AA

Auf Umwegen zum Traumjob

Höchst - Fritz Gollmann musste hart um die Ausbildung zum Heimhelfer kämpfen.

Heute gibt es das Zertifikat. Es bescheinigt Friedrich Gollmann den erfolgreichen Abschluss der Heimhelfer-Ausbildung. Über die nun schwarz auf weiß beschiedene Tatsache freut er sich wie ein Schneekönig. „Jetzt habe ich es endlich geschafft“, bekräftigt er mit hörbarer Erleichterung. Denn der Weg ins Altenwohnheim Höchst, wo der gebürtige Burgenländer sofort eine Anstellung erhielt, war ein steiniger. Männer mit 46, bekam er von allen Seiten zu hören, seien nicht die Zielgruppe für einen solchen Lehrgang. Doch Gollmann blieb hartnäckig. Und das machte sich letztlich bezahlt.

Der erste Mann

An seinem Arbeitsplatz nach „Herrn Gollmann“ oder „Friedrich Gollmann“ zu fragen, macht wenig Sinn. Schon besser funktioniert es mit „Fritz“. So kennen und mögen ihn die Leute dort. Fritz hier, Fritz da: seine herzliche Art kommt bei den betagten Heimbewohnern an. „Vor allem die Damen schätzen seinen Charme“, verrät Heimleiterin Sylvia Dietrich. Auch Fritz Gollmann selbst ist froh, die „richtige Tür erwischt zu haben“. Wenngleich Männer in diesem Beruf noch eine Rarität sind. In den drei von der connexia bislang durchgeführten Heimhelfer-Lehrgängen war er überhaupt der erste Mann. Fehl am Platz fühlt er sich trotzdem nicht. „Mit alten Menschen zu arbeiten ist mir ein Herzensanliegen“, sagt Gollmann. Ihnen im letzten Lebensabschnitt positive Minuten schenken, darin sieht er den Sinn seiner Tätigkeit. „Ich habe die Zeit, die das Pflegepersonal oft nicht hat“, erzählt der begeisterte Skifahrer, der einige Schwünge einlegen musste, um sein berufliches Ziel zu erreichen.

Zurück an den Start

Sozialarbeiter oder Technischer Zeichner: diese Jobwünsche standen am Anfang. Aber weil der Junior „zu faul für die Schule war“, organisierte ihm der Vater eine Lehrstelle im Gastgewerbe. Einige Jahre später fand sich Fritz Gollmann in der Administration der Casinos Austria wieder. Nach „16 schönen Jahren“ nahm er den „Golden Handshake“ an und ging zurück an den Start. Damals noch in Tirol unternahm der smarte Mittvierziger einen neuerlichen Anlauf in Sachen Pflege. „Leider scheiterte ich am Aufnahmetest“, gibt Fritz Gollmann offen zu. Mittlerweile in Vorarlberg angekommen, arbeitete er als Lagerfachmann. Der offenbar etwas rauere Umgangston in diesem Metier war allerdings nicht seine Sache. Es folgte der Weg in die Arbeitslosigkeit. Wieder besann sich Gollmann auf die Pflege. Er absolvierte in Höchst ein unentgeltliches Praktikum und engagierte sich beim Mobilen Hilfsdienst in Lustenau. Dennoch wurde ihm die Teilnahme am Heimhelfer-Lehrgang der connexia versagt. „Ich bin von Pontius bis Pilatus gerannt“, erinnert er sich. Aber erst, als er seiner AMS-Betreuerin berichtet, dass er den vorletzten Kursplatz ergattern könnte, erhält er grünes Licht. „Und jetzt habe ich die unterste Sprosse der Leiter erreicht“, sagt er zufrieden. Wobei Fritz Gollmann durchaus noch Ambitionen auf die Pflegeschule hat. „Wenn ich die Gelegenheit bekomme, starte ich den Motor nochmals“, sagt er und reicht Annelies galant den Arm, um sie an den Tisch zu bringen.

home button iconCreated with Sketch. zurück zur Startseite
  • VOL.AT
  • Vorarlberg
  • Höchst
  • Auf Umwegen zum Traumjob