Aus für fast 100-köpfigen internationalen Schlepperring durch LKA Wien

Ein riesiger Schlag gegen den internationalen Menschenhandel gelang dem Landeskriminalamt Wien in enger Zusammenarbeit mit der Münchner Polizei: Die Schlepperbande, die nun aufgeflogen ist, soll für Serben illegal Aufenthaltstitel für Deutschland sowie EU-Aufenthaltskarten von fünfjähriger Gültigkeitsdauer besorgt haben. Bisher wurden neun Mitglieder und 90 Beitragstäter ausgeforscht. Die Bande soll auf diese Art mindestens 1,5 Millionen Euro ergaunert haben. Die neun Festnahmen gelangen dem Wiener Landeskriminalamt durch internationale Zusammenarbeit mit der bayerischen Polizei.
Details zum Fall um die Schlepperbande
Laut einer Aussendung der Wiener Polizei ermittelte das Landeskriminalamt Wien, Gruppe Stotz, bereits seit eineinhalb Jahren in Zusammenarbeit mit dem österreichischen Bundeskriminalamt und der Münchener Polizei im Umfeld einer serbisch-österreichisch-deutschen kriminellen Organisation. Die Mitglieder dieser Bande hatten für serbische Landsleute illegal Aufenthaltstitel für Deutschland sowie EU-Aufenthaltskarten von fünfjähriger Gültigkeitsdauer besorgt.
Diese Dokumente wurden schließlich von der Kreisverwaltungsbehörde München ausgestellt. Durchschnittlich kassierten die Täter circa 15.000,- Euro pro Antrag. Für die Einreichung der Anträge benötigten die Täter echte Personendatensätze. Dafür warben sie vorwiegend in Wien Frauen und Männer mit österreichischer Staatsbürgerschaft an, denen sie 1.500,- Euro bezahlten. Diese Personen mussten ihren Reisepass sowie andere Dokumente zur Verfügung stellen.
Scheinehen für Geschleppte
Anschließend wurden serbische und österreichische Heiratsurkunden gefälscht bzw. Scheinehen in Serbien geschlossen. Die heimischen “Scheinehepartner” fuhren in vielen Fällen in Begleitung der Bandenmitglieder nach München, um beim Ausländeramt die notwendigen Unterschriften zu leisten, damit den Geschleppten gültige Aufenthaltstitel ausgestellt werden konnten. In der Folge wurden die Daten der Österreicher zusätzlich für Kreditanträge und Pkw-Anmeldungen, unter anderem in der Schweiz, missbräuchlich verwendet. Bisher konnten neun Mitglieder dieser kriminellen Organisation sowie 90 Beitragstäter ausgeforscht werden. Die Gesamtschadenssumme beläuft sich auf circa 1,5 Millionen Euro.
“Diese erfolgreiche Operation bestätigt unseren gemeinsamen Weg der internationalen Zusammenarbeit. Nur so können wir effizient gegen die organisierten Schlepperbanden vorgehen”, äußerte sich Innenministerin Johanna Mikl-Leitner, die sich in diesem Zusammenhang bei allen Beamtinnen und Beamten für ihren Einsatz beim ausheben der Schlepperbande bedankte.
Drei Hauptverdächtige verhaftet
Die deutsche Nachrichtenagentur DPA gab weitere Details zu dem Fall bekannt. Demnach soll es sich bei den in Österreich angworbenen “Helfern”, die ihre Dokumente den Geschleppten zur Verfügung stellten oder mit diesen zum Schein Ehen eingingen, um vorwiegend obdachlose und drogenabhängige Personen, vor allem Frauen, gehandelt haben, deren finanzielle Notlage die Schlepperbande ausnutzte.
Zwei Hauptverdächtige seien Ende vergangenen Jahres in Wien verhaftet worden. Ein dritter wurde an der österreichisch-serbischen Grenze geschnappt, ein vierter soll sich in Serbien aufhalten. Die Haupttäter sollen in München angeklagt werden. 17 Mittäter der Schlepperbande wurden nach Angaben der DPA bereits verurteilt.
Das Vorgehen in München
Die Serben sollen nach München gebracht und angemeldet worden sein. Sie erhielten die Arbeitsbescheinigung einer Reinigungsfirma, die nur noch für diesen Zweck bestand. Aufgrund der Unterlagen habe das Kreisverwaltungsreferat München die begehrte EU-Aufenthaltskarte ausgestellt. Die Österreicher bekamen ihre “Provision” und erhielten ihre Papiere zurück. In München seien laut DPA 71 Fälle ermittelt worden, möglicherweise gebe es weitere in anderen europäischen Großstädten, hieß es. Der Münchner Fall um die Schlepperbande flog letztlich auf, weil einem Beamten der Schleierfahndung bei Autobahn-Kontrollen ungewöhnlich viele Serben aufgefallen waren, die mit Österreichern verheiratet und in München gemeldet waren.
(apa/dpa/red)
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