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Asien: 60. Jahrestag des Kriegsendes

Anlässlich des 60. Jahrestages von Japans Kapitulation im Zweiten Weltkrieg hat sich Ministerpräsident Junichiro Koizumi am Montag bei den Nachbarländern für das zugefügte Unrecht entschuldigt.

Vor dem umstrittenen Yasukuni-Schrein versammelten sich am Montag tausende Menschen und gedachten der Opfer des Krieges. Andere asiatische Länder erinnerten mit Feierlichkeiten und Protestveranstaltungen an die Millionen von Toten.

Japan werde die „schrecklichen Lehren“ des Krieges nie vergessen, versicherte Koizumi und sprach von tief empfundener Reue wegen der Kolonialherrschaft und der Überfälle auf andere Staaten. „Unser Land hat Völkern in vielen Ländern, vor allem unseren asiatischen Nachbarn, großen Schaden und Schmerz zugefügt“, hieß es in einer schriftlichen Erklärung des Regierungschefs. Japan drücke „allen Opfern des Krieges, zu Hause und im Ausland“, sein Beileid aus und werde sich um Frieden in der Welt bemühen. Koizumi und Kaiser Akihito verneigten sich anschließend vor einem Chrysanthemenaltar. Die Feier wurde landesweit im Fernsehen übertragen.

Koizumi hatte sich im April dieses Jahres fast wortgleich geäußert. Damals versuchte er, Spannungen mit China abzubauen. Peking warf der Regierung in Tokio vor, Kriegsverbrechen zu verharmlosen. Auch zum 50. Jahrestag des Kriegsendes hatte der damalige japanische Ministerpräsident Tomiichi Murayama eine ähnliche Entschuldigung zum Ausdruck gebracht.

An der Gedenkveranstaltung im Yasukuni-Schrein nahmen auch Veteranen und zwei Kabinettsminister sowie mehrere Abgeordnete teil. Koizumi verzichtete offenbar wegen Drucks aus China auf die Teilnahme. Er hat den Schrein zuletzt im Jänner 2004 besucht.

Mehrere Demonstranten lieferten sich ein Handgemenge mit der Polizei, einige wurden abgeführt. Ein Mann erklärte, er sei von rechtsgerichteten Extremisten angegriffen worden.

In der taiwanischen Hauptstadt Taipeh forderten sechs Frauen zusammen mit rund 20 Demonstrantinnen eine offizielle Entschuldigung dafür, dass sie im Zweiten Weltkrieg als Sex-Sklavinnen missbraucht wurden. Tokio müsse sich in Geschichtsbüchern und Museen zu dieser Tat bekennen, forderte Chen Wen-hui.

In China bewachten Dutzende Polizisten die japanische Botschaft in Peking. Nur mit einer ehrlichen Einstellung gegenüber der Geschichte könne Japan Aussöhnung gewinnen und sich in die internationale Gemeinschaft integrieren, schrieb die Zeitung „China Daily“. In Hongkong marschierten Demonstranten zum japanischen Konsulat.

Die beiden koreanischen Staaten gedachten gemeinsam des Kriegsendes und der Befreiung von japanischer Kolonialherrschaft. „Es ist Zeit für uns, die Geschichte der Zwietracht zu beenden und eine Epoche der nationalen Integration zu beginnen“, erklärte der südkoreanische Präsident Roh Moo Hyun in Seoul. An der Feier nahm eine 200-köpfige Delegation aus Nordkorea teil, zudem gab es erstmals eine Video-Verbindung zwischen den beiden Staaten.

Japan hatte am 15. August 1945, fünf Tage nach dem Abwurf der Atombombe auf Nagasaki, seine Niederlage erklärt. In Korea wird das Datum als „Tag der Befreiung“ gefeiert. 30 Mitglieder der nordkoreanischen Delegation besuchten am Sonntag den Nationalen Friedhof in Seoul, wo neben Opfern der japanischen Besatzungszeit auch die Toten des Koreakriegs begraben liegen.

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