Bagdad: 70 Tote bei Anschlägen
Der US-Nachrichtensender CNN meldete unter Berufung auf Informationen aus dem irakischen Innenministerium, mehr als 70 Menschen seien getötet worden. Unterdessen sind im Irak sind möglicherweise erneut zwei deutsche Staatsbürger verschleppt worden. Dies bestätigte Außenminister Frank-Walter Steinmeier in Brüssel am Rande des EU-Außenministerrates.
Die erste Bombe, eine Paketbombe, sei auf dem Haraj-Markt in einem Geschäftsviertel explodiert, die beiden anderen auf dem Großmarkt Shorja, der schon mehrfach Ziel von Attentaten war, hieß es. Zahlreiche Stände seien zerstört worden. Es war nicht klar, ob eine oder zwei Bomben in einer Tiefgarage in Shorja explodierten. Trümmerteile lagen auf der Straße verteilt, die teilweise noch brannten. Aus der Garage, in der hunderte Autos geparkt waren, schlugen Flammen. Über Bagdad war eine dichte schwarze Rauchwolke zu sehen.
Die Sicherheitsbehörden befürchteten, dass die Opferzahl noch weiter steigen könnte. Auch zwei Stunden nach den Explosionen waren die Sirenen von Krankenwagen zu hören. Beide Gegenden sind überwiegend von Schiiten bewohnt. In Shorja wurden rund 59 Menschen getötet, bei dem ersten Anschlag mindestens neun. Die Menschen in dem Geschäftsviertel riefen nach den Detonationen Wo ist die Regierung?, Wo ist der Sicherheitsplan? und Wir haben genug.
Die Explosionen ereigneten sich unmittelbar nach einem 15-minütigen Gedenken an den Anschlag auf die Goldene Moschee von Samarra, die zu den wichtigsten Heiligtümer der Schiiten gehört. Nach dem Anschlag vom 22. Februar 2006, bei dem die imposante Goldkuppel einstürzte, war es Irak-weit zu blutigen Racheakten an Sunniten gekommen. Gemäß dem islamischen Kalender war Montag der erste Jahrestag des Angriffs. Die Explosionen erfolgten am Ende der 15-minütigen Gedenkpause, die Regierungschef Nuri al-Maliki, ein Schiite, angeordnet hatte und bei der alle Iraker ihre Arbeit für eine Viertelstunde niederlegen sollten. Der Anschlag in Samarra wird dem Terrornetzwerk Al-Kaida zugeschrieben. Er zerstörte einen Großteil des Mausoleums in der Sunniten-Hochburg gut hundert Kilometer nördlich von Bagdad. Der als gemäßigt geltende schiitische Großajatollah Ali al-Sistani hatte seine Anhänger aufgerufen, von Rache am Jahrestag abzusehen. Gewalt gegen die sunnitischen Brüder, die für den Anschlag verantwortlich gemacht werden, dürfe es nicht geben.
In Kerbela im Süden des Irak zogen am Montag rund 16.000 Demonstranten zu zwei schiitischen Heiligtümern. Die Demonstranten trugen Plakate mit der Aufschrift Nein zum Terrorismus und Die Iraker sind ein Volk. Hunderte Polizisten sicherten den Protestmarsch anlässlich des Jahrestags des Samarra-Anschlags. Zu Ausschreitungen kam es nicht.
Maliki hatte am Wochenende angekündigt, dass die erwartete Offensive der irakischen Sicherheitskräfte und US-Soldaten gegen Aufständische in Bagdad im Zuge seien Sicherheitsplanes demnächst beginnen werde. Die Offensive werde nicht in einem bestimmten Gebiet beginnen, sondern überall gleichzeitig, sagte der Premier. Alle Abteilungen der Streitkräfte und der Polizei seien an dieser Aktion beteiligt, die die Sicherheitslage in Bagdad nachhaltig verbessern solle. Schon Vorige Woche hatte ein US-Militärsprecher erklärt, die Offensive habe bereits begonnen.
Das Außenministerium in Berlin lehnte nähere Angaben über die möglicherweise im Irak entführten Deutschen ab. Steinmeier sagte, er könne eine gewaltsame Entführung nicht ausschließen. Die beiden Deutschen würden seit Dienstag vergangener Woche vermisst. Auch deshalb ist bereits am vergangenen Dienstag, 6. Februar, der Krisenstab im Auswärtigen Amt zusammengetreten, um zu sehen, um zu tun, was möglich ist. Ein Außenamts-Sprecher forderte die Medien zur Zurückhaltung in der Berichterstattung auf und wandte sich auch gegen Spekulationen, um wen es sich bei den mutmaßlich Entführten handeln könnte.
Zuerst hatte die Berliner Morgenpost zu dem Fall unter Berufung auf Sicherheitskreise berichtet. Eine der Geiseln habe familiäre Verbindungen nach Berlin. Diese Verschleppung wäre die dritte Entführung Deutscher nach den Fällen der Archäologin Susanne Osthoff Ende 2005 sowie der Leipziger Ingenieure Rene Bräunlich und Thomas Nitzschke Anfang 2006. Alle waren später freigekommen. Näheres über die Identität der mutmaßlichen Entführungsopfer war zunächst nicht bekannt. Seit dem Vorjahr ist auch ein Österreicher in der Hand von Kidnappern im Irak: der Oberösterreicher Bert Nussbaumer (25), der für ein US-Security-Unternehmen tätig war.
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