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AUA-Vorstand verzichtet nach Kritik auf Prämie für 2019

AUA zahlt Millionenprämien für 2019
AUA zahlt Millionenprämien für 2019 ©APA
Der AUA-Vorstand verzichtet nach Kritik auf seinen Anteil an der Prämie für 2019.

"Wir haben heute nach Rücksprache mit Finanzminister @Gernot_Bluemel beschlossen, die für 2019 ausgezahlten Boni des Vorstands freiwillig zurückzulegen. Dies geschieht zusätzlich zum bereits fixierten Verzicht auf 2/3 unserer Einkünfte für die kommenden Jahre", schrieb AUA-Chef Alexis von Hoensbroech auf Twitter.

Die AUA hat trotz Staatshilfe für das abgelaufene Geschäftsjahr 2,9 Mio. Euro an Prämien an den Vorstand und die rund 200 Führungskräfte ausbezahlt. Eine halbe Million Euro davon ging den Angaben der Airline zufolge an den Vorstand. Dem AUA-Vorstand gehören neben Hoensbroech Andreas Otto, Jens Ritter und Wolfgang Jani an. Jani verlässt die AUA im September.

Blümel fordert Rückzahlung

Gewerkschaft und Opposition hatten Finanzminister Blümel (ÖVP) vorgeworfen, bei der in Summe 600 Mio. Euro schweren AUA-Rettung schlecht verhandelt zu haben. Blümel wiederum kritisierte den AUA-Vorstand und forderte am Mittwoch eine Rückzahlung.

Prämien gibt es in vielen Firmen und sind meist vom Erfolg des Unternehmens abhängig, sie sind zum Teil auch in den Dienstverträgen vereinbart. Dazu kommt, dass 2019, das Jahr auf das sich die aktuellen Prämien beziehen, ein Großteil der Betriebe in Österreich noch gute Zahlen geschrieben hat. Im mittleren Management und dem Vorstand setzen sich die Gagen fast immer aus einem Grundgehalt und einer variablen Vergütung zusammen. Der Kleinaktionärsvertreter Wilhelm Rasinger hält Boni-Zahlungen trotz Krise für legitim, sie seien aber unsensibel gegenüber der Öffentlichkeit und dem Steuerzahler, wie er zur APA sagte.

ÖBB-Management verzichtet

Bei den Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) hat das Management aufgrund der Krise auf einen Teil der Prämien verzichtet. "Mit allen MitarbeiterInnen und Führungskräften, die Anspruch auf einen variablen Gehaltsbestandteil haben, wurden individuelle Vereinbarungen getroffen und Abschläge erwirkt", erklärte ein ÖBB-Sprecher am Mittwoch auf APA-Anfrage.

Bei den Geschäftsführern und Vorständen war das - analog zur damaligen Regelung der Bundesregierung - jeweils ein Monatsgehalt, welches einbehalten wurde, so der Sprecher. Man habe aufgrund der aktuellen Situation und der damit verbundenden wirtschaftlichen Situation auf den ÖBB-Konzern rasch reagiert.

350.000 Euro Grundgehalt

Beim Vorstand des von der Coronakrise ebenfalls schwer getroffenen Flughafen Wien wird die aktuell schwierige Situation bei den Prämien für 2020 berücksichtigt. "Da die Gesellschaft beabsichtigt, Unterstützungsleistungen aus dem Notfallfonds der Bundesregierung zu beanspruchen, wird die Bonusauszahlung 2020 den Richtlinien entsprechend auf 50 Prozent der erreichbaren Bonuszahlung für 2019 reduziert", heißt es in Unterlagen zur anstehenden Hauptversammlung. Die beiden Flughafen-Vorstände haben ein Grundgehalt von je rund 350.000 Euro brutto im Jahr. Durch Prämien kann es auf das Doppelte steigen. 2019 schrieb der Airport Rekordzahlen.

