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Arbeitsklimaindex: Hohe Belastung drückt Zufriedenheit

Handel im Advent besonders unter Druck
Handel im Advent besonders unter Druck ©APA/THEMENBILD
Rund 80 Prozent der Beschäftigten in Österreich sind mit ihrem Leben zufrieden, aber nur 60 Prozent mit ihrem Einkommen - das zeigt der aktuelle Arbeitsklimaindex der Arbeiterkammer Oberösterreich, der am Mittwoch in Wien präsentiert wurde. Hohe Belastungen durch Zeitdruck, gesundheitliche Probleme und psychische Beschwerden drücken die Zufriedenheit mit dem Arbeitsleben insgesamt und lassen viele an einem Verbleib im Beruf bis zur Pension zweifeln.

Der seit fast 30 Jahren erhobene Index setzt sich aus den vier Teilbereichen Gesellschaft, Betrieb, Arbeit und Erwartungen zusammen. Nach einem Höchststand von 109 Punkten im Jahr 2019 hat die Corona-Pandemie die Stimmung deutlich gedrückt, der Gesamtindex fiel zuletzt auf 102 Punkte. Besonders die Teilindizes Betrieb und Arbeit verzeichneten Einbußen und liegen mit 68 bzw. 71 Punkten derzeit auf einem Tiefststand, während sich der Bereich Gesellschaft wieder erholt hat und die Erwartungen der Beschäftigten relativ stabil geblieben sind.

Drei Viertel sind mit ihrer Arbeit zufrieden

Drei Viertel der Befragten geben an, mit ihrer beruflichen Tätigkeit insgesamt (sehr) zufrieden zu sein. Deutlich wird im Index jedoch, wie stark sich konkrete Arbeitsbelastungen auf die Zufriedenheit auswirken: Von jenen, die unter Zeitdruck leiden, sind 67 Prozent mit ihrer Arbeit zufrieden, bei Beschäftigten ohne diese Belastung sind es 78 Prozent. Schlechte Gesundheitsbedingungen sowie Einsamkeit oder Isolation am Arbeitsplatz schlagen besonders stark auf das Arbeitsklima durch.

Psychische Beschwerden wie das Gefühl, nicht abschalten zu können, drücken den Teilindex Arbeit massiv. Ähnlich verhält es sich mit körperlichen Beschwerden - je mehr davon angegeben werden, desto weiter fällt der Indexwert bis auf 56 Punkte bei Personen mit sieben oder mehr Leiden. Mit steigender Belastung wächst auch die Bereitschaft, den Arbeitgeber oder sogar den Beruf zu wechseln: Durch Zeitdruck Belastete denken zu 30 Prozent über einen Wechsel nach, gegenüber 21 Prozent ohne diese Belastung. Bei Beschäftigten mit starker Arbeitsunlust sind es 48 Prozent, bei jenen ohne nur 6 Prozent.

Ob man bis zur Pension im derzeitigen Beruf durchhält, hängt eng mit der Zufriedenheit zusammen. Von den mit ihrer Tätigkeit Zufriedenen können sich 70 Prozent vorstellen, bis zur Pension im Beruf zu bleiben, bei mittel oder gar nicht Zufriedenen ist es weniger als die Hälfte. Auch Lebens- und Einkommenszufriedenheit sowie die Frage, wie gut sich Beruf und Privatleben vereinbaren lassen, beeinflussen diese Einschätzung deutlich.

Handel im Advent besonders unter Druck

Ein besonderes "Blitzlicht" wirft der aktuelle Index auf den Handel, der im Advent traditionell unter Hochdruck steht. Lärm, ständiger Kundenkontakt, lange Öffnungszeiten und Samstagsarbeit machen die Vorweihnachtszeit zu einer der stressigsten Phasen des Jahres. Nur 56 Prozent der Handelsbeschäftigten sind mit ihrem Einkommen (sehr) zufrieden, gegenüber 61 Prozent in den übrigen Branchen. Während der Pandemie ist die Zufriedenheit im Handel stark gesunken und hat sich seither nicht wieder auf Vorkrisenniveau erholt.

Die AK Oberösterreich fordert angesichts der Ergebnisse bessere Arbeitsbedingungen, um Belastungen zu reduzieren und den Verbleib im Beruf bis zur Pension zu erleichtern. Überstunden und Mehrarbeit müssten korrekt bezahlt werden, betont die AK. Die "beste Pensionspolitik" sei eine aktive Arbeitsmarktpolitik mit dem Ziel der Vollbeschäftigung. Für den Arbeitsklimaindex werden jährlich mehr als 4.000 Personen in ganz Österreich in persönlichen Gesprächen und Online-Interviews befragt, seit 2008 ergänzt ein Gesundheitsmonitor den Schwerpunkt auf arbeitsbedingte Belastungen.

(APA)

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