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Aus für Quelle - Otto prüft Kauf von Österreich-Tochter

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Der einst größte deutsche Versandhändler Quelle ist nach 82 Jahren am Ende.
Quelle sperrt zu
Reaktionen zum Quelle-Aus

Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg erklärte am Dienstag die Suche nach einem Käufer für das defizitäre Deutschland-Geschäft von Quelle für gescheitert. “Nach intensiven Verhandlungen mit einer Vielzahl von Investoren sehen Insolvenzverwalter wie Gläubigerausschuss jetzt keine Alternative zur Abwicklung von Quelle Deutschland mehr”, teilte Görg mit. Damit droht mindestens der Hälfte der 10.500 Mitarbeiter des Versandhandelskonzerns Primondo rund um Quelle die Arbeitslosigkeit.

Auch Quelle-Geschäftspartner wie die Deutsche Post und deren Tochter DHL oder die Katalogdrucker stehen vor harten Einschnitten. Welche Folgen das Aus für die Österreichische Post hat, sei “zur Zeit nicht abschätzbar”, hieß es zur APA.

Bei der Österreich-Tochter von Quelle zeigt man sich nach wie vor optimistisch. Österreich-Chef Wolfgang Binder verwies heute in einer Aussendung auf den “unverändert zufriedenstellenden” Geschäftsverlauf. Man habe bereits Fortführungsmodelle ohne die deutschen Mutter entwickelt. Notwendig dazu sei aber ein Investor. Möglicherweise könnte Quelle-Österreich von der deutschen Otto-Gruppe übernommen werden. “Für uns könnten Teile des Mittel- und Osteuropageschäfts oder Teile von Spezialversendern interessant sein”, sagte ein Otto-Sprecher in Hamburg.

Otto wird auch eine Übernahme der österreichische Quelle-Tochter in Linz überprüfen. “Wir werden jetzt mit der Insolvenzverwaltung schnell Gespräche führen und alle Quelle-Auslandstöchter prüfen, betonte Sprecher Thomas Voigt. Österreich sei dabei einer der interessantesten Märkte. Quelle Österreich habe ein gutes Markt-Standig, das gelte auch für das Geschäftsmodell.

Das Schicksal der Österreich-Tochter hängt davon ab, wie es in Deutschland weitergeht, so der Präsident der Arbeiterkammer (AK) Oberösterreich, Johann Kalliauer, zur APA. Es gebe derzeit hektische Bemühungen, um die Fortführung zu sichern. Eine Vorentscheidung müsste jedenfalls innerhalb der nächsten zwei Wochen fallen. Es werde vor allem von der deutschen Insolvenzverwaltung abhängen, ob die Linien für Österreich aufrecht bleiben.

Angesichts der Pleite der deutschen Mutter wurde am Nachmittag in Linz eine Betriebsversammlung abgehalten. Rund 600 Personen wurden über die aktuellen Entwicklungen informiert. Die Belegschaft wisse, dass die Situation schwierig sei, habe aber große Hoffnung, dass es weitergehe, sagte Betriebsratschef Felix Hinterwirth. Das Wichtigste sei jedenfalls, “dass Linz und die Quelle eine Art Symbiose eingegangen sind”, betonte Hinterwirth. “Wir gehören zur Stadt und die Stadt zu uns.” Müsse das Unternehmen zusperren, würde Linz “eine Perle aus der Krone verlieren”. Bürgermeister Franz Dobusch (S) hatte im August betont, man habe ein gewaltiges Interesse daran, dass Quelle erhalten bleibe. Die Stadt bürgt mit 800.000 Euro für einen Oberbank-Kredit über 1 Mio. Euro. In Österreich sind rund 1.000 Mitarbeiter bei Quelle beschäftigt.

Für Experten kam das Quelle-Aus nicht überraschend: “Die Probleme sind hausgemacht. Man hat das Internet nicht stark genug integriert und zu sehr auf den Katalog gesetzt”, sagte Marco Atzberger vom Forschungsinstitut EHI. Otto habe den Sprung zum E-Commerce besser geschafft. Der Versandhandel sei nicht tot, so Atzberger.

Nach dem überraschend schnellen Aus für Quelle haben sich Insolvenzverwalter, Banken, Politiker und Gewerkschaften gegenseitig die Verantwortung zugewiesen. Noch vor dem Wochenende hatte Görg sich optimistisch gezeigt, Quelle bis Ende Oktober – rechtzeitig für die Planungen zum Frühjahr-Sommer-Katalog – an den Mann zu bringen. Er hatte den Universalversender zusammen mit hochprofitablen Spezialversendern wie “Baby Walz” oder “Hess Natur” und dem Verkaufssender HSE24 verkaufen wollen. Doch keiner der vier Interessenten – unter anderem Finanzinvestoren wie die amerikanische TPG – wollte sich darauf einlassen – auch weil die verunsicherten Kunden seit der Insolvenz zögern, bei Quelle zu bestellen.

Dabei hatte sich Görg den Interessenten sogar zugestanden, alle 1.450 Quelle-Shops zu schließen, von denen er eigentlich zwei Drittel erhalten wollte. Dort sammelt das 1927 von Gustav Schickedanz gegründete Unternehmen die Bestellungen und bietet ein kleineres Warensortiment an. Die Schließung der 109 Technik-Center hatte Görg schon vorher in die Wege geleitet.

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