Auch andere Branchen, die die Krise zu spüren bekommen haben, sehen keinen Grund, die Prämien für das vergangene Jahr infrage zu stellen. So erklärte der Baukonzern Strabag, der heuer von einem Einbruch der Bauleistung um 10 Prozent ausgeht und Mitarbeiter vorrübergehend in Kurzarbeit hatte, auf APA-Anfrage, für 2019 die variablen Gehaltsbestandteile auszuzahlen. "2019 war für uns ein wirtschaftliches Rekordjahr. Und auch der bisherige Geschäftsverlauf des Jahres 2020 gibt keinen Anlass, von vertraglichen Verpflichtungen und berechtigter Leistungshonorierung abzugehen", so eine Sprecherin.

voestalpine streicht Hunderte Jobs

Bei der voestalpine hat sich die Krise bereits auf die Vorstandsgehälter ausgewirkt. Das Vergütungsmodell sei seit jeher so konzipiert, dass es rasch auf wirtschaftliche Veränderungen reagiere, erklärte Sprecher Peter Felsbach. "So haben sich die Bezüge des Gesamtvorstandes der voestalpine AG aufgrund des schwierigen konjunkturellen Umfeldes und der ersten Auswirkungen von Covid 19 bereits von rund 13 Mio. Euro (Geschäftsjahr 2018/19) auf 8 Mio. EUR im abgelaufenen Geschäftsjahr 2019/20 reduziert", teilte Felsbach auf APA-Anfrage mit. Beim Linzer Stahlkonzern reicht Kurzarbeit alleine nicht mehr aus - an den beiden steirischen Produktionsstandorten Kindberg und Kapfenberg sollen noch heuer Hunderte Jobs gestrichen werden. Der Faserhersteller Lenzing teilte mit, die vereinbarten Prämien für 2019 seien schon im ersten Quartal, also noch vor Ausbruch der Coronakrise ausbezahlt worden.

Prämien gibt es auch bei den teilstaatlichen Casinos. Wie die Tageszeitung "Kurier" am Mittwoch berichtete, werden diese wegen Krise nun aber gekürzt. Die Prämie von Generaldirektorin Bettina Glatz-Kremsner und ihrem Vorstandskollegen Martin Skopek, die rund die Hälfte des Gesamtbezugs ausmache, werde um 50 Prozent gekürzt und beim Fixum verzichten beide zusätzlich auf 20 Prozent, so die Zeitung.

FACC-Krisenfonds

Beim Luftfahrtzulieferer FACC gab es für 2019 keine Prämien. "Wir haben auch die Gewinne zu 100 Prozent im Unternehmen gehalten mit dem Ziel die Liquidität des Unternehmens nach Corona zu stärken", so FACC-Pressesprecher Andreas Perotti. Durch einen Gehaltsverzicht des Vorstands sei ein FACC-Krisenfonds mit 100.000 Euro eingerichtet worden.

Die Gewerkschaft vida fordert von Finanzminister Blümel ein Verbot von Boni. "Was es endlich braucht, sind klare gesetzliche Spielregeln, dass, wenn Konzerne mit Steuergeld unterstützt werden und bei den Beschäftigten gespart wird, keine zusätzlichen Boni mehr an ohnedies gut bezahlte Manager fließen dürfen", verlangte vida-Chef Roman Hebenstreit am Mittwoch in einer Aussendung. Wie das Thema Boni bei den ÖBB gehandhabt werde, wisse er nicht, so Hebenstreit zur APA. Als Belegschaftsvertreter sei er da außen vor.

NEOS-Wirtschaftssprecher Josef Schellhorn sieht in den Prämien bei der AUA eine "Verhandlungspanne" der Regierung. Die pinke Oppositionspartei forderte erneut die Offenlegung des Vertrags zur AUA-Rettung. Das Finanzministerium lehnt dies ab, weil nicht das Finanzressort sondern die Staatsholding ÖBAG und die Coronafinanzierungsagentur Cofag zuständig seien.

(APA)

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