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Arzt, Autor, Regisseur - Multitalent Michael Crichton gestorben

Michael Crichton war Multitalent: Mediziner mit Harvard-Diplom, Autor von 26 Romanen, 11 Drehbüchern, dazu Regisseur und Produzent. Mit 66 starb er jetzt unerwartet an Krebs.

Seine Vorlage für Steven Spielbergs “Jurassic Park” machte ihn so berühmt, dass Paläontologen eine neu entdeckte Dinosaurierspezies in China nach ihm benannten – Crichtonsaurus bohlini. Crichton starb am Dienstag in Los Angeles mit 66 Jahren an Krebs.

Die von ihm kreierte und teils auch geschriebene Fernsehserie “ER” (Emergency Room – Die Notaufnahme) wird noch heute, 15 Jahre nach ihrem Start in den USA, rund um die Welt ausgestrahlt. In ihr verarbeitete Crichton seine Erfahrungen als junger Assistenzarzt. Zwölf seiner Romane wurden verfilmt. Er selbst führte sieben Mal Regie – und produzierte Kinohits wie “Twister”, die Geschichte eines verheerenden Tornados mitten in Amerika.

In Chicago geboren, in Roslyn, einem verschlafenen Nest unweit von New York aufgewachsen, studierte der Sohn eines Journalisten erst Literatur und dann Medizin. Schon in dieser Zeit schrieb Crichton Romane unter Pseudonymen, darunter der Name John Lange, eine Anspielung auf seine Körpergröße von 2,06 Meter. Außerdem hielt er als Gastdozent an der britischen Universität Cambridge Vorträge in Anthropologie.

Crichtons Bücher werden rund um den Globus verschlungen – bisher in mehr als 150 Millionen Kopien. Die größten Erfolge brachten ihm sogenannte Techno-Thriller wie “Andromeda”, “Der große Eisenbahnraub”, “Die vergessene Welt” und “Welt in Angst” ein – alles unterhaltsame, populär aufklärerische Mischungen aus Fakten und Fiktion, aus Wissenschaftsrecherche und Thriller-Elementen. Seinen ersten Preis gewann er mit dem unter dem Pseudonym geschriebenen Roman “Die Intrige”, den Edgar Allan Poe Award. Der amerikanische Ärzteverband AMA zeichnete ihn für “Fünf Patienten/Notaufnahme” mit ihrem Schriftstellerpreis aus. 1995 folgte ein Oscar für technischen Errungenschaften, im gleichen sowie im folgenden Jahr je ein Emmy für “ER”.

In “Westworld” (1973) benutzte er als erster Filmemacher zweidimensionale, am Computer generierte Aufnahmen (CGI), 1976 gelang ihm in “Futureworld” der Durchbruch mit dreidimensionalen Bildern. Mit seinem Freund, dem Neo-Dadaisten Jasper Johns, gab Crichton einen großen Kunstband heraus. Er schrieb Computerprogramme und stellte sie stolz in dem Sachbuch “Electronic Life” vor. Das Promi-Magazin “People” wählte Crichton 1992 auf seine Liste der “Fünfzig bestaussehenden Menschen”. Er war in fünfter Ehe mit der Schauspielerin Sherri Alexander (“Sex And The City”) verheiratet und hatte eine Tochter, Taylor, aus einer früheren Verbindung.

Ungeachtet seiner Hollywood-Verpflichtungen ließ es sich der Mediziner Crichton nicht nehmen, gegen den Missbrauch von Patenten im amerikanischen Gesundheitswesen Sturm zu laufen. In Kommentaren und Artikeln, unter anderem für die “New York Times”, wies er immer wieder darauf hin, dass in den USA bereits jedes fünfte menschliche Gen unter Patentschutz steht. Damit würden Tests und Behandlungen unnötig teuer und Wissenschaftler aus Kosten- und juristischen Gründen davon abgehalten, an einem bereits patentierten Gen weiter nach Krankheiten zu forschen. Seine eigene Krankheit behielt der Autor weitgehend für sich. Er habe privat gegen den Krebs gekämpft, teilte seine Familie mit.

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