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Armut kann gefährlich sein

Wolfurt (VN) -  Armut macht nicht nur krank. Sie steigert auch das Verletzungsrisiko für Kinder und Jugendliche, wie Erfahrungen aus dem Projekt „… trotz allem gesund!“ der IfS-Familienarbeit zeigen.

Demnach ist die Gefahr bei Kindern aus sozial benachteiligten Familien mit 30 Prozent fast doppelt so hoch wie bei Gleichaltrigen aus besser gestellten Verhältnissen. Das hat auch die Initiative Sichere Gemeinden alarmiert. In Kooperation mit dem Arbeitsprojekt Integra wurde deshalb eine Informationsveranstaltung für Mitarbeiter und deren Kinder organisiert. Doch einmal mehr zeigte sich, wie schwer diese Zielgruppe für das Thema Gesundheitsförderung zu motivieren ist. Von 30 angemeldeten Personen kamen gerade einmal zehn.

Und die stammten vorwiegend aus dem administrativen Bereich. Aber sie nahmen das Angebot gerne an. Die Erwachsenen wurden über die häufigsten Gefahren für Kinder – nämlich Verbrennungen, Verbrühungen und Ertrinken – aufgeklärt und mit probaten Sicherheitsvorkehrungen bekannt gemacht. Der Nachwuchs übte sich an einem Riesen-Memory, bei dem es galt, Gefahrensituationen und die sicheren Varianten dazu aufzudecken. Abgesehen davon jedoch erwies sich der Samstag als keine so gute Terminwahl.

„Einen freien Tag für eine betriebliche Weiterbildung zu opfern, erfordert ein hohes Maß an Sensibilität und Eigenverantwortung“, weiß Ing. Franz Rein, Geschäftsführer der Initiative Sichere Gemeinden. Beides fehlt bildungsfernen und sozial schwachen Schichten häufig. „Es ist ein heikles Problem“, bestätigt Integra-Geschäftsführer Stefan Koch. Denn in Anbetracht der vielfach instabilen Lebenslagen würden die Mitarbeiter eben andere Prioritäten setzen. Trotzdem hält auch Koch die Unfallprävention allein schon im Sinne der Lebensqualität dieser Menschen für wichtig. Außerdem dürfe niemand von seiner Eigenverantwortung freigesprochen werden.

 
 
In Arbeitszeit integrieren

Das Arbeitsprojekt Integra in Wolfurt beschäftigt pro Jahr etwa 400 Personen. Mit einem Unfallpräventionsprogramm wären laut Stefan Koch etwa 300 Haushalte zu erreichen. Das kann allerdings nur funktionieren, wenn das Angebot in die Arbeitszeit integriert ist. Was künftig der Fall sein wird, wie Franz Rein ankündigte. So soll wenigstens eine Arbeitsstunde pro Woche der Unfallverhütung gewidmet sein. „Im Rahmen ihrer Tätigkeit lassen sich unsere Leute sicher anders ansprechen als durch eine Beratung“, gibt sich Stefan Koch überzeugt. Das weiß niemand besser als Hubert Löffler, Leiter der IfS-Familienarbeit. „Man muss diese Menschen abholen“, sagt er. Sei die Hürde erst einmal genommen, sei die Motivation zum Weitermachen da.

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