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Ausnahmezustand verlängert: Geheimdienst warnt vor "neuer Form" des Terrors

Die bevorstehende Fußball-EM im Frankreich im Schatten der Terrorangst.
Die bevorstehende Fußball-EM im Frankreich im Schatten der Terrorangst. ©AP Photo/Christophe Ena
Der französische Geheimdienstchef Patrick Calvar warnt vor einer Anschlagswelle des IS bei der Fußball-EM. Indes hat Frankreich den Ausnahmezustand ein weiteres Mal verlängert.
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Die Extremisten-Miliz “Islamischer Staat” (IS) rüstet sich dem französischen Geheimdienst zufolge für eine Welle von Bombenanschlägen während der Fußballeuropameisterschaft ab Juni. Geplant sei eine “neue Form des Angriffs”, sagte der Chef des Inlandsgeheimdienstes, Patrick Calvar, laut einer am Donnerstag veröffentlichten Abschrift vor wenigen Tagen vor dem Verteidigungsausschuss des Parlaments.

Die Strategie zeichne sich dadurch aus, dass Sprengmittel an Orten mit großen Menschenmassen platziert werden sollten. Durch die Wiederholung solcher Attacken solle ein Klima maximaler Panik erzeugt werden.

Geheimdienstchef: IS hat Ressourcen dazu

Die EM in Frankreich startet am 10. Juni. Zu den 51 Spielen in zehn Stadien werden mehr als 2,5 Millionen Besucher erwartet. An vielen Orten sollen “Fanzonen” eingerichtet werden, um Begegnungen auf großen Bildschirmen verfolgen zu können. Zu diesem Public Viewing werden ebenfalls Millionen Menschen erwartet. Vor sechs Monaten waren bei koordinierten Anschlägen auf Cafés, Bars, ein Fußballstadion und eine Konzerthalle in Paris 130 Menschen ums Leben gekommen.

Frankreich sei das am stärksten bedrohte Land und es sei bekannt, dass der IS neue Attacken plane, sagte Calvar, der sich selten öffentlich äußert. Dem Geheimdienstchef zufolge hat die Extremistenorganisation die Ressourcen dazu – darunter 645 Menschen aus Frankreich, die sich zurzeit noch in Syrien oder dem Irak aufhielten. 400 davon gelten als Kämpfer.

Seit Donnerstag früh wird ein ägyptisches Passagierflugzeug mit 66 Menschen an Bord vermisst, das auf dem Weg von Paris nach Kairo war. Wahrscheinlich ist es über dem Mittelmeer abgestürzt. Der ägyptische Verkehrsminister sagte am Mittag, ein Terroranschlag als Ursache sei wahrscheinlicher als ein technischer Defekt.

Ausnahmezustand bis Ende Juli verlängert

Inmitten von Warnungen vor Anschlägen während der EM hat das Parlament den Ausnahmezustand erneut verlängert. Die Abgeordneten stimmten am Donnerstag mit großer Mehrheit für den Schritt, der den Behörden nun noch bis Ende Juli Sonderrechte im Anti-Terror-Kampf einräumt. Auch Innenminister Bernard Cazeneuve sagte, die Bedrohungslage sei weiterhin hoch.

Auch in Deutschland warnte einem Bericht der Bild-Zeitung zufolge das Bundeskriminalamt (BKA) vor islamistischen Anschlägen vor allem auf “symbolträchtige und ‘weiche’ Ziele mit einer großen medialen Aufmerksamkeit und entsprechend hohen zu erwartenden Opferzahlen”. Auch einzelne Nationalteams seien gefährdet, unter ihnen die deutsche Mannschaft.

Frankreichs Präsident François Hollande hatte den Ausnahmezustand nach den Pariser Anschlägen vom 13. November verhängt. Das Parlament verlängerte ihn im November und Februar um jeweils drei Monate. Die erneute Verlängerung gilt bis Ende Juli und damit für die Zeit während der Fußball-EM und der Tour de France. Anschließend soll ein reformiertes Strafrecht den Behörden mehr Rechte etwa bei Personenkontrollen einräumen. Über diese Reform will das Parlament am Nachmittag abstimmen.

(APA, Red.)

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