schultern ihrer Eltern sitzen und kreischen, was das Zeug hält, als das Konzert um 19 Uhr mit einem Medley aller zwölf Finalisten beginnt.
Und das Konzert bringt Überraschungen. Die als erste ausgeschiedene Alexandra überzeugt mit stimmlich anspruchsvollen Songs wie etwa Whitney Houstons Run to you, die Kindergärtnerin Birgit, die Silbermonds Symphonie überzeugend intoniert, hätte nicht nur auf Grund ihrer Stimme, sondern auch wegen ihrer Gabe, das Publikum mitzureißen, mehr als den achten Platz verdient. Lustig wird es, als Andi auftritt und die 10-Jährigen mit hellen Stimmen im Chor She fuckin hates me singen.
Allein die ins Finale nachgerückte Lois greift bei der Performance von Houstons Greatest love of all mehrmals daneben, was angesichts der grauenhaften Akustik der Schwarzl-Halle, wo eigentlich gerade aus diesem Grund nur mehr Sportveranstaltungen stattfinden, ohnehin untergeht. Während die zahlreichen Rocksongs ordentlich dreckig rüberkommen, streikt die Tonanlage vor allem bei ruhigen Balladen, wo die Bässe wie Rülpser durch die Boxen brechen.
Höhepunkte der zweiteiligen Show, die von einer 20-minütigen Pause unterbrochen wird, sind Erics Interpretation der Biene Maja, Marios Jessie, Toms My life sowie natürlich Nadines Somewhere over the Rainbow. Sowohl an der Akustik als auch an ihrem jungen Alter leiden die vorgestellten Singles, die Nadine (Alles was du willst), Mario (Dein Weg) oder die Boyband Jetzt anders! (Dieser Moment) zum Besten geben. Allein Gernots erste Single Neue Helden (bzw. Neiche Hödn), die am 16. März erscheint, ist schon jetzt ein fleißig mitgesungener Hit.
Im vollen Einsatz sind auch die Kräfte des Roten Kreuzes. Wie Einsatzleiter Thomas Gangl der APA berichtete, wurden bis kurz vor Ende der Show 14 Kinder zwischen zehn und 17 Jahren aus der Menge gezogen. Hauptgrund: Kreislaufkollaps. Starmania war ein Erfolg im Fernsehen, jetzt beweist ein Großteil der Nachwuchstalente, dass sie nicht zu Unrecht ins Finale gekommen sind. Es sind starke Stimmen, die in den kommenden Wochen auf Österreich zukommen. Und für alle, die keinen Plattenvertrag bekommen haben, gibt es noch einmal die Chance, sich vor großem Publikum zu beweisen.
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