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Ausläufer neuer Ölflut unmittelbar vor Küste

Es bestehe die Hoffnung, dass der Hauptteil der „schwarzen Flut“ die Küste zunächst nicht erreiche, weil sich der Wind gedreht habe. |

Elf Tage nach dem Untergang des Großtankers „Prestige“ im Atlantik haben Wind und Strömung am Samstag erste Ausläufer eines neuen riesigen Ölteppichs vor die Nordwestküste Spaniens getrieben. Ein etwa 200 Quadratmeter großer Ölfleck befand sich am Samstag nur noch 1,8 Kilometer vom Festland Galiciens entfernt, wie Vize-Regierungschef Mariano Rajoy in La Coruna mitteilte. Allerdings bestehe die Hoffnung, dass der Hauptteil der „schwarzen Flut“ die Küste zunächst nicht erreiche, weil sich der Wind gedreht habe.

Der ursprünglich 500 Quadratkilometer große Ölteppich sei in zahlreiche kleinere zerfallen. Der größte von ihnen habe eine Fläche von zehn Quadratkilometern und sei noch 17 Kilometer entfernt. Nach tagelangem schlechten Wetter hätten zudem sieben Spezialschiffe, darunter die deutsche „Neuwerk“, den Kampf gegen die Ölpest aufnehmen können. Sie hätten bereits 3.000 Tonnen von der Wasseroberfläche abgesaugt. Die Arbeiten konzentrierten sich auf den größten der Ölteppiche. Die Zahl der Helfer an Land soll am Wochenende auf 1.800 verdoppelt werden. Nicht mitgezählt sind die tausenden Freiwilligen aus aller Welt.

Die Menschen an der „Todesküste“ in Galicien reagierten mit Skepsis auf die Worte von Vize-Regierungschef Rajoy. So sei vom Leuchtturm am Kap Finisterre aus ein riesiger Ölteppich mit bloßem Auge auf dem Wasser zu erkennen. Zudem habe die Regierung unabhängige Luftaufnahmen von dem betroffenen Meeresgebiet untersagt. Die Fischer befürchten weiter eine zweite große Ölflut in dem Gebiet, dessen Küste bereits auf einer Länge von fast 500 Kilometern verseucht worden ist.

Sorge bereitet auch die Möglichkeit, das Öl könne die Flussmündung von Arousa erreichen, wo es die größten Muschelbänke Europas gibt. Mittlerweile wurden zudem schon mehr als 600 verendete oder ölverschmierte Seevögel eingesammelt. Dies sei aber nur die Spitze des Eisbergs, meinten Naturschützer.

Mindestens 20 der bei der Ölbekämpfung eingesetzten Helfer mussten Presseberichten zufolge unterdessen ärztlich behandelt werden. Sie seien den Dämpfen des giftigen Schweröls ausgesetzt gewesen und hätten über Reizungen der Atemwege und der Augen sowie über Übelkeit und Erbrechen geklagt, schrieb die Zeitung „El Mundo“. Rajoy dementierte aber, dass das Öl aus der „Prestige“ besonders schädlich oder Krebs erregend sei. „Wenn man die richtigen Maßnahmen trifft, ist das Gesundheitsrisiko gleich Null“, sagte er.

Der Vize-Regierungschef wies ebenfalls Berichte zurück, aus dem in 3.600 Metern Tiefe liegenden Wrack des Tankers trete weiteres Öl aus. Dies hatten am Freitag erstmals auch die Behörden in Galicien eingeräumt. Sie zogen diese Information später aber wieder zurück.

Die Lokalzeitung „La Voz de Galicia“ schrieb am Samstag, der Regierung liege ein Expertenbericht vor, wonach doch Öl aus den Tanks der „Prestige“ austritt und an die Oberfläche gelangt. Portugiesische Fachleute hätten zudem herausgefunden, dass es sich um das gleiche Schweröl handelt wie das bereits an Land gespülte.

Die 26 Jahre alte „Prestige“ war am 19. November mit mehr als 60.000 Tonnen Schweröl 250 Kilometer vor der Küste gesunken. Zuvor hatte das Schiff bereits rund 20.000 Tonnen verloren.

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