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Ärzte ohne Grenzen: 70 Tote nach Luftangriff auf Khan Younis

Bereits am Samstag hatte es Luftangriffe der israelischen Armee auf Khan Younis (im Bild) gegeben.
Bereits am Samstag hatte es Luftangriffe der israelischen Armee auf Khan Younis (im Bild) gegeben. ©AP
Laut Ärzte ohne Grenzen sind nach einem israelischen Luftangriff in Khan Younis im Süden des Gazastreifens mindestens 70 Tote in einem Krankenhaus der Stadt gezählt worden.

Darum geht's:

  • 70 Tote nach israelischem Luftangriff auf Krankenhaus in Khan Younis
  • Tausende Menschen fliehen im Gazastreifen aufgrund der Angriffe
  • Ärzte ohne Grenzen fordern Waffenstillstand und Zugang zu medizinischer Versorgung

Tödliche Angriffe und medizinische Notlage

Dutzende Patienten, darunter viele Kinder und Jugendliche, hätten im Nasser-Spital am Sonntag wegen schwerer Brandwunden behandelt werden müssen, erklärte die Hilfsorganisation unter Berufung auf ihre Mitarbeiter in der Klinik. Am Sonntag flohen laut der UNO etwa 20.000 Menschen im Gazastreifen gen Süden.

Am Sonntag zu Mittag war in der Klinik bereits eine Statistik ausgehangen, wonach 47 Menschen getötet worden waren. Ein Fotograf hatte der Deutschen Presse-Agentur zu dem Zeitpunkt berichtet, in der Klinik seien viele Leichensäcke aufgereiht gewesen. Die israelische Armee veröffentlichte zunächst keine Mitteilung zu den Berichten über Angriffe im Süden des Gazastreifens.

Flucht aus dem Norden: Israel erweitert Angriffe

Der Projektleiter von Ärzte ohne Grenzen im südlichen Gaza, Christophe Garnier, erklärte: "Der medizinische Bedarf ist enorm." Die Gruppe sei bereit, ihren Einsatz auszubauen, brauche dafür aber "grundlegende Sicherheitsgarantien und uneingeschränkten Zugang zu medizinischen und humanitären Vorräten", erklärte er. "Ein Waffenstillstand ist ein Muss, jetzt mehr als je zuvor, um das andauernde Blutvergießen zu stoppen", forderte er.

Der israelische Verteidigungsminister Yoav Gallant hatte am Samstag angekündigt, die Angriffe im Gazastreifen würden in Kürze auf den Süden ausgeweitet. Das Militär ruft die Einwohner des Nordens seit mehr als einem Monat dazu auf, in eine Zone im Süden zu fliehen, die westlich von Chan Junis am Mittelmeer liegt. Zuletzt wurden erstmals auch Einwohner von Khan Younis zur Flucht aufgerufen.

Die harte Realität der Flüchtenden

Im Laufe des Sonntags sind nach UNO-Angaben etwa 20.000 Menschen aus dem Norden des Gazastreifens Richtung Süden geflüchtet. Die Zahl beruht auf Schätzungen von UNO-Beobachtern vor Ort, berichtete das UNO-Nothilfebüro OCHA am frühen Montag. Die meisten Menschen kamen demnach am Übergang zum südlichen Gazastreifen mit Eselskarren und Bussen sowie manche zu Fuß an.

Die Menschen folgten dem Aufruf der israelischen Streitkräfte, die seit Wochen verlangen, dass Zivilisten die Stadt Gaza und den Nordteil des abgeriegelten Küstengebiets verlassen. Israel zufolge unterhält die militanten Palästinenser-Organisation Hamas dort in Krankenhäusern, Schulen und Wohnhäusern Kommandozentralen und Abschussbasen für Raketen.

Nach Angaben von OCHA berichten Geflüchtete, sie hätten unter anderem durch israelische Kontrollpunkte mit Maschinen zur Gesichtserkennung gehen müssen. Israel befürchtet offenbar, dass sich Terroristen unter den Flüchtenden befinden. OCHA zufolge gab es auch Festnahmen.

Humanitäre Katastrophe im Gazastreifen

Nach Angaben des UNO-Nothilfebüros sind im Gazastreifen inzwischen mehr als 1,7 Millionen Menschen Binnenflüchtlinge, also etwa drei Viertel der Bevölkerung. Rund 900.000 Menschen haben demnach in überfüllten Einrichtungen des UNO-Hilfswerks für Palästinenser (UNRWA) Schutz gesucht.

Israel zufolge gibt es im Süden in den für die Zivilbevölkerung ausgewiesenen Gebieten ausschließlich gezielte Angriffe auf Anführer der Hamas. Doch auch im Süden kommt es immer wieder zu Luftangriffen mit vielen Toten. Die Menschen leben dort unter prekären Umständen, Helfer sprechen von einer humanitären Katastrophe.

News vom Krieg in Israel auf VOL.AT

(APA/dpa)

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