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Aus mit El Dorado

Ulrich Gabriel
Ulrich Gabriel

Nach Wochen des Suchens fanden wir (der Baron, Eisbär, Kater & ich) heraus, woher unsere schlechte Stimmung rührt, warum wir nicht froh werden mit den graugrünen Botschaften der Erde, die täglich auf uns hereinprasseln. Es ist gar nicht die Erde, die uns informiert, es ist die Nachrichtenwelt. Sie vermittelt das Untergangssklima, bremst uns ein, lähmt unsere Ideen, verdüstert die Zukunft. Cui bono?

Mit der Erde hat die Welt der News etwa soviel zu tun wie die vom Rasenmäher abgeschnittenen Gräser mit der grünen Wiese. Nachrichten sind Wörter und Bilder, Brocken über ein Irgendwas irgendwo. Die Nachrichtenwelt bringt Nachrichten, damit sich der Volk danach richte. Dahinter jobben tausend kleine Aktenträger im Korsett ideologisch geführter Agenturen: die Nachrichtenmacher: sie verpacken die Botschaften und verkaufen sie ans gläubige Volk. Dabei gilt: Katastrophen-TV sells. Es gibt derzeit keine Fernsehstation, die nicht einen Drohnenflug mit Rauch aus des Wäldern Sibiriens bringt. Spots zusammenbrechender Eisberge und schmelzender Gletscher gehen derzeit gut. News-Handelsketten produzieren und handeln Nachrichten nach Marktprinzipien. Sehr gut verkaufen sich Promi-Beziehungen, zum Beispiel die Hochzeit der Heidi Glump. Zu den Bestsellern gehören Kim Jong-Il Raketen und die kleine Klimagretel. Natürlich gehen auch verhungernde Kinder gut oder im Hochwasser auseinanderbrechende Häuser. Mondzeugs und schwarze Löcher bringen den Anstalten gute Quoten, freilich nicht soviel wie Trump oder Gabalier mit Lederhose. Der Weltklimarat hat vor zwei Tagen schlechte Nachrichten sehr gut verkauft. Wir fressens und zahlen dafür. Die News krabbeln in unsere Schädel hinein und lagern in den Ganglien wie farblose Korallen. Dort hirnen sie weiter und richten im Schlaf einen Saustall an, wo sie besonders am Morgen frei herumfuhrwerken. Was uns im Traum als Horrortrip stört, ist am Tag ein Renner im Newsgeschäft: Cash-Cows in diesem Sommer sind graugrüne Weltuntergangsstimmungen, Apokalypsen, Endzeitprophetien, Hitzerekorde. Cui bono?

Mit bilderreicher Sprache und populärer Wissengschaftlichkeit erscheinen graugrüne Untergangsengel und „lehren Mores“. Grüßgott in Vorarlberg! Seit die Wahl angesagt ist, traben vier apokalyptischen Ländlä-ReiterInnen auf türkisem, rotem, grünem und pinkem Sattel durchs Land und heisern: „Klimanotstand! Wer nicht umkehrt, wird in der Hölle braten - mit täglich neuem Hitzerekord!“ - „Was ist zu tun?“, fragt der Volk. Antwort: „Erstens zahlen, zweitens weniger ausatmen, drittens Elektrofahrzeuge kaufen!“ Die Luftbesteuerung kommt: „Kauft euch Ausatmungszertifikate! I.P.C.C. will 100 Milliarden zum Klimaretten, die Nationalsstaaten kassieren dafür die CO2-Steuer!“ Zahlen fürs Schnaufen.

„Eigentlich wollten wir doch mit dem E-Bike nach El Dorado“, jammert Frau Bohle. Zu spät. „Aber wird dann wenigstens das Klima besser?“ Das beschließen die obersten Büroklimaschützer bei der 25. (!) Weltklimakonferenz vom 2. bis 13. Dezember 2019 in Santiago de Chile. Sie gipfeln dort zu Tausenden. Kommen sie auf Segelbooten? Besser wär, sie schwimmen. Wegen dem ökologischen Fußabdruck.

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