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Arbeitsmigration: CEPS-Bericht über negative Auswirkungen

Das Land braucht hochqualifizierte Arbeitskräfte.
Das Land braucht hochqualifizierte Arbeitskräfte. ©APA
Die Arbeitsmigration hat nach einer CEPS-Studie zwar große wirtschaftliche Vorteile gebracht, doch kann die Mobilität von Arbeitskräften auch negative Auswirkungen haben. Dies sei dann der Fall, wenn es eine "selektive Mobilität" gebe, die zu einer Abwanderung von Hochqualifizierten führt, was wiederum eine Aushöhlung des Steueraufkommens im Ursprungsland bewirken kann.

Die EU-Finanzminister beraten Samstag auf ihrem informellen Treffen in Bukarest über das Thema. In den vergangenen 10 Jahren hat die Arbeitsmigration um die Hälfte zugenommen, schreibt CEPS (Center for European Policy Studies). Nach jüngsten Daten erreichte sie 2018 bereits 4,0 Prozent. Laut Studie habe dies einerseits einen signifikanten Beitrag für das Wirtschaftswachstum in den Gastländern zur Folge gehabt, andererseits trage das höhere Einkommen der “mobilen Bürger” außerhalb ihres Heimatlandes auch zu einem beträchtlichen Nutzen für jene bei, die zuhause bleiben. Doch könnte gleichzeitig hohe Arbeitsmigrationsraten eine negative Auswirkung in den Ursprungsländern haben. Dabei führt CEPS die Abwanderung von Wissenschaftern bzw. hoch qualifizierten Arbeitskräften ins Ausland (“brain drain”) an sowie die Aushöhlung des Steueraufkommens im Ursprungsland des abgewanderten Arbeitnehmers.

Niedrigere Produktivität

Damit könnte die Arbeitsmigration – die Freizügigkeit der Arbeitnehmer ist eine der vier Grundfreiheiten der EU – vor allem durch Höherqualifizierte zu einer niedrigeren Produktivität im Entsendeland führen. Diese Hochqualifizieren verdienen dann in den Ländern mehr, die reicher sind, und damit trage die Migration zu einer unverhältnismäßig hohen negativen Auswirkung auf die Produktivität und Wirtschaftsleistung in dem Entsendeland bei. Außerdem werde es für das Ursprungsland bei großer Abwanderung immer schwieriger, die Staatsverschuldung zu bedienen.

CEPS schreibt, dass bei einer großen Auswanderung dem Heimatland Kosten entstehen können. Die Steuerkosten einer reduzierten Erwerbsbevölkerung und einer niedrigeren Steuerbemessungsgrundlage, die zu niedrigeren Einkommensteuereinnahmen führt, können erheblich sein, wenn ein großer Teil der inländischen Arbeitskräfte auswandert. Eine kleiner werdende Bevölkerung bedeute jedoch auch Einsparungen bei den Ausgaben, und einige der mobilen Arbeitnehmer wären möglicherweise arbeitslos gewesen, wenn sie geblieben wären.

Tragfähigkeit der Schulden

Der Einkommenssteuereinnahmenausfall bei einer kleineren inländischen Erwerbsbevölkerung sollte auch durch höhere Mehrwertsteuereinnahmen für inländische Ausgaben kompensiert werden, die durch Überweisungen finanziert werden. Darüber hinaus können Rücküberweisungen zum inländischen Kapitalstock beitragen, wodurch höhere Produktivität und Löhne sowie indirekt höhere Steuereinnahmen ermöglicht werden, schreibt CEPS. In Ländern mit hoher Verschuldung kann eine alternde Bevölkerung aber in Verbindung mit der Emigration die Tragfähigkeit der Schulden verschlechtern.

In Zukunft werde der Lohnunterschied, der als starker Ost-West-Pull-Faktor gewirkt hat, mit zunehmender Konvergenz der Löhne wahrscheinlich an Bedeutung verlieren. Für einige Länder wie Polen, in denen die Löhne sich erheblich an das Niveau der alten EU-Länder angeglichen haben, gebe es einige Anzeichen dafür, dass die Mobilität nach außen bereits zurückgegangen ist. Bei anderen Niedriglohnländern bleibe der Lohnunterschied sehr groß, und es wird erwartet, dass die Zahlungsströme noch einige Zeit andauern.

Besteuerung der Arbeitskräfte spielt keine zentrale Rolle

Die Besteuerung von Arbeitskräften scheint laut CEPS dagegen bei Migrationsentscheidungen keine zentrale Rolle zu spielen. Höhere (nach Steuern) Löhne sind nicht das einzige Motiv für Mobilität. Die Qualität der öffentlichen Dienstleistungen sei ein weiterer wichtiger Faktor. CEPS: “Leider scheinen einige südliche und östliche Mitgliedsstaaten Schwierigkeiten zu haben, die Lebensqualität ihrer Bürger durch effektive öffentliche Ausgaben und die Bereitstellung hochwertiger öffentlicher Güter zu verbessern. Sie erleben möglicherweise die größten Abflüsse von Arbeitnehmern und damit die größten Herausforderungen für Wachstum und Nachhaltigkeit der Rentensysteme und der Staatsverschuldung.”

(APA)

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