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AUA-Betriebsversammlung für Warnstreik unterbrochen

Der nächste Schritt führt an den Verhandlungstisch
Der nächste Schritt führt an den Verhandlungstisch ©APA
Die Betriebsversammlung am Donnerstag bei der AUA führt nun doch zu umfangreichen Flugausfällen. Mehr als 12.000 Passagiere müssen umgebucht werden, 150 Flüge, 40 Prozent des Tagesaufkommens, fallen aus, teilte die AUA mit.

Im Streit um den Kollektivvertrag bei der AUA verschärften die Mitarbeiter den Ton. Sie beschlossen aus der Versammlung heraus einen halbstündigen Warnstreik.

Der Antrag sei “aus der Mannschaft gekommen”, 1.200 von 1.200 anwesenden AUA-Mitarbeitern hätten für die Arbeitsniederlegung gestimmt, sagte vida-Gewerkschafter Johannes Schwarcz zur APA. Die Betriebsversammlung werde daher für eine halbe Stunde für den Warnstreik unterbrochen, wird dann aber weitergeführt, da noch Informationspunkte offen seien. Es könne auch noch bis am Abend weitergehen, so Schwarcz, das hänge von den weiteren Anträgen der Mitarbeiter ab.

Die Betriebsversammlung ging gegen 14 Uhr zu Ende. Weitere Beschlüsse in Richtung Streik habe es nach dem halbstündigen Warnstreik nicht gegeben, hieß es von Gewerkschaftsseite. Nun führe der nächste Schritt wieder an den Verhandlungstisch.

Auch die Firmenleitung hofft nun darauf, dass es mit Verhandlungen über den Kollektivvertrag weitergeht. Der Flugbetrieb normalisiere sich wieder, es werde bald wieder das volle Programm geflogen. Lediglich einzelne Rückflüge von heute ausgefallenen Langstreckendestinationen würden morgen gestört sein.

“Wir stehen euch morgen ab ca 5.30 zur Verfügung” hieß es zuvor in einem Schreiben von Betriebsratsobmann Rainer Stratberger, und weiter: “Ein Rahmenprogramm verkürzt euch die Zeit bis zum Beginn der Betriebsversammlung”. vida-Gewerkschafter und AUA-Flugbegleiter Johannes Schwarcz spielte das am Vormittag gegenüber der APA herunter. Es seien lediglich “einige Betriebsräte vor Ort” gewesen, von einem Rahmenprogramm zu sprechen sei “weit übertrieben”. Die Flüge seien ausgefallen “weil sie die Firma gestrichen hat”, dies auf das Rahmenprogramm zu schieben sei “nicht angebracht”.

Auslöser war die Entscheidung des Betriebsrates, Mitarbeiter schon ab 5.30 Uhr zu Gesprächen einzuladen und zu motivieren, bis zum offiziellen Beginn um 9.30 Uhr zu bleiben.

Die Wirtschaftskammer kritisierte Gewerkschaft und AUA-Betriebsrat für den Ablauf der Betriebsversammlung. Die Arbeitnehmervertretung schieße mit ihren Maßnahmen weit über das Ziel hinaus, schreibt Alexander Klacska, Obmann der Bundessparte Transport und Verkehr in der WKÖ, in einer Aussendung.

Es würden nicht nur Flugpassagiere, das Unternehmen AUA und der Wirtschaftsstandort Österreich unter den Betriebsversammlungen bei der AUA leiden. “Auch und ganz besonders die Wirtschaft – jene Unternehmen, die mittels Luftfahrt ihr Business erledigen – kommen dadurch gewaltig unter Druck.”

“Insbesondere die sehr kurzfristige Vorverlegung der Betriebsversammlung auf die Frühflüge war offensichtlich darauf ausgerichtet maximalen Schaden anzurichten”, glaubt Klacska. “Auch die Tatsache, dass die Vorbesprechungen um 5.30 Uhr in den Dispatch- und Briefingräumen stattfanden, legt für Insider die Vermutung nahe, dass man jedenfalls sicherstellen wollte, dass möglichst alle Mitarbeiter davon erfasst werden.”

“Die kurzfristige Ausdehnung der Kampfmaßnahmen weist deutlich daraufhin, dass das Ziel der Gewerkschaft und des Betriebsrats eine Betriebsstörung ist. Es ist für uns nicht nachvollziehbar und völlig inakzeptabel, dass höhere Gehaltsforderungen noch dazu bei einem verschärften Wettbewerb auf dem Rücken unserer Kunden ausgetragen werden”, sagte AUA-Chef Kay Kratky.

Unter den Ausfällen befinden sich Verbindungen zwischen Wien und Amsterdam, Basel, Bologna, Berlin, Belgrad, Brüssel, Bukarest, Kairo, Kopenhagen, Düsseldorf, Frankfurt, Genf, Graz, Hamburg, Innsbruck, Kiew, Köln, Leipzig, London, Lyon, Mailand, Minsk, Moskau, München, Paris, Prag, Sofia, Stuttgart, Teheran, Tel Aviv, Venedig, Warschau, Zagreb und Zürich. Auch die Flüge nach Washington und Toronto fallen aus. Der Flug nach Newark hingegen habe aus Wettergründen abgesagt werden müssen. An der Ostküste der USA tobt gerade ein Schneesturm.

Die Betriebsversammlung sollte um 9.30 Uhr beginnen und zumindest bis Mittag dauern, sagte Schwarcz zur APA. Wie lange es letztlich wird, hänge von den Fragen der Teilnehmer ab. Streik sei aber heute ausdrücklich kein Thema, betonte Schwarcz. Es werde aber Abstimmungen über die Vorschläge der AUA geben und auch “andere Sachen werden zur Abstimmung kommen”, schließlich könne jeder Mitarbeiter dazu Anträge stellen.

AUA-Sprecher Peter Thier hofft, dass es keine weiteren Flugausfälle mehr gibt, das hänge aber letztlich von der Dauer der Betriebsversammlung ab. Aus Sicht der AUA sei die Betriebsversammlung sichtlich darauf ausgelegt, den Betrieb zu stören. Dabei habe die AUA klar signalisiert, zu Nachbesserungen, auch zu mehr Bezahlung, bereit zu sein, wenn es im Gegenzug zu einer weiteren Flexibilisierung der Arbeitszeit kommt, so Thier.

Man dürfe nicht vergessen, dass die neuen Konkurrenten am Flughafen Wien um 30 bis 50 Prozent niedrigere Kosten haben. Insbesondere die ungarische Wizzair, die nun einige Flugzeuge in Wien stationiert, habe konzernweit osteuropäische Gehaltsstrukturen, die um 50 Prozent unter den Kosten der AUA lägen. Dass solche Unternehmen keinen Kollektivvertrag mit Konditionen wie bei der AUA oder Laudamotion abschließen werden, liege auf der Hand.

Der Betriebsrat für das AUA-Flugpersonal hatte ursprünglich für den 6. und 7. März Betriebsversammlungen angesetzt, diese aber kurzfristig aufgrund von Krankheit verschoben. Die 140 im Vorfeld abgesagten Flüge fielen dennoch aus. 10.000 Passagiere waren betroffen.

Die Betriebsversammlungen wurden einberufen, weil die laufenden Kollektivvertrags-Verhandlungen stocken. Auch eine Streikdrohung steht im Raum. Das Unternehmen bietet unter anderem eine Gehaltserhöhung von 2,1 Prozent an, Betriebsrat und Gewerkschaft fordern mehr.

(APA)

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